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Aktienmärkte fallen trotz Long-Gründen – Blick auf Gemengelage

Europäische Aktienmärkte fallen seit einigen Tagen. Dabei gäbe es gute Gründe für steigende Kurse? Hier ein Blick auf die Gesamtlage.

Börsenkurse und Charts
Grafik: siiiiiixth-Freepik.com

Auch wenn europäische Aktien im größeren Bild durch frühere EZB-Zinssenkungen als bei der Federal Reserve einen Vorteil gegenüber dem US-Markt haben könnten: Im kurzfristigen Bild sehen wir derzeit Schwäche für die Aktienmärkte. Obwohl es doch eigentlich gute Gründe für steigende Kurse gibt? Hier ein Blick auf die Gemengelage.

Aktienmärkte fallen – obwohl sie eigentlich steigen müssten?

Der Dax ist seit genau einer Woche um mehr als 400 Punkte gefallen auf aktuell 18.426 Punkte (blaue Linie im Chart). Gleichzeitig aber ist die Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen (orange Linie) seit letztem Freitag von 2,70 % auf aktuell 2,56 % gefallen. Sinkende Anleiherenditen sind normalerweise eine Stimulanz für höhere Aktienmärkte. Je niedriger die Rendite, desto weniger rentabel sind Anleihen als Anlagealternative zum Aktienmarkt. Aber in diesem Fall wird der Dax dadurch nicht zum Anstieg animiert.

Als weiteres eigentlich positives Argument für Dax und Co kommt hinzu, dass der Ölpreis seit Tagen am Fallen ist. Europäisches Brent -Öl fällt seit Mitte letzter Woche von knapp 85 Dollar auf aktuell 77,41 Dollar. Deutlich fallende Brennstoffpreise sind eigentlich für die Aktienmärkte ein gutes Signal, weil sinkende Benzin- und Dieselpreise so ziemlich alle Vorgänge im Kreislauf einer Volkswirtschaft theoretisch verbilligen. Aber auch das hilft dem Dax derzeit nicht auf die Beine. Und was mit mit der EZB? Sie wird übermorgen die Zinsen senken, da ist sich der Markt einig. Sinkende Zinsen sind normalerweise ein Glücksrausch für die Aktienmärkte, weil sich dadurch die Kreditkosten für Unternehmen und Verbraucher reduzieren. Aber auch das will den Aktienkursen aktuell nicht helfen. Was ist hier los?

Chart vergleicht deutsche Aktienmärkte mit deutscher Anleiherendite

Argumente für aktuell fallende Kurse

Zwar ist man sich einig, dass die EZB am Donnerstag die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte senken wird. Aber: Zuletzt wurden die Stimmen – auch direkt aus der EZB – immer lauter, die darauf hinweisen, dass nach dieser ersten Zinssenkung erstmal einige Zeit keine weitere Zinssenkung erfolgen könnte (wir berichteten heute bereits). Und eben diese Aussicht auf noch für lange Zeit relativ hohe Zinsen bei der EZB belastet aktuell die Aktienmärkte. Gewiss, schlechtere Konjunkturdaten aus Europa und dovishere Aussagen von Notenbankern aus Frankfurt könnten die Aussichten auf weitere Zinssenkungen wieder verbessern. Aber für den Augenblick scheint diese Aussicht auf erst einmal nur einen Zinsschritt die europäischen Aktienmärkte zu belasten.

Auch hat Deutschland heute um 10 Uhr seine Mai-Arbeitsmarktdaten gemeldet. „Die Frühjahrsbelebung ist in diesem Jahr nicht richtig in Fahrt gekommen. Auch im Mai sanken Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung, allerdings nicht so kräftig wie in den meisten Jahren zuvor“, so sagt es die Bundesagentur für Arbeit. Die Arbeitslosenzahlen stieg im Mai um 27.000 auf 2.723.000 Arbeitslose, im Jahresvergleich ein Anstieg um 179.000. Dies ist nur ein kleines Indiz für eine mauere Wirtschaftsentwicklung. Aber: Eine in der Eurozone weiterhin schwache Wirtschaftsleistung, bei gleichzeitig auf relativ hohem Niveau verbleibendem Zinsniveau in den nächsten Monaten – diese Aussicht ist für die europäischen Aktienmärkte wenig positiv.

Aber es ist, wie es ist: Die Stimmung kann sich auch schnell wieder drehen. Ziehen die amerikanischen Aktienmärkte kräftig an, könnten Dax und Co wie so oft hinterher dackeln und mit ansteigen. Auch könnte beispielsweise am Donnerstag Christine Lagarde bei der EZB-Pressekonferenz Andeutungen für weitere Zinssenkungen machen, und ganz schnell könnten die europäischen Aktienmärkte wieder nach oben durchstarten.

Risikohinweis: Der Handel mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten kann Ihr Kapital erheblichen Risiken aussetzen, unter Umständen auch über das eingesetzte Kapital hinaus. Trading ist nicht für jeden geeignet. Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Performance. Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.

Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Autor dieses Artikels ist mittelbar oder unmittelbar in Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate investiert: Dax.



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1 Kommentar

  1. Moin, moin,

    so ist das mit dem Steigen und Fallen. Kaufe ich eine Long-Position, fällt die Börse, kaufe ich eine Short-Position, steigt die Börse. Und das alles vor dem Hintergrund, dass ich der Meinung bin, dass die Börse doch eigentlich steigen oder fallen müsste. Naja, immerhin 50% Chance auf einen Treffer :-)

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