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Aktienmärkte: Die große Angst vor dem Wochenende!

Die Panik ist da, die Aktienmärkte haben heftig reagiert und sind in den Korrekturmodus abgerutscht. Aber die große Gefahr lauert in den USA selbst

Während man vor einigen Wochen (eigentlich im ganzen Jahr 2019) immer damit rechnen konnte, dass die Aktienmärkte am Freitag steigen würden, so hat sich das mit dem Auftreten der weltweiten Coronavirus-Epidemie gründlich geändert. Schließlich kann man von Freitag abends ab 22:00 Uhr an bis zum Montag nicht auf eventuell auftretende Virus-Überraschungen reagieren. Dies dürfte am heutigen Freitag erst recht gelten, schließlich ist das Virus im Herzen Europas angekommen.

Aktienmärkte: Die letzte Februarwoche, ein Desaster an den Börsen

Es ist nur gut eine Woche her, da hatten die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks neue Allzeithochs erklommen. Trotz einer riesigen Schere zwischen Aktienbewertung und Unternehmensgewinnen. Die Liquidität war es, die man im Überfluss in einem US-Wahljahr erwartete. Dann aber rückte Covid-19 bis nach Mitteleuropa vor.

Die Reaktionen an den Börsen haben wahrlich gewaltige Dimensionen.

Allein in der letzten Woche gingen von der Marktkapitalisierung der Weltbörsen von 88 Billionen Dollar fünf Billionen verloren. Der Dow Jones verlor allein in dieser Woche 3000 Punkte, vom Allzeithoch ging es im Eiltempo in den Korrekturmodus. S&P 500, Nikkei, europäische und asiatische Börsen, überall das gleiche Bild. Mehrfach sprach man in amerikanischen Wirtschaftssendern davon, dass es in der Nachkriegszeit noch niemals einen so raschen Einbruch von einem Allzeithoch bis in den Korrekturmodus gegeben hat.

Es kamen mehrere Entwicklungen zusammen: Eine extreme Euphorie der Aktienmärkte, Notenbanken, die den Zins abgeschafft und die Liquiditätschleusen geöffnet haben, die zur überbordenden Sorglosigkeit (Complacency) geführt hatte. Dazu eine plötzlich auftretende Gefahr für die Weltwirtschaft in Form einer nicht kalkulierbaren Pandemie, einem kleinen „schwarzen Schwan“. Dergleichen in Kombination gab bisher noch nicht, deshalb hinken historische Vergleiche.

Wie geht es weiter?

War der gestrige Tag an der Wall Street bereits der Wash-Out, der in einem Selling Climax die notwendige Bereinigung der Aktienmärkte durchgeführt hat? Es hat sicherlich ein großes Blutbad gegeben bei gehebelten Anlegern, reihenweise müssen Stop-Loss-Orders ausgeführt und auch Margin Calls „verschickt“ worden sein. Dabei erwischt es erfahrungsgemäß die Highflyer am stärksten. Aktien, die überproportional gestiegen sind und bei denen die Investoren große Gewinne preisgeben müssten. Aber es betrifft nicht nur Verdoppler wie Tesla oder Ballard Power, auch einige FAANGˋs kamen schwer unter die Räder – und hier ergeben sich bei den absoluten Verlusten schon gewaltige Größenordnungen:

  • Apple minus 200 Millionen Dollar (vom Hoch)
  • Alphabet minus 133 Milliarden
  • Amazon minus 124 Milliarden
  • Facebook minus 90 Milliarden Dollar.

Aber jetzt ist die Stimmung der Aktienmärkte von Euphorie in ihr Gegenteil umgeschlagen. Der Fear&Greed-Index notiert auf dem Panikniveau von 13 Punkten, die Put-Käufe an der CBOE haben ein Mehrjahreshoch erreicht und über 90 Prozent der Werte im S&P 500 befinden sich im Korrekturmodus. Damit könnte der Boden bereitet sein für eine technische Gegenbewegung, wenn da nicht das kommende Wochenende wäre mit dem Damoklesschwert Covid-19.

Natürlich kommt wieder die Federal Reserve ins Spiel. Der immergleiche Ruf nach Zinssenkungen. Die Wahrscheinlichkeit für einen „Cut“ bereits im März liegt bei 58 Prozent, für den Juli bei 61 Prozent. Doch viele fragen sich, was eine Geldspritze in einer Pandemie bringen soll? Deshalb steigt man weder in ein Flugzeug ein und fliegt in den Urlaub – noch kehrt man an seinen Arbeitsplatz zurück, wenn die Gefahr einer Infektion besteht.

Fazit

Die Panik ist da, die Aktienmärkte haben heftig reagiert und sind in großer Zahl in den Korrekturmodus abgerutscht. Covid-19 hat das Potenzial, den 11-jährigen Aufschwung zu beenden.

Aber die große Gefahr lauert in den USA selbst. Wenn es eine Kombination aus sinkendem Verbrauchervertrauen und einbrechenden Aktienindizes geben sollte, wäre es vorbei mit dem US-Konsum, der für 16 Billionen Dollar Jahresumsatz steht. Sollte die Wall Street von der Korrekturphase in einen Bärenmarkt fallen (minus 20 Prozent), so entspräche dies einer Kapitalvernichtung von mindestens 7 Billionen Dollar. Wie hoch hatte der IWF die Verluste für die Weltwirtschaft bei einer Pandemie eingeschätzt? 1,1 Billionen Dollar! Daran erkennt man einmal mehr, welche Rolle der US-Konsument in der globalen Ökonomie spielt. Deshalb gehe ich schwer davon aus, dass es bei weiteren Kursverlusten der amerikanischen Aktienmärkte zeitnah eine heftige konzertierte Aktion der Regierung und der Federal Reserve geben wird (Wie bereits in einem früheren Artikel überschrieben „Die Wall Street, Donald Trumps Achillesferse“).

„Am Stand des Dow Jones sollt ihr meine Wirtschaftspolitik messen“, so die Standardformulierung bei vielen von Eigenlob-triefenden Reden des US-Präsidenten: „The reason our stock market is so successful is because of me. I’ve always been great with money, I’ve always been great with jobs, that’s what I do. And I’ve done it well, I’ve done it really well, much better than people understand and they understand I’ve done well.“

Da kann es ihm sicher nicht gefallen, dass von dem 11.000-Punkte-Anstieg beim Dow Jones seit seiner Wahl jetzt schon über 3000 Punkte verlustig gegangen sind..

Die Aktienmärkte werden heute ultranervös sein vpr dem Wochenende

 

 



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