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Schwindende Dollar-Reserven als Problem Argentinien zahlt Schulden in Yuan – Abhängigkeit von China wächst

Argentinien Schulden China Yuan

Argentinien begleicht zum ersten Mal zumindest einen Teil seiner 2,7 Milliarden US-Dollar (etwa 2,38 Milliarden Euro) an Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IMF) teilweise in Yuan – damit wächst die Abhängigkeit von China. Dabei wurden 1,7 Milliarden US-Dollar (etwa 1,5 Milliarden Euro) unter Verwendung von Sonderziehungsrechten (SDR) beglichen, einer internationalen Reserveeinheit, die vom IWF geschaffen wurde. Zusätzlich stellte die chinesische Regierung eine Milliarde US-Dollar (etwa 880 Millionen Euro) durch eine Swap-Linie zur Verfügung. Mithilfe von China erfüllte Argentinien seine Verpflichtungen gegenüber dem IWF, ohne seine schwindenden in US-Dollar denominierten Reserven anzutasten. Insgesamt belaufen sich Argentiniens Schulden beim IMF auf 44,5 Milliarden US-Dollar (ca. 39,19 Milliarden Euro).

Argentinien: Verdoppelung der Swap-Linie mit China

Ende Mai reisten Wirtschaftsminister Sergio Massa und Zentralbankpräsident Miguel Pesce nach China, um das verfügbare freie Geldvolumen der Swap-Linie zwischen Argentinien und China auf 10 Milliarden US-Dollar (etwa 8,8 Milliarden Euro) in chinesischen Yuan zu verdoppeln. China erlaubte der argentinischen Regierung den Zugriff auf 5 Milliarden US-Dollar (ungefähr 4,4 Milliarden Euro) der Swap-Linie, von denen laut Schätzungen fast 2 Milliarden US-Dollar (ca. 1,76 Milliarden Euro) im April und Anfang Mai verwendet wurden. Das Gesamtvolumen der Kreditlinie beläuft sich auf fast 19 Milliarden US-Dollar (etwa 16,72 Milliarden Euro) oder 130 Milliarden chinesische Yuan.

Sonderziehungsrechte (SDRs) sind eine internationale Reserveeinheit, die vom IWF geschaffen wurde, um den Mitgliedsländern bei Bedarf zusätzliche Liquidität zur Verfügung zu stellen. Der IWF kann SDRs gegen verschiedene Währungen eintauschen, um die Zahlungsbilanzen der Mitgliedsländer auszugleichen oder ihnen bei finanziellen Engpässen zu helfen. Der argentinische Wirtschaftsminister deutete an, dass China die SDRs aufkauft.

Gefährlicher Rückgang der Devisenreserven in Argentinien

Argentinien sieht sich mit einem gefährlichen Rückgang seiner Devisenreserven konfrontiert, der sie auf den niedrigsten Stand der letzten sieben Jahre gebracht hat. Laut der Argentinischen Zentralbank sanken die in US-Dollar denominierten internationalen Reserven von 44,6 Milliarden US-Dollar im Mai auf 36,5 Milliarden US-Dollar (von 39,26 Milliarden Euro auf 32,12 Milliarden Euro). Die Situation wird durch die kontinuierliche Abwertung des argentinischen Pesos und die hohe Inflationsrate von mehr als 100% im Vergleich zum Vorjahr weiter verschärft.
Im April kündigte das südamerikanische Land zudem an, chinesische Yuan anstelle von US-Dollar für chinesische Importe zu verwenden, um seine Reserven zu schonen.

Verstärkte Abhängigkeit von China

Insgesamt verstärkt Argentinien durch die Annahme von chinesischem Yuan zur Tilgung seiner Schulden beim IMF und die verstärkte Nutzung der Swap-Linie seine Abhängigkeit von China. Dieser Schritt ermöglicht es Argentinien, seine in US-Dollar denominierten Reserven zu schonen und seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen. Die argentinische Währung ist in diesem Jahr die schlechteste Währung unter den Schwellenländern. Die Dollarreserven der Zentralbank sind auf dem niedrigsten Stand seit 2016 – und wenn man die Swap-Linie, Gold und multilaterale Finanzierungen herausrechnet, sind die liquiden Barreserven sogar im negativen Bereich.

Allerdings birgt diese verstärkte Abhängigkeit auch Risiken, da Argentinien zunehmend von der wirtschaftlichen Unterstützung Chinas abhängig wird.

Der gefährliche Rückgang der Devisenreserven und die anhaltende Abwertung des argentinischen Pesos verdeutlichen die prekäre wirtschaftliche Lage des Landes, dazu kommt eine hohe Inflation mit extrem hohen Zinsen. Die Entscheidung, chinesische Yuan anstelle von US-Dollar für Importe zu verwenden, spiegelt den verzweifelten Versuch wider, die Reserven zu stabilisieren. Gleichzeitig vergrößert sie jedoch die Abhängigkeit von China und wirft Fragen zur langfristigen finanziellen Unabhängigkeit Argentiniens auf.



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8 Kommentare

  1. Argentinien vergrößert seine Abhängigkeit, weil ein 2. Land sich um seine Schulden kümmert(!?)
    Habe ich meine Abhängigkeit vergrößert, wenn ich meine Schulden auf 2 Banken verteilen kann?
    Ganz im Gegenteil, die Abhängigkeit wird insgesamt kleiner, weil ich eine Alternative habe, wenn die andere Bank mich abziehen will.
    Wenn nur die Chinesen nicht die Bösen wären.

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

  2. @Helmut: Nun ja, das andere Land kuemmert sich ja nicht um aus reiner Wohltat um das Erstere . Es sind und bleiben Schulden. Und der Zinssatz, den die Chinesen berechnen, sind – wie wir ja aus anderen Laendern wissen – ist hoeher, als beim IMF bzw. Pariser Klub.

  3. und dir fällt nicht die permanente abwertende Berichterstattung gegen Russland und China auf ? wieso wird den der „ost-block“ immer größer und mächtiger? weil Global die meisten die Schnauze voll von der einseitig geführten erpresserischen Regierungsform der USA haben. darüber wird nichts negatives berichtet. Sind wir dann nicht auch alle vom Dollar abhängig? Nur weil eine alternative sich entwickelt wird sie direkt schlecht gesprochen weil es den Amis nicht passt und die uns vorgeben was wir zu berichten haben.

  4. sehr spannende „Argumentation“. Man macht sich also abhängig, wenn man auf Yuan setzt und nicht auf Dollar 😁. Dass fast die gesamte Welt vom Greenback abhängig ist, wird jedoch nicht problematisiert….

    diese einseitige Art der Kommunikation verstärkt den Eindruck, dass dem bisherigen Hegemon, seinen verbündeten Vasallen und den geschaffenen Institutionen ziemlich die Muffe geht und manche sich eben nicht mehr am einseitigen Gängelband führen lassen wollen. Ja, die Chinesen machen das alles nicht aus Menschenliebe und Freundschaft, sondern aus Machtpolitik. und? Ist der bisherige Hegemon mit seiner Politik besser? Wohl kaum.

    1. @Dierk: Das hat mit Gängelband nichts zu tun, die Finanzwirtschaft ist kein Kindergarten und Erklärungsmuster aus der Kinderwelt sind eben nicht tauglich. Der US-Dollar ist eine jederzeit weltweit konvertierbare, liquide Währung. Wegen des vorhandenen Volumens ist diese eben nicht (oder nur mit großem Aufwand) politisch steuerbar. Jeder kann in $ handeln. Dies alles gilt für den Renminbi nicht. Daher die neue Abhängigkeit.

  5. Jeder Gläubiger hat die „unangenehme“ Eigenschaft, dass er sein Geld mit Zinsen zurückhaben will.
    Grundsätzlich sehe ich es als Vorteil an, wenn die Schulden eines Staates nicht in der Hand eines einzelnen Gläubigers liegen.
    Im Gegensatz zu früher muss aber kein Land mehr damit rechnen überfallen zu werden, wenn es Öl nicht mehr in Dollar verkauft.
    Und das ist nicht ein „Verdienst“ der USA.
    Die Welt wird neu aufgeteilt, und Deutschland und Europa „wollen nicht mehr“ mit Russland, und bauen auch Schranken nach China auf.
    Das wird die beiden Länder wenig interessieren, und China antwortet auch mit Handelsschranken.
    Was sonst auch.
    Mal sehen wo das hinführt.

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

    1. @Helmut
      „Im Gegensatz zu früher muss aber kein Land mehr damit rechnen überfallen zu werden, wenn es Öl nicht mehr in Dollar verkauft.“
      Korrekt: Inzwischen muss man damit rechnen, überfallen zu werden, weil man zufällig geografisch zu nahe am falschen Nachbarn lebt. Was die ganze Sache nicht wirklich besser macht.

      1. Hallo Ras Putin, ich habe jetzt keine Zahlen und keinen Link. Aber so rein gefühlsmäßig würde ich behaupten, dass die meisten Kriege zwischen Staaten stattgefunden haben, die eine gemeinsame Grenze hatten. Und es gibt natürlich niemals eine Rechtfertigung, wenn ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg geführt wird.
        Nur wenn die Amis ihn geführt haben, und Dörfer und deren Bevölkerung mit Napalm gebraten haben, dann waren sie doch die „Guten“. Natürlich auch wenn deutsche Kampfpiloten in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg die Infrastruktur eines Landes zerbomben.

        Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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