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Weltwirtschaft: IWF-Prognose zur Coronakrise – so schlimm wird es

Auf sage und schreibe 28 Billionen Dollar beziffert die Chefökonomin des IWF den Wohlstandverlust infolge der Pandemie für die Weltwirtschaft. China holt

Gerade erschien der nächste Ausblick auf die Weltwirtschaft durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) mit einigen Anpassungen – und damit der nächste Versuch im konjunkturellen Corona-Nebel etwas Klarheit zu gewinnen. Eigentlich ein immer wiederkehrender Versuch die Zukunft abzubilden, was zunächst im Jahr 2019 zuletzt krachend gescheitert ist. Interessant ist der Ausblick dennoch, denn schließlich sind in den Prognosen auch die vielen aktuellen Daten eingearbeitet, die in ihrer Widersprüchllichkeit etwas verwirren.

Weltwirtschaft: 28 Billionen Dollar globaler Wertverlust

Die 14-stellige Zahl mit der der IWF in seinem aktuellen Outlook hantiert, überfordert eigentlich das menschliche Gehirn. Auf sage und schreibe 28 Billionen Dollar beziffert die Chefökonomin, Gita Gopinath, den Wohlstandverlust infolge der Pandemie für die Weltwirtschaft, allerdings über die nächsten fünf Jahre verteilt. Sonst wäre es eine echte Horrorzahl, nachdem das Weltsozialprodukt für die 7,6 Milliarden Menschen im Jahr 2019 knapp 87 Billionen Dollar betragen hat. Für das laufende Jahr schraubte der IWF seine Erwartung für das globale Wachstum von minus 4,9 Prozent (Junischätzung) auf 4,4 Prozent nach oben, für 2021 jedoch um 0,2 Prozent nach unten (+5,2 Prozent). Gründe dafür sind das starke Wachstum im dritten Quartal, aber auch die gegenwärtige Bremse durch das starke Aufflackern von Covid-19 in der fast überall zu beobachtenden zweiten Welle. Für die USA geht man für Q3 bereits von einem Wachstum von 29 Prozent gegenüber dem Vorquartal aus, was für Donald Trump sogar eine Wahlkampfhilfe bedeuten könnte, schließlich werden diese Zahlen wenige Tage vor dem Wahltag am 28. Oktober veröffentlicht.

Die Revision nach unten ist damit schon erklärt mit der Entwicklung von Covid-19, die Regierung für Regierung immer nervöser und aktionistischer macht.

Und Deutschland?

Für Deutschland erwartet der Währungsfonds in diesem Jahr nun nur noch einen Wirtschaftseinbruch von sechs Prozent gegenüber 7,8 Prozent in der Juniprognose. Für 2021 reduzierte man das Wachstum aber von 5,4 auf 4,2 Prozent, ebenso aus besagten Gründen. Etwas optimistischer, trotz Abwärtsrevisionen, klingt die Gemeinschaftsdiagnose mehrerer deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute (DIW, Ifo-Institut, IWH und RWI). Diese erwarten für Deutschland eine Schrumpfung des BIP für 2020 um 5,4 Prozent (vorher -4,2 Prozent) und für 2020 ein Wachstum von 4,7 Prozent (vorher 5,8 Prozent).

Großen Wert legen die Medien auf die Feststellung, dass man mit dieser 2020-er-Rezession unterhalb des Nachkriegsrekords von minus 5,7 Prozent infolge der Finanzkrise von 2009 bleiben würde.

Was machen die anderen Länder?

Während der IWF die Rezessionszahlen für die Industrieländer etwas anhob, allen voran die USA (von minus acht auf minus 4,3 Prozent), so senkte man bei den Entwicklungsländern etwas den Daumen. Dementsprechend lautete eine Forderung des IWF: Verlängerung des Schuldenmoratoriums für die 77 ärmsten Staaten.

Besonders stark erwischt es 2020 das Heimatland der indisch-amerikanischen Chefökonomin des IWF, Indien. Dort soll es mit der Wirtschaft um 10,3 Prozent nach unten gehen, nachdem man in den letzten Jahren durchschnittlich um sieben Prozent gewachsen war. Im Land mit der zweithöchsten Bevölkerung nach China mit 1,37 Milliarden Menschen schnellten die Covid-19-Zahlen zuletzt so in die Höhe (100.000/Tag), dass man befürchten musste, das Indien die USA mit ihren Infektionszahlen bald überholen könnte. Was auch eine bestimmte Reaktion auslösen würde, auf die ich hier nicht eingehen möchte. Aber seit gut zwei Wochen gehen die Infektionszahlen „offiziell“ deutlich nach unten. Von der indischen Halbinsel kommen auch recht merkwürdige Berichte über Antikörpertests aus den Metropolen, aus denen hervorgeht, dass gewisse Regionen schon so etwas wie eine Herdenimmunisierung erreicht haben könnten.

Anders hingegen die Lage, in dem Land, welches offiziell noch den Status eines Emerging Markets innehat: China

Das Reich der Mitte soll als einzige große Wirtschaft mit 1,9 Prozent in diesem Jahr wachsen und 2021 mit 8,2 Prozent sogar den Turbo zünden. Hat der IWF sich da etwa and den Daten aus der Finanzkrise orientiert, als China mit seinem Wachstum die halbe Weltwirtschaft mit nach oben zog?

Fazit

Die Wirtschaftswelt und ihre Organisationen lechzen nach Prognosen und Ausblicken für die Entwicklungen der Weltwirtschaft. Wenngleich diese Form der „Prognosteritis“ eine statistisch höchst unbefriedigende Angelegenheit war und ist – mit entsprechender Trefferquote. Hat der IWF jemals eine Rezession einigermaßen zeitnah vorhergesagt, von externen Schocks wie Covid-19 sogar einmal abgesehen?

Aber: Sollten sich die Zahlen des IWF für das laufende und das nächste Jahr insbesondere in der Relationen China – USA einigermaßen bestätigen, so kann man eines feststellen: der Abstand der wirtschaftlichen Nummer eins (USA) zur Nummer zwei (China) wird über zwei Jahre weiter schrumpfen.

Das wird natürlich der US-Administration, egal welcher Couleur nach dem 3. November, nicht gefallen und den Streit um die technologische und wirtschaftliche Dominanz wieder anfachen. Zu Lasten einer globalisierten Weltwirtschaft – und da wären wir bereits beim ersten Punkt, der die Prognosen des IWF für 2021 ins Wanken bringen könnte..

Die Weltwirtschaft leidet unter der Coronakrise - nun neue Prognosen vom IWF



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1 Kommentar

  1. Guter Artikel mit top Analysen. Was u.U. auch noch erwähnenswert wäre ist z.B. China erklärte (am Donnerstag) alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Rechte und Interessen seiner Unternehmen zu schützen. Und wie ist das mit dem Drachen für Europa?

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