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Fed-Politik wird zum Problem Aktienmärkte: Furchtlose Bullen bekommen es mit der Angst zu tun

Aktienmärkte: Furchtlose Bullen bekommen es mit der Angst zu tun
Angst an den Aktienmärkten. Foto: Bloomberg

Eine holprige Woche für den S&P 500 Index veranlasste die sorglosen Bullen dazu, sich nach langer Zeit mit Absicherungen gegen eine mögliche Korrektur zu beschäftigen. Zuvor ignorierten die Anleger noch monatelang die Wahrscheinlichkeit eines Abschwungs. Doch nun lässt die Hoffnung auf eine schnelle Zinswende der Fed nach. Ein anhaltender Preisdruck, besser als erwartete Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten sowie hawkishe Aussagen einiger Fed-Mitglieder wecken Sorgen, dass die Rally ins Stocken gerät und die Aktienmärkte eine überfällige Korrektur einleiten.

Die Nachfrage nach Absicherungen für den breiten Markt sank im ersten Quartal auf ein Mehrjahrestief, als die US-Aktienmärkte trotz wachsender geopolitischer Spannungen und Unsicherheit über den Zinskurs der Fed eine Reihe neuer Höchststände verzeichneten. In dieser Woche änderte sich dies, da der Wunsch, sich gegen eine mögliche Korrektur zu schützen, durch eine Reihe von neuen Entwicklungen zunahm.

Aktienmärkte: Sorgen vor einer Korrektur nehmen zu

„Die Menschen beginnen zu erkennen, dass wir durch diese ersten drei Monate des Jahres sorglos geschlittert sind – und das alles angesichts steigender Kapitalmarktzinsen, die aufgrund der nachlassenden Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen wieder angezogen sind“, sagte Joe Mazzola, Direktor für Handel und Bildung bei Charles Schwab. „Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Aktienmärkte etwas nachgeben“.

Der Cboe Volatility Index, bekannt als VIX, schloss am Donnerstag auf dem höchsten Stand seit Anfang November, ehe er am Freitag im Zuge des Anstiegs der US-Aktienmärkte wieder etwas nachgab. Der Index, der die implizite 30-Tage-Volatilität des S&P 500 auf der Grundlage der Preise für Optionen, die aus dem Geld sind, misst, hielt sich jedoch weiterhin über seinem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt.

S&P 500: Angstbarometer VIX handelt über seinem 200-Tage-Durchschnitt
Angstbarometer VIX handelt über seinem 200-Tage-Durchschnitt

Anleger sichern sich gegen einen Abschwung ab

Seit Ende März haben die Anleger langsam Absicherungsgeschäfte getätigt und die Kosten für bärische dreimonatige Put-Optionen auf den höchsten Aufschlag gegenüber bullischen Kontrakten seit Mitte Januar getrieben. Angesichts des Höhenflugs an den Aktienmärkten ist das erst einmal nichts ungewöhnliches. Was aber merkwürdig ist, dass die Anleger sich nicht gegen eine kleine Korrektur absichern, sondern sogenannte Tail-Risk Hedges bevorzugen, die eher vor einem großen Absturz schützen.

Aktienmärkte: Anleger sicher sich gegen eine Korrektur ab
Kosten von Puts im Vergleich zu Calls steigen deutlich

Einige Anleger setzen auf Spreads, die zwar weniger Schutz vor einem Abschwung bieten, aber deutlich weniger kosten als Outright-Kontrakte. Die Susquehanna International Group wies auf die jüngsten Put-Spreads hin, die für Drawdowns im S&P 500, im technologielastigen Nasdaq 100 und im Russell 2000 genutzt werden.

Stephen Solaka von Belmont Capital Group, der Hedging-Strategien für Vermögensverwaltungsfirmen und Institutionen verwaltet, sagte, dass immer mehr Kunden nach Portfolio-Absicherungen gefragt haben, die sowohl an Aktien-Benchmarks als auch an einzelne Tech-Unternehmen gebunden sind. Solaka zufolge macht die Nachfrage nach Absicherungen Sinn: Nach der rasanten Rally des S&P 500 möchten die Bullen ihre Gewinne absichern. „Das ist ganz natürlich.“

Fed-Politik könnte zum Problem für die Aktienmärkte werden

In diesen Tagen konzentrieren sich die Ängste der Händler auf eine Reihe von Unsicherheiten wie geopolitische Spannungen, die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen, die Gewinnberichte für das erste Quartal und – natürlich – die Geldpolitik der US-Notenbank. Die Federal Reserve rückte letzte Woche in den Vordergrund, nachdem der Fed-Vorsitzende Jerome Powell gesagt hatte, dass die Notenbanker keine Eile haben, die Zinsen zu senken. Neel Kashkari von der Fed trübte die Stimmung weiter, als er die Möglichkeit ansprach, dass es im Jahr 2024 keine Zinssenkungen geben wird.

Ein sprunghafter Anstieg des an den iShares iBoxx High Yield Corporate Bond ETF (Ticker HYG) gebundenen Put-Volumens signalisierte, dass sich die Anleger auf eine erneute Enttäuschung der Fed einstellen. Die an den Fonds gebundenen Absicherungen würden sich wahrscheinlich auszahlen, wenn die restriktive Politik der Fed den zinssensiblen Fonds nach unten drückt.

Fed-Politik könnte zum Problem werden. Anleger setzen auf Absicherungen
Put-Volumen in High Yield Bonds ist sprunghaft angestiegen

„Wenn man darüber nachdenkt, was die wirkliche makroökonomische Volatilität angetrieben hat, dann waren es die Zinsen“, sagte Alex Kosoglyadov, Managing Director für Aktienderivate bei Nomura Securities International, und merkte an, dass weniger Zinssenkungen als von den Märkten erwartet die Aktienbewegungen katalysieren könnten. „Die Fed ist ein Risiko, das die Aktienmärkte nach unten drücken könnte“.

Die Positionierung von Optionen spiegelt die Entwicklung an den Aktienmärkten wider, der etablierte Megacaps gegenüber risikoreicheren Aktien bevorzugt. Die börsengehandelten Wachstums- und Qualitätsfonds verzeichneten im März massive Zuflüsse im Vergleich zu den mageren Zuflüssen der Value-ETFs.

Laut Rohan Reddy, Forschungsdirektor bei Global X Management, ist die Nachfrage nach Absicherungen auf die Erwartungen der Händler zurückzuführen. Angesichts der zunehmenden Einigkeit über eine sanfte Landung können unliebsame Überraschungen selbst in den furchtlosesten Bullenmärkten ein wenig Angst hervorrufen.

„Es besteht natürlich ein hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Dinge an den Aktienmärkten holprig werden könnten, und in diesem Fall könnte der Wunsch nach Schutz groß sein“, so Reddy.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Gar keine Zinssenkungen in 2024,wie neulich von einigen FED Mitgliedern angedeutet ,hat der Markt überhaupt nicht eingepreist.

    Jetzt kann man streiten, wieviel es dann abwärts gehen müsste, aber 20 Prozent vom Top sind’s bestimmt.

    Die Märkte hatten ein Ideal- Szenario vor Augen: Solide Wirtschaft und Gewinne – bei sinkenden Zinsen.

    Ich denke daher, das die FED Sitzung im Juni für die Märkte entscheidend wird. Hier rechnet die Masse der Marktteilnehmer mit einer ersten Zinssenkung.

    Auch die anschließende Pressekonferenz von Powell spielt in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle, wohin die Reise geht.

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