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Investoren bereiten sich auf die Rezession vor! Angst vor der Rezession – Große Sektor-Rotation am Aktienmarkt

An den Aktienmärkten läuft derzeit eine große Sektor-Rotation. Investoren fliehen zum Beispiel aus unsicheren Bank-Aktien und schichten ihr Kapital in Branchen um, die als widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Abschwüngen gelten. Die Flucht in die Sicherheit wurde aber nicht allein durch den Stress im Bankensektor ausgelöst, sondern ist viel mehr eine Vorbereitung auf die anstehende Rezession. Neben der restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank Fed ist die aktuelle Bankenkrise ebenfalls ein Katalysator für eine Verschärfung der Finanzkonditionen.

Wie Bloomberg berichtet, veranlasst die Furcht vor einer Verschärfung der Finanzbedingungen, die eine Rezession noch wahrscheinlicher macht, die Händler dazu, ihr Risikoengagement zu überdenken und Sicherheit am Aktienmarkt zu suchen.

„Es ist nicht schön da draußen“, sagte Charlie McElligot, Cross-Asset-Stratege bei Nomura Securities International, bezogen auf die aktuelle Lage am Markt. „Die Rentabilitätskrise der Banken ist zu einer Solvenzkrise geworden und wird als Katalysator für eine deutliche Verschärfung der Finanzbedingungen wirken.“

Aktien: Sektor-Rotation wegen anstehender Rezession

Die Sektor-Rotation begann vor etwa zwei Wochen, als die Probleme im US-Bankensystem mit der Pleite der Silicon Valley Bank deutlich wurden. Die Neupositionierung ging zum Teil schnell und heftig vonstatten, nicht nur, weil der Finanzsektor im Mittelpunkt des Geschehens steht, sondern auch, weil der Aktienmarkt zu Beginn des Jahres einen Aufschwung erlebt hatte. Das wird jetzt schnell wieder rückgängig gemacht.

Bank-Aktien stürzen wegen Bankenpleiten und Stress im Bankensystem ein

Die Risiken sind jedoch schon seit einiger Zeit vorhanden und gehen über die Probleme im Finanzsystem hinaus. Die zweistelligen Rückgänge bei Unternehmen wie der Deutschen Bank oder der französischen Societe Generale im vergangenen Monat spiegeln vor allem die Auswirkungen auf die Erträge der Banken wider. Denn die Kreditvergabe geht zurück und die Unternehmen müssen möglicherweise ihre Rückstellungen für Kreditausfälle erhöhen.

Neben den Banken gaben am Freitag auch andere wachstumsabhängige Sektoren nach. Beispielsweise verbuchten Energiewerte Rücksetzer, die während einer Rezession schlecht performen. Die fallenden Ölpreise deuten aktuell auf einen baldigen Wirtschaftsabschwung hin. Der Preis für Rohöl der Sorte West Texas Intermediate fiel zuletzt unter 70 Dollar pro Barrel. Auto- und Bergbauwerte gehörten ebenfalls zu den schlechtesten Werten, zudem brachen Aktien von Gewerbeimmobilien ein. Die Investoren stürzten sich stattdessen auf Branchen, die als widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Abschwüngen gelten, darunter Lebensmittel-, Pharmazeutika- und Telekommunikationsunternehmen.

Aktien: Sektor-Rotation an den Aktienmärkten - Investoren bereiten sich auf Rezession vor

Rezession: Aussichten trüben sich ein

Diese Art der Positionierung ist einer der Gründe dafür, dass die Aktienmärkte in den nächsten drei bis sechs Monaten neue Tiefststände erreichen werden, schreiben die Analysten der Bank of America unter der Leitung von Michael Hartnett in einer Mitteilung vom Freitag.

Weitere Indizien für einen Abschwung finden sich in Faktormodellen. Diese zeigen, dass Vermögensverwalter Unternehmen mit hohem Verschuldungsgrad und hoher Aktien-Volatilität meiden. Ein klares Zeichen dafür, dass Investoren erwarten, dass die Unternehmen ihre Cash-Reserven in der Zukunft schützen, anstatt sie an die Aktionäre auszuschütten.

In der Zwischenzeit wurde Gold kurzzeitig über der 2.000-Dollar-Marke gehandelt, da Anleger nach sicheren Häfen suchen, um einen aufkommenden Sturm zu überstehen. Auch Geldmarktfonds verzeichneten in der Woche bis zum 22. März die größten Zuflüsse seit März 2020. Laut einer Notiz der Bank of America, die sich auf Daten von EPFR Global beruft, flossen im Laufe des vergangenen Monats mehr als 300 Mrd. USD in Cash.

Die Volatilität an den Aktienmärkten nimmt zu

Während der Pleitenserie mehrerer US-Banken stieg die Volatilität an den Aktienmärkten deutlich an. Auch in der vergangenen Woche war sie hoch, aber nicht mehr so hoch wie in der Woche zuvor. Der Cboe VIX Index wird aktuell bei 23 gehandelt. Die implizite Volatilität für US-Aktienindizes und börsengehandelte Fonds ist McElligot zufolge jedoch nach wie vor „ziemlich angespannt“. Währenddessen lässt der sogenannte VVIX-Index, der die Volatilität der Volatilität misst, eine Nachfrage nach Tail-Risk-Absicherung erkennen.

Volatilität an den Aktienmärkten: VIX steigt wegen Risiko im Banken-Schock

„Angesichts der aktuellen Lage und einer wahrscheinlichen Rezession ist unser Ausblick negativ“, sagte Marko Kolanovic, der Chefstratege bei JPMorgan auf einer Konferenz in Frankfurt am Mittwoch. Was die Positionierung anbelangt, rät Kolanovic den Anlegern, mehr auf Cash und kurzfristige Anleihen zu setzen, bei denen man „dafür bezahlt wird, dass man wartet, bis sich die Situation aufhellt.“

FMW/Bloomberg

Angst vor der Rezession - Große Sektor-Rotation am Aktienmarkt
NEW YORK, NEW YORK – NOVEMBER 29: A trader works on the floor of the New York Stock Exchange (NYSE) at the start of trading on Monday following Friday’s steep decline in global stocks over fears of the new omicron Covid variant discovered in South Africa on November 29, 2021 in New York City. Stocks surged in morning trading as investors get more data on the new variant and reports that symptoms have so far been mild for those who have contracted it. (Photo by Spencer Platt/Getty Images) Photographer: Spencer Platt/Getty Images North America


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2 Kommentare

  1. „Die Inflation ist der größte Feind der Inflation“
    „Finanzstabilität geht vor Preisstabilität“

    Zwei Weisheiten, die man nicht vergessen sollte.

  2. Es gab einen bekannten Notenbänker der sich scheute die Inlation zu bekämpfen, der sagte, tiefe Arbeitslosigkeit sei besser als Rezession, am Schluss hatte er Rezession und hohe Arbeitslosigkeit.
    Die Wirtschaftsempfehlungen aus Südeuropa sind nicht immer die besten. aber oft Draghisch.

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