Schwache Zahlen von Alibaba und anderen chinesischen Tech-Konzernen zeigen, dass die Märkte die Erholung der Wirtschaft in China wohl überschätzen: der Tech-lastige Hang Seng Index gab heute nach den Alibaba-Zahlen deutlich ab. Viele Indikatoren deuten darauf hin, dass die Bäume für die Wirtschaft in China nicht in den Himmel wachsen: so etwa ganz schwache Autoverkäufe, auch die Rohstoffpreise steigen trotz Öffnung kaum. Der Tech-Konzern Alibaba belegt nun die latente Schwäche der chinesischen Konjunktur.
China: Tech-Konzern Alibaba enttäuscht mit Zahlen, Hang Seng fällt
Große chinesischen Tech-Aktien wurden heute abverkauft nach Vorlage ihrer Zahlen. Alibaba und Co leiden unter Preiskämpfen, dazu trüben geopolitische Spannungen die Wachstumsaussichten für den Sektor.
So brachen NetEase Inc. nach einem Gewinnrückgang um bis zu 11 % ein, während Alibaba Group Holding Ltd. um bis zu 4,8% fiel, weil der Konzeren selbst und viele Analysten hinsichtlich der Aussichten für weiteres Umsatzwachstum des Unternehmens vorsichtig blieben. Der Hang Seng Tech Index fiel nach den Alibaba-Zahlen um bis zu 2,6% und verzeichnete damit einen scharfen Abverkauf nach der vorherigen Rally. Der Hang Seng handelt nun 16 % unter seinem Höchststand aus dem Januar.
China: Tech-Aktien wie Alibaba geben nach den Ergebnissen weiter nach
Auch wenn das Schlimmste der behördlichen Regulierungen, die Tech-Aktien in den letzten Jahren in Mitleidenschaft gezogen hatten, überstanden sein mag, wächst die Sorge, dass aufkeimende Preiskämpfe und erneute Liquiditätsengpässe die Gewinne von Alibaba und Co weiter negativ beeinträchtigen werden. Nach wie herrscht Unklarheit über die Stärke der wirtschaftlichen Erholung des Landes. Vor allem der Konsum in China dürfte in den nächsten Monaten moderat bleiben, solange der Immobiliensektor sich nicht deutlich erholt.
Spannungen USA-China belasten Hang Seng
Der Hang Seng file heute auch, weil geoplitische Spanungen zwischen den USa und China zunehmen. So sagte US-Außenminister Antony Blinken am Donnerstag, dass Peking wahrscheinlich zustimmte, dass chinesische Firmen Russland beim Krieg in der Ukraine unterstützen. Unterdessen berichtete „Der Spiegel“, dass China mit Russland sogar über die Lieferung von Kamikazedrohnen verhandele. Davor hatten westliche Staatschefs und Aussenpolitiker China scharf gewarnt: damit würde Peking eine „tote Linie“ überschreiten.
Nächste Tech-Zahlen voraus
Das belastet auch die Tech-Unternehmen.
„Chinas Internet-Aktien werde immer mehr zu einem Beta-Flow-getriebenen Sektor, der mehr von oben nach unten durch Geopolitik und globale Positionierung bestimmt wird. Die in Hongkong im Hang Seng gehandelten Tech-Werte wie Alibaba werden dabei als Vertreter der Wirtschaft gesehen und gehandelt“, sagte Winnie Wu, Chef-Stratege für chinesische Aktien bei der Bank of America.
Es bleibt abzuwarten, ob andere Tech-Unternehmen besser als Alibaba abschneiden, wenn sie in der kommenden Woche ihre Ergebnisse veröffentlichen. Li Auto Inc. wird am kommenden Montag Bericht erstatten, während Weibo Corp., Nio Inc. und Bilibili Inc. ebenfalls in der kommenden Woche Bericht erstatten werden.
„Obwohl die Ergebnisse nicht nur schlecht sind, gibt es immer noch viele Risiken. Nach wie vor haben wir wenig Klarheit für die börsennotierten Technologieunternehmen in Sachen Regulierung. Dazu kommen mittel- bis langfristige Bedrohungen der Fundamentaldaten durch Preiskämpfe – wobei wir nicht wirklich wissen, wie heftig diese ausfallen werden“, sagte Zhang Hao, Fondsmanager bei Granford (Beijing) Capital Management Co.
FMW/Bloomberg
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