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Arbeitsmarkt mit „deutlicher Besserung“ – ohne Hilfe nicht ganz so glänzend

Bundesagentur für Arbeit ist zuständig für Statistiken für den Arbeitsmarkt

Der deutsche Arbeitsmarkt strotzt vor Kraft? Die Arbeitslosigkeit ist im Juni „deutlich“ oder auch „kräftig“ gesunken, so liest man es aktuell in großen Leitmedien. Gut, viele übereinstimmende Headlines mögen damit zu tun haben, dass die Redakteure Inhalte aus Nachrichtentickern stumpf kopieren. Aber gut, sei es drum. Die Bundesagentur für Arbeit spricht heute von einer „deutlichen Besserung“ am Arbeitsmarkt. Wer auf den ersten Blick auf den heute um 10 Uhr veröffentlichten Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit schaut, der sieht in der Tat nur tolle Zahlen.

Die Arbeitslosenquote sinkt im Jahresvergleich von 6,2 Prozent auf 5,7 Prozent. Im Jahresvergleich zu Juni 2020 sind es 239.482 Arbeitslose weniger, und im Vergleich von Mai auf Juni 2021 sind es 73.000 weniger, mit aktuell 2,61 Millionen offiziell arbeitslosen Personen in Deutschland. Es geht also rapide bergauf am deutschen Arbeitsmarkt? Selbst die tatsächliche Arbeitslosigkeit, die von der Agentur als „Unterbeschäftigung“ deklariert wird, sinkt im Juni im Jahresvergleich um 206.773 „Unterbeschäftigte“ auf 3,41 Millionen Personen.

Kurzarbeit sorgt für auf den ersten Blick rosige Zahlen am Arbeitsmarkt

Es ist wie in den Vormonaten auch, aber immer mehr hört man in den Headlines nur noch von der rosigen Entwicklung am Arbeitsmarkt. Dass die dramatisch höhere Arbeitslosigkeit anders als in vielen anderen Volkswirtschaften bei uns durch das Instrument der Kurzarbeit verdeckt wird, scheint man in der breiten medialen Öffentlichkeit kaum noch wahrnehmen zu wollen. Letztes Jahr gab es dank Coronakrise laut ifo-Institut noch über 7 Millionen Kurzarbeiter – laut Daten der Bundesagentur für Arbeit aber lag der Höhepunkt im April 2020 bei 6 Millionen. Und heute, wo doch die Industrie brummt, die Läden wieder öffnen, und alles so rosig läuft? Da gibt es ein Jahr später noch immer 2,34 Millionen Arbeitnehmer, für die im April konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt wurde. Laut Meldung des ifo-Instituts vom 7. Juni waren es im Mai immer noch 2,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit.

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Laut Daten der Bundesagentur für Arbeit wurde vom 1. bis einschließlich 24. Juni für 59.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit neu
angezeigt, nach 112.000 im Mai, 154.000 im April und 234.000 im März. Im Oktober 2020, dem Monat vor der Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen, belief sich die Personenzahl auf 148.000. Damit hat die neu angezeigte Personenzahl für die Kurzarbeit zuletzt wieder deutlich abgenommen.

Auf Seite 9 ihres heutigen Berichts für den Arbeitsmarkt schreibt die Agentur auch über den durchschnittlichen Arbeitsausfall pro Kurzarbeiter. Die Quote lag im April 2021 bei 55 Prozent, womit laut Agentur für Arbeit der Einsatz von Kurzarbeit in diesem Monat rechnerisch Arbeitsplätze für 1,30 Millionen Beschäftigte gesichert und deren vorübergehende Arbeitslosigkeit verhindert habe. Im April 2020, also im absoluten Höhepunkt der Coronakrise, lag der durchschnittliche Arbeitsausfall bei 51 Prozent. Addiert man also die rechnerischen 1,3 Millionen Arbeitslosen oder die 2,3 Millionen Kurzarbeiter zur den offiziell 2,61 Millionen Arbeitslosen hinzu, sähe die offizielle Statistik gar nicht mehr so rosig aus.



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1 Kommentar

  1. Moin, moin,

    die offiziellen Arbeitslosenzahlen sind m.E., wie immer, zu korrigieren. Gerade vor der Bundestagswahl im September müssen (!) diese Zahlen sehr gut ausfallen. Also wird solange gerechnet und geschoben, bis die Zahlen passen. Merke, was nicht passt, wird passend gemacht und die gefakten Gutachten gibt es gleich dazu.

    Das hätte die ehemalige richtige DDR auch nicht besser gekonnt. Und so lobpreisen die Öffentlich-Rechtlichen Medien diese Zahlen, obwohl jedem mit Verstand klar ist, dass hier „geschoben“ wurde. Aber egal, schliesslich ist EM2021 und Grillwetter. Wer interessiert sich schon für die Arbeitslosenquote?

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