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US-Investoren setzen auf Europa Aktienmärkte: Warum Europa-Aktien die US-Pendants schlagen

Aktienmärkte: Warum Europa-Aktien die US-Pendants schlagen
Aktienmärkte: Europa vs USA. Foto: Pongpun - Freepik.com

In Europa läuft es derzeit rund an den Aktienmärkten. Europäische Aktien müssen sich nicht hinter ihren US-Pendants verstecken. Im Gegenteil, der Deutsche Aktienindex (Dax) hat in den letzten zwei Monaten sogar den US-Leitindex S&P 500 deutlich outperformt. Trotz der starken Kursgewinne europäischer Aktienmärkte wie dem deutschen Leitindex, dem französischen CAC und dem marktbreiten Stoxx 600 Index sind Aktien im Vergleich zu den USA immer noch sehr billig. Die Wall Street hat daher ein Auge auf die Aktienmärkte in Europa geworfen. Laut einem Bericht von Bloomberg setzen US-Investoren nun verstärkt auf Aktien in Europa, was dafür spricht, dass die Rally noch weiter gehen kann.

Europäische Aktienmärkte rücken ins Visier

Die Anleger setzen darauf, dass Europa die nächste Etappe der globalen Aktien-Rally anführen wird, und weiten ihre Wetten aus, während teure US-Aktienmärkte die Erinnerungen an die Dotcom-Blase wachrufen.

Nach Angaben der Goldman Sachs Group sind Hedgefonds im Vergleich zur globalen MSCI-Benchmark nun so stark wie nie zuvor in europäischen Aktienmärkten engagiert. Laut einer aktuellen Umfrage der Bank of America haben auch Investmentfonds ihre Allokation in Aktien der Region so stark erhöht wie seit Juni 2020 nicht mehr.

Die Aussicht auf eine Outperformance Europas gegenüber den US-Aktien hat durchaus ihre Berechtigung“, sagte Paul Brain, stellvertretender Chief Investment Officer of Multi-Asset bei Newton Investment Management, in einem Interview in London. „Die großen US-Technologiewerte scheinen mittlerweile ein Best-Case-Szenario voll eingepreist zu haben. Sie könnten nach der massiven Rally mit Gegenwind durch Wettbewerb und Regulierung konfrontiert werden.“

Die Aktien des Euroraums sind im März um rund 4 % gestiegen und haben damit ihre US-Konkurrenten übertroffen. Die Investoren gehen davon aus, dass sie weiter steigen werden, wenn eine Erholung des Wirtschaftswachstums die Unternehmensgewinne belebt. Die Begeisterung für künstliche Intelligenz, die die US-Aktienmärkte erfasst hat, macht das Schicksal des S&P 500 Index indessen zunehmend abhängig von einer kleinen Gruppe relativ teurer Technologiewerte.

Europäische Aktienmärkte sind viel billiger als in den USA
Europäische Aktienmärkte sind viel billiger als in den USA

Europa: Aktien günstig im Vergleich zu US-Werten

Die Allokation der Hedgefonds in Europa gegenüber dem MSCI All-Country World Index erreichte letzte Woche mit einer Übergewichtung von 5,8 % den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, so die Daten von Goldman Sachs.

Trotz der Kursgewinne in Europa in diesem Monat erscheint der Stoxx 600 Index als Benchmark immer noch günstig. Sein voraussichtliches 12-Monats-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 14 liegt nur geringfügig über seinem langfristigen Durchschnitt, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Im Gegensatz dazu befindet sich der S&P 500 Index im teuren Bereich, selbst wenn man die hoch bewerteten Technologiewerte ausklammert.

Die stärkere Gewichtung der zyklischeren Sektoren in Europa könnte sich zu seinen Gunsten auswirken, da Volkswirtschaften wie Deutschland und das Vereinigte Königreich einer längeren Rezession entgehen dürften und das globale Wachstum anzieht. Eine Lockerung der Zinssätze könnte ebenfalls hilfreich sein.

„Wenn die Zinsen sinken und wir eine weiche Landung erleben, verbessern sich die Chancen für eine Ausweitung auf zyklischere Teile des Marktes“, sagte Peter Oppenheimer von Goldman Sachs im Bloomberg TV. Technologie-Aktien werden sich gut entwickeln, aber der Stratege sieht „bessere Bewertungen außerhalb der USA“.

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Alles Long oder was?

Ein drastischer Rückgang der Short-Positionen zeigt laut S&P Global auch, dass sich die Stimmung gegenüber den europäischen Aktienmärkten verbessert. Die geschätzten Short-Positionen in der Region wurden Ende letzten Jahres auf weniger als 0,2 % der gesamten Marktkapitalisierung gesenkt, den niedrigsten Stand seit mindestens einem Jahrzehnt. Seitdem sind sie in der Nähe dieses Niveaus geblieben.

Das EMEA iShares Team von BlackRock, zu dem Karim Chedid und Laura Cooper gehören, sieht Anzeichen dafür, dass Kundengelder wieder nach Europa zurückfließen.

„Wir haben uns aus einer taktischen Momentum-Perspektive auf Europa gestützt“, sagten sie in einem Interview. „Wir sehen einige Mittelzuflüsse, auch von US-Anlegern, sodass sich die europäischen Aktienmärkte warmgelaufen haben.“

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Outperformance nur von kurzer Zeit

Das BlackRock-Team bleibt mit Blick auf die längerfristigen Aussichten bei US-Aktien übergewichtet und setzt auf weitere Gewinne im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz. Andere Marktteilnehmer sind ebenfalls von einer anhaltenden Rally bei US-Aktien überzeugt, da sie erwarten, dass Large-Cap-Unternehmen weiterhin ein Gewinnwachstum erzielen werden.

In der Vergangenheit haben sich europäische Aktien seit der globalen Finanzkrise immer schlechter entwickelt als ihre US-Pendants. Die letzte signifikante Outperformance dauerte etwa vier Monate, von Oktober 2022 bis März 2023. Dabei übertraf der Stoxx 600 den S&P 500 in diesem Zeitraum um mehr als 12 Prozentpunkte.

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Auch in den USA wird für dieses Jahr ein starkes Gewinnwachstum erwartet. Analysten gehen davon aus, dass die Gewinne der S&P 500-Firmen bis 2024 um 8,3 % steigen werden, während für den Stoxx 600 ein Gewinnwachstum von 4 % prognostiziert wird, so die Daten von Bloomberg Intelligence.

Dennoch gibt es hier noch Aufholbedarf, so Nicolas Simar, ein leitender Aktienfondsmanager bei Goldman Sachs Asset Management. „Es könnte einige interessante Möglichkeiten auf dem europäischen Markt geben“, sagte er.

FMW/Bloomberg



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