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Bis Jahresende 100 Basispunkte Zinssenkung Anleihemarkt wettet: Federal Reserve senkt Zinsen im Juni

Der Anleihemarkt wettet darauf. Die Federal Reserve senkt ab Juni die Zinsen, bis Jahresende sogar um 100 Basispunkte.

Sitzung der Federal Reserve am 16. März 2022

Die Bankenkrise läuft, heute mit Fokus auf die Deutsche Bank und ihre Kreditausfallversicherungen. Das macht auch an der Wall Street Schlagzeilen. Jetzt sehen wir: Anleihenhändler gehen nicht mehr davon aus, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinssätze im Mai anheben wird – man wettet jetzt darauf, dass die nächste Zinssenkung bereits im Juni erfolgen könnte, so Bloomberg. Anleihekurse erholen sich heute weltweit, nachdem die erneute Besorgnis über den Bankensektor die Nachfrage nach sicheren Anlagen ankurbelte und die Wetten anheizt, dass die Zentralbanken ihren Schwerpunkt von der Inflation auf die Finanzstabilität verlagern müssen.

Erwartung an Federal Reserve: 100 Basispunkte Zinssenkung bis Jahresende

Die Renditen für US-Treasuries fallen heute auf den niedrigsten Stand in diesem Jahr und setzen damit eine Abwärtsrally fort, bei der sie in den letzten 12 Tagen täglich um mehr als 20 Basispunkte schwankten. Der US-Swapmarkt deutet darauf hin, dass die Federal Reserve ihren derzeitigen Zinserhöhungszyklus abgeschlossen hat, da eine Anhebung um einen Viertelpunkt im Mai nun vollständig eingepreist ist. Es wird weiterhin mit Zinssenkungen von insgesamt mehr als einem Prozentpunkt bis zum Jahresende gerechnet. Die zweijährigen deutschen Renditen fielen sogar noch stärker und lagen zeitweise über 30 Basispunkte niedriger.

Die Anleger suchten Zuflucht in „Sicheren Häfen“, weil Bankaktien schwächeln. Bloomberg News hatte berichtet, dass die Credit Suisse und die UBS zu den Banken gehören, die im Rahmen einer Untersuchung des US-Justizministeriums untersucht werden, ob Finanzfachleute russischen Oligarchen geholfen haben Sanktionen zu umgehen. Die Aktien der Deutschen Bank fielen heute bereits um bis zu 15% ein, so stark wie seit März 2020 nicht mehr (aktuell -6,4 %).

Die erneuten Turbulenzen veranlassten Händler, ihre Wetten auf eine weitere Straffung der Geldpolitik durch die wichtigsten Zentralbanken der Welt zu reduzieren. Die Befürchtung, dass die Federal Reserve ihre Geldpolitik weiter einschränken könnte, kommt daher, dass der Fed-Vorsitzende Jerome Powell erst am Mittwoch betonte, dass Zinssenkungen nicht sein „Basisfall“ seien. Bei der EZB und der Bank of England rechnen die Händler nicht mehr mit einer weiteren Zinserhöhung um einen Viertelpunkt.

„Wir glauben, dass dies die letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus gewesen sein könnte“, sagte Kelsey Berro, Portfoliomanager für festverzinsliche Wertpapiere bei JPMorgan Asset Management, bei Bloomberg TV. „Die 2-Jahres-Rendite sagt uns genau so viel“.

Sinkende Rendite für zweijährige US-Staatsanleihen

Die Deutsche Bank wird gerade zum jüngsten Brennpunkt der Bankenturbulenzen in Europa, als sie am Freitag verkündete, sie werde eine nachrangige Tier-2-Anleihe vorzeitig zurückzahlen. Solche Schritte sollen den Anlegern in der Regel Vertrauen in die Stärke der Bilanz geben, doch die Reaktion des Aktienkurses lässt vermuten, dass diese Botschaft bis jetzt nicht ankommt.

Expertenaussagen

„Die Geschwindigkeit, mit der das Jahr 2023 durch die Erwartungen einer harten bzw. weichen Landung, einer Verlängerung des Konjunkturzyklus und nun einer finanziellen Instabilität gedreht hat, ist ein unglaubliches Beispiel für die Volatilität des Konjunkturzyklus, die wahrscheinlich anhalten wird, solange die Inflation hoch bleibt“, sagte Martin Harvey, ein Portfoliomanager von Wellington Management, der den Hartford World Bond Fund verwaltet und Anleihen im Vergleich zu anderen Anlageklassen positiv bewertet.

Die Bewegungen am Freitag setzten eine Rallye bei Anleihen fort, die durch die Folgen der Pleite von US-Banken und die Übernahme der Credit Suisse ausgelöst worden war, was Wetten darauf schürte, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger in aller Welt vorsichtiger mit Zinserhöhungen werden. Diese Ansicht wurde dann von der Federal Reserve unterstrichen, die ihre Äußerungen über das Ausmaß einer weiteren Straffung abschwächte, auch wenn sie eine weitere Anhebung um einen Viertelpunkt vornahm.

Jeffrey Gundlach, Chief Investment Officer von DoubleLine Capital LP, sagte gestern auf Twitter, dass die Fed seiner Meinung nach die Zinsen „bald deutlich senken“ wird. „Es ist eine Zeit des Zauderns auf diesen Märkten“, sagte Ed Al-Hussainy, ein Zinsstratege bei Columbia Threadneedle Investments. „Es ist schwer, das fallende Messer jetzt zu erwischen und nicht einen Tag später ausgestoppt zu werden.

FMW/Bloomberg



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9 Kommentare

  1. Zinsen senken ??
    Wissen die was sie wollen ?
    zuerst rauf und dann kurz danach wieder runter ?
    Sind das die Gebildeten zum ernst nehmen ? oder schützt die Bildung doch nicht vor : Was-Soll-Ich-Tun?

    1. @ottonorma

      Der Anleihemarkt wettet und zockt, was dann die FED macht, steht auf einem anderen Blatt und wird sich herausstellen, wenn es soweit ist. In Ihrem fast schon krankhaften Zwang zur Vorverurteilung gebildeter und studierter Menschen verlieren Sie dem Anschein nach immer mehr die Fähigkeit zu lesen, zu verstehen und objektiv zu beurteilen.

      1. ja, ja ist gut so, toben Sie sich nur aus. Ich leide nicht unter Zwängen

        1. Und warum schreiben Sie dann einen solchen Unsinn über Gebildete?
          Oder meinten Sie, dass am Anleihemarkt nur Gebildete unterwegs sind? Das wäre ein ziemlicher Trugschluss, denn dieser Markt stellt die Summe aller Menschen und Institutionen dar, die mit Anleihen handeln.
          Und nein, natürlich meine ich nicht, dass Sie das nicht wüssten…

          1. @Michael
            Zum ersten werden sich in diesen Bankenkreisen nur absolut ausgebildete Finanzleute bewegen, also i.d.R Studierte, Dr. PhD etc, was natürlich nicht heißt das sie alles richtig machen und voraussehen. Grund- oder Realschüler dürften dort nicht vertreten sein.
            Ich wollte nur kurz das Hin-und Her kommentieren.

            Ich hätte natürlich auch das Wort Gebildete weglassen können – passt eh nicht so richtig in den Kommentar – aber ich hab den Ball mal in die Luft geworfen, mal sehen wer darauf anspringt und mit welchen Schmähworten ich wieder bedacht werde. Wie ich sehe hat das Wort „Gebildete“ Sie stark in Beschlag genommen, daß Sie den eigentlichen Inhalt meiner paar Worte als nebensächlich empfunden haben. So kann man Leute, Leser, ablenken.
            Die FED will was, weiß aber nicht so richtig wie sie es umsetzen soll um zum Ziel zu gelangen, weil, wie Sie richtig bemerken, gibt es viele Zocker die anders handeln und denken es geht immer nach oben – weil sie es so gewohnt sind.
            Wahrscheinlich gibt es aber auch noch andere Gründe. Die kürzliche Erhöhung des Leitzinses im Euro-Raum könnte bereits das Maximum des Möglichen gewesen sein, da die Banken mehr Wertverluste nicht verkraften könnten.

          2. @ottonorma

            „Wie ich sehe hat das Wort „Gebildete“ Sie stark in Beschlag genommen, daß Sie den eigentlichen Inhalt meiner paar Worte als nebensächlich empfunden haben.“
            Streng genommen, besteht der „eigentliche Inhalt“ aus fünf rhetorischen Suggestivfragen. Am öftesten taucht Bildung auf. Hätten Sie das weggelassen, wären es noch drei Fragen. Aussagen und eigentliche Inhalte kann ich beim besten Willen nicht entdecken.

          3. @Michael
            „am öftesten“ !!
            1x
            Für Sie ist es suggestiv, für mich sind es nur Fragen
            suggestiv klingt nach einer Unterstellung

    2. Also doch zu schneller Anstieg der Zinsen ?
      Meine Frage : Haben die gewusst zuvor was sie tun, oder haben sie gemeint zu wissen sie tun das Richtige ? Es ist nicht so einfach das Richtige zu tun, der Weg ist meistens schmal, die Ausredenbreite dagegen hinterher um so größer, die Gelackmeierten die den Gurus der FED – so werden sie in der Regel angesehen – auf den Leim gegangen können sich aufregen, es wird ihnen nichts nützen. Geld ist futsch. Die SVB, die zusammenbrach auf das vorsätzliche handeln der FED, und im Gefolge mit ihr die „Silvergate Bank“ und die „Signature Bank“. Sie folgten bald darauf. Warum ? um angeblich eine Ansteckung zu verhindern. Na Prost Mahlzet ! Wäre da was auf uns zugekommen, oder kommt das jetzt noch im Gefolge der Suisse ?
      Lasst mal spekulieren. Man nennt es auch Verschwörungstheorien ? (woher komen die ?)

      1. Ergänzung :
        Die First Republic Bank aus San Francisco mit 80 Filialen und 5.000 Mitarbeitern ist auch betroffen. Der Kurs sackte von 115 auf 11 € ab.

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