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Aktienrückkäufe: Die Lawine rollt

US-Unternehmen haben binnen 7 Tagen Aktienrückkäufe über 105 Milliarden Dollar angekündigt. Die Lawine im Jahr 2024 rollt.

Börsenkurse
Börsenkurse. Foto: Michael Nagle/Bloomberg

Die Lawine der Aktienrückkäufe rollt, aber wie! Bevor wir zu konkreten Daten kommen: Wenn Unternehmen eigene Aktien an der Börse aufkaufen, verringern sie damit die Anzahl frei an der Börse handelbarer Aktien, was das Angebot verknappt, und damit den Aufwärtsdruck einer Aktie tendenziell erhöht. Und durch weniger vorhandene Aktien müssen die Jahresgewinne einer Aktiengesellschaft durch weniger Aktien geteilt werden – ein höherer Gewinn pro Aktie macht die Papiere für den Anleger wertvoller, der Kurs kann steigen. Wegen dieser Vorteile wählen Unternehmen neben Dividendenzahlungen auch das Instrument der Aktienrückkäufe, um Kurse zu pushen und damit ihren Aktionären „etwas Gutes“ zu tun.

Die großen Aktienindizes laufen derzeit auf Rekordkochs. Geht das jetzt so weiter, weil die Konzerne ihre eigenen Aktienkurse weiter hoch pushen? Erst gestern berichteten wir, dass alleine die fünf größten amerikanischen Big Tech-Konzerne im letzten Quartal 140 Milliarden Dollar an Cash aus dem operativen Geschäft generiert haben, was vermutlich zu guten Teilen auch für Aktienrückkäufe ausgegeben werden könnte. Aktuelle Daten zeigen nun, wie massiv Aktiengesellschaften in den ersten Wochen des Jahres 2024 und vor allem in den ersten Tagen im Monat Februar das Thema Aktienrückkäufe in Angriff nehmen.

Verstärkte globale Aktienrückkäufe?

Stärker als erwartete Gewinne veranlassen Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks dazu, zu Beginn des Jahres 2024 in rasantem Tempo Aktienrückkäufe anzukündigen – eine potenziell entscheidende Stütze für die globalen Aktienmärkte, die bereits auf einem Allzeithoch notieren. Bloomberg führt dazu aus: Angesichts der höchsten Kreditkosten seit Jahrzehnten waren die Unternehmen im Jahr 2023 mit Aktienrückkäufen geizig, aber das ändert sich jetzt, da die Aktienrückkäufe in diesem Jahr voraussichtlich zunehmen werden. Das Gewinnwachstum verbessert sich, und die Anleger erwarten, dass die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank noch in diesem Jahr mit Zinssenkungen beginnen werden. Die geringeren Kreditkosten dürften den Unternehmen mehr Barmittel und Spielraum für die Aufnahme von Schulden geben, um ihre Aktienkurse zu steigern.

Ankündigung von Rückkäufen über 105 Milliarden Dollar binnen 7 Tagen

US-Unternehmen haben in den ersten sieben Februartagen geplante Aktienrückkäufe in Höhe von 105 Milliarden Dollar angekündigt und damit bereits die Gesamtzahl des Monats Januar übertroffen. Dies ist der beste Start in einen Februar, der jemals für angekündigte Rückkäufe verzeichnet wurde, und der zweitbeste Start in ein Jahr nach 2023, wie Daten des Forschungsunternehmens Birinyi Associates laut Bloomberg zeigen. Es überrascht vielleicht nicht, dass der S&P 500 Index in diesem Jahr bisher neun Rekorde verzeichnet hat.

„Das zeigt, dass die Unternehmensleitungen zuversichtlicher werden, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht“, sagt Matt Maley, Chefmarktstratege bei Miller Tabak + Co. „Das sollte als konstruktiver Indikator gesehen werden. Die Aktien sind nicht mehr so billig wie im letzten Jahr, aber die Unternehmen, die Rückkäufe ankündigen, sind der Meinung, dass die Rallye noch mehr Spielraum hat.“

Grafik zeigt pro Jahr bis zum 7. Februar verkündete Aktienrückkäufe

Voraussichtlich 885 Milliarden Dollar Volumen in 2024

Den vorläufigen Daten von S&P Dow Jones Indices zufolge werden die S&P-500-Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich Aktienrückkäufe im Wert von 885 Milliarden Dollar durchführen, das sind 10 % mehr als 2023, aber 4 % weniger als das rekordverdächtige Tempo von 2022. Meta Platforms kündigte letzte Woche Pläne für Aktienrückkäufe im Wert von 50 Milliarden Dollar an, eine der größten Genehmigungen in der Geschichte der USA, wie aus den Daten von Birinyi hervorgeht. Am Mittwoch gab die Carlyle Group bekannt, dass sie Aktien im Wert von 1,4 Milliarden Dollar zurückkaufen will, und die Alibaba Group Holding erklärte, dass sie ihr Rückkaufprogramm um 25 Milliarden Dollar aufstocken wird.

„Während sich der Markt auf einem Rekordhoch befindet, sind die Aktienkurse vieler Unternehmen weiter gesunken, so dass der Rückkauf von Aktien ein Zeichen dafür ist, dass diese Unternehmen ihre Aktien als wertvoll ansehen“, sagte Jeff Rubin, Forschungsdirektor bei Birinyi. Auch wenn Aktienrückkäufe die Performance der Aktie verbessern können, kann die Wirkung etwas abgeschwächt werden, da hohe Bewertungen bedeuten, dass die Unternehmen wahrscheinlich weniger Aktien zurückkaufen, sagte Howard Silverblatt, Senior Index Analyst bei S&P Dow Jones Indices. Außerdem seien die Ausgaben gemessen an den Gewinnen und dem Marktwert der Unternehmen nicht unbedingt sehr hoch, so Silverblatt.

Auch in Europa haben die Rückkaufsankündigungen zugenommen, vor allem in den Sektoren Finanzen und Energie, die im vergangenen Jahr am meisten an die Aktionäre zurückgegeben haben. Da die Banken weiterhin von den höheren Kreditkosten profitieren, treiben die Programme für Aktienrückkäufe von Unicredit, Intesa Sanpaolo, Deutsche Bank und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria die Aktien nach oben. Ein Korb von Aktien mit hoher Rückkaufrendite von Goldman Sachs ist in den letzten 12 Monaten doppelt so stark gestiegen wie der Stoxx Europe 600 Index mit 5,9 %, während der Solactive European Buyback Index in diesem Zeitraum ebenfalls um 10 % zulegte.

Entwicklung von Buyback-Baskets

All dies ist ein gutes Zeichen für die Weltwirtschaft und die Märkte, denn eine starke Pipeline geplanter Aktienrückkäufe zeugt von der Zuversicht der Unternehmensleitungen, so Marshall Front, Chief Investment Officer bei Front Barnett Associates. „Die Wirtschaft erholt sich weiter, der Inflationsdruck lässt weiter nach, die Zinsen werden weiter sinken – und all das gibt den Führungskräften der Unternehmen die Zuversicht, die sie brauchen, um Aktienrückkäufe anzukündigen“, sagte Front per Telefon und bezog sich dabei auf die USA. „Das bedeutet, dass die Unternehmen nicht mit einem größeren wirtschaftlichen Abschwung rechnen.“

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Herr Kummerfeld,
    üblicherweise wird bei massiven Aktienrückkäufen zunächst für Kaufkurse gesorgt.
    Oder ist das mit „Lawine“ gemeint?

  2. „Das zeigt, dass die Unternehmensleitungen zuversichtlicher werden, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht“, sagt Matt Maley, Chefmarktstratege bei Miller Tabak + Co. „Das sollte als konstruktiver Indikator gesehen werden. Die Aktien sind nicht mehr so billig wie im letzten Jahr, aber die Unternehmen, die Rückkäufe ankündigen, sind der Meinung, dass die Rallye noch mehr Spielraum hat.“

    hat die ki der tabakindustrie diesen text geschrieben?

    aktienrückkäufe dienen genau EINEM grund – und zwar der kurspflege. und wann betreibt man kurspflege? wenn der markt ohnedies diesen job erledigt, weil die aussichten so wunderbar sind? mitnichten – natürlich wird hauptsächlich zurückgekauft, wenn verkaufsdruck herrscht oder absehbar wird – und der entsteht zweifellos natürlich dann, wenn ganz tolle aussichten bei den zukünftigen ergebnissen besteht (achtung: enthält geringe spuren von ironie). aktienrückkauf hat für das unternehmen selbst null (produktivitäts-)vorteil, sondern „verbrennt cash“ bzw. muss aktuell teuer fremdfinanziert werden, wenn der cashflow nicht ausreichend ist. es dient also nur kurzfristigen interesse von investoren oder dem pushen einer story und hat für das unternehmen lediglich den vorteil, dass man bei verkaufsdruck keine schwächen mit den damit einhergehenden fragezeichen nach aussen zeigen muss.

    auch bekommen ceo’s/cfo’s schon gewisse hinweise wenn „jemand“ (und jetzt verrate ich ein weiteres geheimnis: das sind keine kleinanleger) beabsichtigt größere pakete loszuschlagen – und das passiert sicher garantiert dann, wann absehbar eine rally wegen der tollen ergebnisse bevorsteht….

    mit verlaub, aber gesteigerte rückkaufvolumina deuten in den aller meisten fällen genau auf das gegenteil dessen hin, was dieser artikel zu suggerieren versucht.

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