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Aktienmärkte: Chinas Aufschwung der Wirtschaft und der Börsen

Wie China immer mehr zu den USA aufschließt - und damit die Rivalität auch dann nicht enden wird, wenn Trump nicht mehr US-Präsident ist

Die Aktienmärkte in China machen im Jahr 2020 wieder auf sich aufmerksam! Mit seiner wirtschaftlichen Erholung des Bruttoinlandsprodukts, welches als einziges großes Land „offiziell“ im zweiten Quartal bereits wieder um 3,1 Prozent zulegen konnte – und mit seinen Aktienmärkten, die zum Beispiel mit dem Index CSI 300 seit Jahresanfang zuletzt schon 18 Prozent im Plus standen. Chinas Aktienmärkte sind unterdessen auf ein neues Hoch in der Marktkapitalisierung gestiegen.

Chinas wilde Aktienmärkte

Bisher konnte man immer wieder lesen, dass die Aktienmärkte in China zum einen für Ausländer ziemlich intransparent seien – und dass der typische chinesische Kleinanleger seine Liebe zu Casino und Glückspiel auch am Aktienmarkt auslebe. So schwankte der Index für Festlandaktien, der CSI 300, in den letzten sechs Jahren zwischen 2100 und 4800 Punkten. Was sich auch in einem sehr wechselhaften Bewertungsverhältnis in den letzten eineinhalb Jahrzehnten äußert, mit einem für unsere Verhältnisse doch sehr schwankungsfreudigen Kurs/Gewinnverhältnis von 10 bis 50.

Doch seit der moderaten Öffnung der chinesischen Aktienmärkte werden mehr und mehr ausländische Investoren angelockt, allein schon wegen der überraschend guten Bewältigung der Pandemie in China. Der Datenanbieter Refinitiv spricht davon, dass in diesen Jahr netto bereits zwei Milliarden Dollar in chinesische Investmentfonds geflossen seien. Das direkte Investment in eine der 4000 chinesischen Festlandsaktien gestaltet sich aber als nach wie vor schwierig. Wie bereits dargelegt, ist der chinesische Aktienmarkt mit 18 Prozent deutlich stärker gestiegen, als der MSCI World zu diesem Zeitpunkt mit plus 4,5 Prozent, auch liegt das aktuelle KGV mit 18 in China noch nicht übermäßig hoch.

Die chinesische Führung will auch in Sachen Aktienmärkte auf Tuchfühlung zu den überaus dominanten US-Indizes kommen. Deshalb wird man sich auch über die Meldung bei Bloomberg gefreut haben, dass der Wert aller 4000 chinesischen Festlandaktien ein neues Allzeithoch erreicht hat. Nach den 10,05 Billionen Dollar aus dem Jahr 2015, kurz vor der Wachstumskrise, stieg man nun auf 10,08 Billionen Dollar. Damit fehlt zwar noch ein gewaltiges Stück zu den USA, die mit zuletzt festgestellter Marktkapitalisierung von 39,5 Billionen Dollar die weltweiten Aktienmärkte geradezu dominieren. Die Welt-Marktkapitalisierung hatte am 2. September die Marke von 89 Billionen Dollar überschritten.

Doch was für ein Anteil von Apple plus 2999 weiterer Titel aus dem Russel 3000, der für 98 Prozent aller in den USA gelisteten Aktien steht. Aber eigentlich könnte man zu den 10 Billionen Dollar der chinesischen Indizes noch die fast vier Billionen Dollar des Hang Seng in Hongkong dazurechnen, der aber aufgrund der Unruhen im Lande 2020 bisher 12 Prozent verloren hat.

Wie geht es weiter in China?

Viele Investoren dürften weiter auf das Wachstum Chinas setzen, welches auch der Internationale Währungsfonds für 2021 jüngst auf über acht Prozent taxiert hat, weit über dem der USA. Hier setzt man im Lande doch sehr auf einen Wandel von der großen Eportabhängigkeit zu einer stärker konsumorientierten Volkswirtschaft. Der Anteil des Konsums im Reich der Mitte liegt mit 38 Prozent weit niedriger als in Deutschland (51 Prozent) oder erst in den USA (70 Prozent). Hinzu kommt die Förderung von Technologien, um sich unabhängiger vom Ausland zu machen.

„Knackpunkt“ chinesische Wirtschaftsdaten

Es gibt immer wieder Zweifel an der Validität wirtschaftlicher Daten aus China, die oft aus einem Mehrjahresplan stammen könnten. Wie zum Neuspiel die Höhe der Arbeitslosigkeit, die sich über ein Jahrzehnt nur an der Nachkommastelle unterschieden hatte. Deshalb sagte einmal ein chinesischer Minister, er achte nicht auf das, was die Regionalregierungen melden, denn diese hätte staatliche Vorgaben aus Peking – sondern auf das, was die Umweltdaten aus den Regionen aussagen.

Dennoch: Es ist nicht alles manipulierbar, zum Beispiel das große Bild der Volkswirtschaft.

Neben den staatlich verordneten chinesischen Daten gibt es die unbestechlichen Daten von Satelliten zur Umwelt, zum Ausstoß von Schadstoffen von Kohlekraftwerken und anderen Energieträgern, Aufnahmen zur Dichte des Luft-, des Straßen-, des Zug-, und des Schiffverkehrs mit der Zahl der Containerschiffe in den Häfen, Bewegungsprofile von Mobiltelefonen, die Aufnahmen von geparkten Autos auf Werkparkplätzen, sogar die Betriebsdauer der Öfen in Krematorien ist aus der Luft überwachbar und vieles mehr. Es gibt viele Hedgefonds, die sich solche Aufnahmen kaufen, um sich ein Bild über die Wirtschaftslage der Länder machen zu können. Früher sandte man Mitarbeiter an die Parkplätze von Walmart, um die Zahl der Kundenfahrzeuge zu registrieren.

Hinzu kommt bei Exportdaten auch immer die Gegenseite: chinesische Ausfuhren sind die Einfuhren in anderen Ländern – und die kann man in China wohl nicht fälschen.

Beispiel das Foto einer Rush Hour in China: Im Februar waren die Straßen noch leer

Fazit

Bei allen Zweifeln an der Validität offizieller Wirtschaftsdaten aus China bleibt es unverkennbar, dass das Land weiter dabei ist, den Abstand zum großen Rivalen in den USA zu verringern – das gilt auch für die Aktienmärkte.

Man kann vieles im Inland vertuschen und beschönigen – aber nicht das, was man ins Ausland ausführt oder von dort einführt. Die Anzahl produzierter Pkw, die Anzahl verkaufter Mobiltelephone, die Anzahl der Länder, mit denen Huawei Verträge zum Aufbau des 5G-Netzes geschlossen hat, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Es ist auch unbestritten, dass China mit seinen riesigen Infrastrukturprogrammen nach 2009 für die Hälfte des Wachstums der Weltwirtschaft beigetragen hat. Auch wenn ganze Millionenstädte, aufgrund des Baubooms heute leer stehen. Aber auch das ist nicht geheim zu halten.

Chinas Aufschwung ist unverkennbar, in der Wirtschaft und an den Börsen. Das riesige Land wird offiziell, trotz seines Bruttoinlandsprodukts von 14 Billionen Dollar, immer noch als Emerging Market eingestuft, Chinas Aktienmärkte sind noch nicht einmal im MSCI World enthalten, sondern lediglich im Sammelindex des MSCI Emerging Markets. Wie werden sich die drei großen Wirtschaftsblöcke USA, EU und China weiterentwickeln? Durch Abschottung? Nicht so einfach umsetzbar. Denn dann gehen in Europa schlagartig die Medikamente zur Neige und in den USA die „Seltenen Erden“, die zu 80 Prozent in China gefördert werden. Nichtsdestotrotz dürfte der Kampf um die technologische und wirtschaftliche Krone bald in eine neue Runde gehen.

China holt weiter auf im Vergliech zu den USA: das gilt für Wirtschaft und Aktienmärkte gleichermaßen



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