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Warum Aktienmärkte und Gold seit 14:30 Uhr Zick Zack fahren

Aktienmärkte und Gold fielen erst, steigen jetzt aber. Bei den US-Arbeitsmarktdaten von 14:30 Uhr ist der Blick auf die Details sehr wichtig.

Grafik zeigt aktuelle Bewegung der Aktienmärkte und Anleiherenditen

Was ist denn hier los? Eigentlich müsste die Sache doch klar sein. Die US-Arbeitsmarktdaten für Dezember, die um 14:30 Uhr präsentiert wurden, zeigten höhere Stundenlöhne, und auch mehr neue Jobs als erwartet. Die US-Konjunktur bleibt also robust, und wie das CME Fed Watch Tool aktuell zeigt, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Fed-Zinssenkung im März von gestern 62,3 % auf jetzt 55,4 %. Das würde eigentlich bedeuten: Aktienmärkte runter, Gold runter, Anleihekurse runter und Anleiherenditen nach oben. Denn die Zinsen könnten womöglich länger hoch bleiben zum Kampf gegen die Inflation. Aber aktuell sehen wir eine Zick Zack-Bewegung in den Kursen.

Aktienmärkte, Gold und Anleihen reagieren anders als zunächst erwartet

Die obige Grafik zeigt die heutige Bewegung vom Nasdaq 100 auf CFD-Basis (blau) und den Renditen für US-Staatsanleihen (orange). Direkt ab 14:30 Uhr fielen die Aktienindex-Futures zunächst, Gold fiel ebenfalls, die Anleiherenditen stiegen – mustergültig. Aber inzwischen notiert die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen mit aktuell 3,99 % sogar tiefer als direkt vor der Daten-Veröffentlichung, wo sie noch bei 4,03 % lag. Gold fiel erst von 2.040 Dollar auf 2.025 Dollar, notiert jetzt aber bei 2.058 Dollar. Und die Aktienmärkte? Der Dow Jones auf CFD-Basis fiel erst 120 Punkte, notiert jetzt aber 190 Punkte höher als direkt vor der Daten-Verkündung. Der offizielle Kassa-Handel zeigt aktuell den S&P 500 mit +0,56 % gegenüber gestern Abend, Dow Jones +0,36 %, Nasdaq +0,57 %. Was ist hier los? Man muss sich die US-Arbeitsmarktdaten genauer anschauen.

US-Arbeitsmarktdaten: Auf den zweiten Blick sieht das Bild anders aus

Die Veränderung der Gesamtbeschäftigung außerhalb der Landwirtschaft in den USA wurde für Oktober wurde um 45.000 Stellen nach unten korrigiert, von +150.000 auf +105.000, und die Veränderung für November wurde um 26.000 von +199.000 auf +173.000 nach unten revidiert. Mit diesen Revisionen fällt die Schaffung neuer Stellen in den USA im Oktober und November zusammen um 71.000 niedriger aus als bisher gemeldet – so sagt es aktuell die zuständige Behörde BLS.

Bloomberg ist tiefer in die Details gestiegen und sagt aktuell zu den US-Arbeitsmarktdaten: Die Zahl der Beschäftigten in den USA stieg im Dezember um 216.000, so stark wie seit drei Monaten nicht mehr, und übertraf damit fast alle Prognosen der Ökonomen, nachdem die Zuwächse für November und Oktober um insgesamt 71.000 nach unten korrigiert worden waren. Die Arbeitslosenquote blieb bei 3,7 %, während ein Anstieg auf 3,8 % erwartet worden war.

Der Anstieg der Beschäftigtenzahlen im Dezember wurde von drei Kategorien getragen: Bildung/Gesundheit, Freizeit/Gastgewerbe und Regierung (dazu hier unser aktueller Detailblick). Die Gesamtzahl der Arbeitsplätze im Bereich Freizeit/Gastgewerbe liegt nach wie vor unter dem Höchststand vor der Pandemie, was zeigt, dass sich einige Bereiche des Arbeitsmarktes nach dem Covid-Schock noch immer normalisieren.

Die Haushaltsbefragung ergab ein ganz anderes Bild: Die Beschäftigung ging um rund 683.000 Stellen zurück. Eine Abwanderung von mehr als 800.000 Personen aus der Erwerbsbevölkerung ließ die Erwerbsquote auf 62,5 % sinken, den niedrigsten Stand seit Februar. Die demografischen Daten zeigten eine starke Divergenz: Die Arbeitslosenquote von Schwarzen sank um 0,6 Prozentpunkte auf 5,2 %, während die der Weißen auf 3,5 % anstieg.

Die Lohnzuwächse übertrafen die Erwartungen: Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen den zweiten Monat in Folge um 0,4 %, was im Jahresvergleich einen Anstieg um 4,1 % bedeutet. Zusammen mit der relativ niedrigen Arbeitslosenquote erinnerten die Zahlen an das Potenzial für Inflationsdruck. Der ehemalige Präsident der New Yorker Fed, William Dudley, sagte, dass die erste Zinssenkung der Federal Reserve eher im Mai als im März erfolgen werde.

Einordnung mit aktuellen Informationen ab 16 Uhr

FMW: Man beachte die obigen fett markierten Stellen. Der Verdacht liegt basierend hierauf nahe, dass der US-Arbeitsmarkt weniger robust ist, als es die Headline-Zahlen hergeben. Von daher kann es doch Hoffnung geben, dass die Zinsen bald gesenkt werden? Wer nur auf die Headlines schaut, sieht eine weiterhin robuste US-Konjunktur. Also kann der Markt die Daten aktuell so interpretieren, wie man sie gerne haben möchte. Aktuell muss man zusätzlich erwähnen: Die US-Aktienmärkte erleben seit 16 Uhr einen weiteren Aufwärts-Push. Denn die um 16 Uhr vermeldeten ISM-Einkaufsmanagerdaten für Dienstleistungen in den USA wurde schwächer gemeldet als erwartet. Ein Hoffnungsschimmer für alle Aktienhändler, die doch auf frühe Zinssenkungen hoffen!

FMW/Bloomberg/BLS



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1 Kommentar

  1. Es war einfach nicht zu robust, Folge short squeeze.

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