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Atemmasken: Objekte der Begierde nicht nur in Deutschland – das deutsche Lohnniveau

Wie oft wurde schon darüber Klage geführt, dass ein reiches Land wie Deutschland nicht in der Lage sei, sein medizinisches Personal und auch seine Bevölkerung ausreichend mit Schutzausrüstung respektive mit Atemmasken zu versorgen. Aktuell werden überall Anstrengungen unternommen, um diesen Missstand zu beseitigen. Von Automobilunternehmen, die ihre Mitarbeiter damit versorgen wollen, über die Bürger selbst, die man staatlicherseits vorsichtig dazu aufgefordert hat, diese Atemmasken in Heimarbeit herzustellen, bis hin zu Textilfirmen, die ihre Produktionsketten umstellen. Hier zeigt sich aber gleich ein Nachteil eines Hochlohnlandes (im Vergleich zu den Emerging Markets), welches schon seit langer Zeit die Produktion von Alltagsgütern nach Ländern wie China oder Indien „outgesourct“ hat.

Atemmasken, für zwölf Euro in Großproduktion?

Eigentlich sollte die Herstellung von billigen Textilartikeln wei Atemmasken zumindest für den Hausgebrauch kein großes Problem darstellen. Diese Industrie hat aber bereits seit vielen Jahren deutsche Fabrikhallen verlassen und ist in viele Länder abgewandert. Außer der schwäbischen Textilfirma TRIGEMA mit ihrem medial sehr präsenten Firmenchef Wolfgang Grupp, der seit Jahrzehnten darauf bedacht ist, die Produkte seiner Firma ausschließlich in heimischen Gefilden herzustellen. „Made in Germany“ als Markenzeichen.

Da die 46 Trigema-Outlets seit ein paar Wochen geschlossen sind und damit der Umsatz an Sport und Freizeitbekleidung deutlich weggebrochen ist, hat sich der 78-Jährige entschlossen, seine 1200 Mitarbeiter die begehrten Atemschutzmasken nähen zu lassen. Erstaunlich ist hierbei der Preis für ein Produkt, welches sich aus Baumwolle, Polyester, Gummi und Draht zusammensetzen lässt: Es sind nicht weniger als 120 Euro für eine Zehnerpackung. Der Firmenchef verteidigt diesen Preis damit, dass für die Atemmasken fünf Arbeitsgänge dafür notwendig seien und er so viel verlangen müsse, um Löhne und Sonderausgaben zu decken. Die Auftragslage ist dennoch gut, es lägen eine Million Bestellungen vor und bisher seien 350.000 Stück ausgeliefert worden. Die Produktion beträgt derzeit 35.000 Stück pro Tag.

Verwunderlich ist die Preisgestaltung dennoch, vor allem wenn man auf einen Konkurrenten, den amerikanischen Mischkonzern 3M und seine Preisgestaltung blickt. Dort bietet man eine Atemmaske mit einem N95-Filter an, die sogar medizinischen Ansprüchen genügen soll und die nicht einmal einen Dollar kostet. Dennoch macht der Mangel diese Preisgestaltung möglich, auch wenn es deutsche Hersteller gibt, die diese Produkte zu einem Drittel des Preises anbieten. Selbst Schneider in ganz Deutschland arbeiten stundenweise an dem zig-millionenfach benötigten Utensil.

Damit kann TRIGEMA bis Mai mit dem Verkauf von Atemmasken eine Phase überbrücken, in der die Produktion von Sport- und Freizeitbekleidung für den Einzelhandel nicht allzu viel Sinn macht.

Fazit

Egal, wie man die Preisgestaltung bei einem Produkt wie Atemmasken aus einfachen Textilien bewertet. Es zeigt sich dabei eines: Sollte der Industriestandort Deutschland viele Produkte im Zuge einer De-Globalisierung in eine heimische Produktion überführen wollen, so wird es auf alle Fälle eines – teurer!

Atemmasken sind so begehrt wie noch nie - auch in Deutschland



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13 Kommentare

  1. In der es würde sehr teuer – deshalb wird es auch nicht soweit kommen. Die aktuelle Disskusion hat eine Wertigkeit bis max. Corona Ende..

  2. ..dabei gehts auch anders. Ich habe mir bei Herpa 20 Gesichtsmasken für den privaten Gebrauch bestellt. Die Firma will nichts daran verdienen, ist zum Selbstkostenpreis, damit die Bevölkerung die Möglichkeit hat, sich günstig Schutzmasken zu besorgen. Preis? Knapp 20 Euro, aber nicht pro Stück, für 20. https://www.herpa.de/masken

  3. Systemrelevante Artikel könnte man künftig auch anders produzieren, ohne dass die „Leistungsträger der Gesellschaft“ 5000% am Allgemeinwohl absahnen. Gewisse Dinge wie Wasser, Abwasser, Energie, Internet, Verkehr, Gesundheitswesen darf man einfach nicht dem skrupellosen Kapitalismus überlassen. Wie sich in USA oder GB seit längerem zeigt.

    https://www.futurezone.de/digital-life/article211772917/Roboter-LOWRY-kann-17-erfahrene-Naeher-ersetzen.html
    https://automationspraxis.industrie.de/robotik/naehroboter-realisiert-hochwertige-naehte/

    1. Wenn du das hier Kapitalismus nennst, lebst du sicherlich vom Geld der Allgemeinheit. Nur zwei kleine Beispiele für dich. 1. Zigaretten-Steuer auf eine Packung 80% und nichts für die KK
      2. Benzin, Steuer auf 1 ltr.80 Cent. Und bei diesen Beispielen hat der Staat nicht einen Finger krumm gemacht. Auch der ganze EU Subventions Irrsinn, wo hunderte Milliarden Euro verbraten werden, ist SOZIALISMUS pur und kein Kapitalismus!

      1. @asisi1, bitte erst informieren, dann schreiben…
        Erstens einmal ist es grundsätzlich Schwachsinn, einem Produkt variablen Preises, welches mit prozentualen Mehrwertsteueranteilen belegt ist, eine feste Summe pro Mengeneinheit zuzuweisen. Da müssen Sie schon auch den zugrunde liegenden Preis angeben.

        Von 1,55 Euro für Benzin gehen rund 90,7 Cent an den Staat.
        Von 1,36 Euro für Diesel gehen rund 69,36 Cent an den Staat.
        Von 0,71 EUR für Autogas (1-Liter-Äquivalent zu Benzin) gehen rund 25 Cent an den Staat.

        Davon ist ein gewisser Betrag für die strategische Erdölbevorratung, der Rest sind Steuern.
        Und wann immer der Staat Steuern kassiert, macht er keinen Finger krumm. Das ist ja genau das Wesen von Steuern. Mit der Mehrwertsteuer oder der Lohnsteuer haben die Unternehmen die ganze Arbeit, machen Buchführung für den Staat und kümmern sich um den pünktlichen Geldeingang.

        Und übrigens nein, ich lebe nicht vom Geld der Allgemeinheit. Im Gegensatz zu dieser Abzockerfirma aus dem Schwabenland.

  4. WIESO ?
    Wenn man es so nachäfft wie’s in Asien läuft wird’s teurer – sicher.
    Aber ein Land wie Deutschland ist traditionell eher dem absoluten hightech verpflichtet.
    Wenn wir es schaffen beste Bondautomaten zu bauen, dann sollten wir auch in der Lage sein einen vollautomatischen Maskennäher zu entwickeln und zu fertigen.
    Stückzahl über Zeit rechnet sich das, und wenn der Automat in der Heimat steht bezahlt man über den Lohn eben eine gewisse Versicherung – denn ohne ist u.U. Mist wie man momentan sieht.

    Unter dem Totschlagargument „Lohnkosten“ stellt sich ohnehin die Frage warum es überhaupt noch Arbeitsplätze hier gibt …
    Man kann es auch mal rein mathematisch betrachten – Grenzwertbetrachtung.
    Alles am billigsten Ort zu fertigen lohnt nicht weil die anderen dann nichts beißen haben, geschweige denn Geld um etwas zu kaufen haben.
    Fazit der Weltmarkt würde unter diesen Umständen starkt schrumpfen.

    Akueller Bezug: Überoptimierte Systeme fallen einem früher oder später auf die Füße ;-)

    p.s. Wir schaffen’s zum Mars zu fliegen aber scheitern daran ein Auto zu bauen weil aus China wichtige Stecker nicht lieferbar sind ;) man man man

  5. Diese Stofffetzen sind ein bedenkliches Beruhigungsmittel. Damit kann man zwar seinen Mitmenschen signalisieren, dass man sie ganz lieb hat und seine Viren für sich behalten will und sich selbst auch etwas beruhigen, aber *wirksamer* Schutz sieht anders aus. Vor allem Schutz für sich selbst. Alle Schleimhäute sind Eintrittspforten für Viren und müssen geschützt werden. Und dazu gehören auch die Augen. An der Vollmaske mit professionellen Filtern (ab N95 aufwärts) führt deshalb kein Weg vorbei, wenn man sich diese, was man jetzt als gesichert ansehen kann, Ungeheuerlichkeit aus einem Biolabor sicher vom Leib halten will. Alles andere ist nur gefährliche Scheinsicherheit.
    In China tragen sie den Stoff im Gesicht übrigens vor allem, um die allgegenwärtigen Überwachungskameras auszutricksen.

    1. Interessant was du alles als gesichert ansiehst.
      Da Covid-19 im Mittel ohne Gegenmaßnahmen nur eine Reproduktionsrate von ca. 3 hat reicht es diese um gute 2/3 zu senken um die Epidemie in Schach zu halten.
      Videologen schätzen den Anteil der Tröpfcheninformationen auf ca. 80 %. Das ist das worauf man sich zur Senkung der Reproduktion konzentrieren muss. Und Tröpfchen lassen sich effektiv durch die von dir sogenannten Stofffetzen abfangen.
      Wenn die jeder trägt, in der Annahme unbemerkt selbst Überträger sein zu können, dann organisieren wir durch geändertes Kulturverhalten eine Art externe Herdenimmunität, wenn wir das noch bestmöglich mit den geläufigen Abstandsregeln und Handhygiene kombinieren.

      Deine Herangehensweise mit 100% und absolut und alles andere sind „Stofffetzen“ ist sehr deutsch und genau diese ganz oder gar nicht einzelfallfixierte „und was ist eigentlich mit…“ klein-klein Streitigkeiten können wir uns in der aktuellen Situation nicht leisten. Wer eine medizinische Maske bekommen kann soll sie tragen, wer nicht irgendwas anderes. Wichtiger, als dass einige ihre medizinischen Masken tragen (und dazu dann auch Schutzbrillen und alles passend aufgesetzt und regelmäßig getauscht, sonst reine Scheinsicherheit) ist, dass nun alle einfache Masken tragen und Abstand halten und Hände waschen. Damit dämmen wir den Großteil der Transmissionen ein und das ist alles was wir brauchen und auch realistisch leisten können.

    2. Ich möchte auch Krieggasmasken Pflicht, Vollkörperanzug im freien, da sind die Muslima mit Ihren Burkas und man muss das Gesicht erkennen plrözlich kein Thema mehr…diese Schurzmaskenpflicht wiederspricht doch dem Verhüllungsverbot 😂😂😂

  6. Die Schweizer Armee muss 400 Mio Schutzmasken bis Ende Monat beschaffen! 400 Mio!?!? Das sind 50 pro Einwohner…bis Ende April….

  7. Kein Mensch denkt auch nur daran, Mode, Unterhaltungselektronik, usw. zu repatriieren. Es geht ausschließlich um in einer Krise unverzichtbare Elemente. Und wenn sich dafür eine europäische Selbstversorgung eingespielt hat sinken die Preise natürlich selbst in dieser Nische massiv. So haben Pharmahersteller wegen Einsparungen weniger Cent pro verkaufter Packung alles von Schmerzmittel bis Antibiotika in Billiglohnländer verschoben. Auf zig produzierte Einheiten machen die paar Cent natürlich eine spürbare Profitsteigerung für die Konzerne aus. Aber dem Endverbraucher ist es egal ob er 10 Cent mehr für sein Paracetamol zahlt oder die Krankenkasse 1€ mehr im Quartal für den Blutdruckdenker ausgeben muss.
    Das spielt auch für die Inflation keine Rolle.

    Für die Inflation gibt’s immer und das wird sich nie ändern die drei wichtigsten Faktoren Lohnentwicklung der Arbeitnehmer, Angebotsüberhang oder Angebotsmangel und Nachfrageüberhang und Nachfragemangel. Die unfassbare Liquiditätsmaßnahmen der Notenbanken sind in rein technischen, abstrakten Wirkungen der Volkswirtschaftsrechnung versickert und wurden neutralisiert, kamen nie bei Lohnsumme, Angebot oder Nachfrage an. Also waren sie folgerichtig für die Inflation irrelevant.
    Da eine alternde Gesellschaft einen unweigerlichen Drall zur Deflation hat (unweigerliche Sparquote) hat die EZB ja sogar immer Mühe gehabt nicht in die Deflation zu gleiten.

    Jetzt und in den nächsten Jahren gilt das umso mehr:
    Kurzarbeitergeld und andere Ausfälle bei Beschäftigten und Selbstständigen lassen die verfügbaren Einkommen abstürzen, ein Angebotsproblem gibt’s nicht (höchstens Überreaktionen wie Klopapierhamstern, organisatorische Probleme). Das wird massiv auf die Inflation drücken, auch ohne den externen Schock beim Ölpreis.
    Wartet mal ab wenn die Bekleidungsgeschäfte wieder öffnen dürfen mit welchen Panikrabatten die versuchen ihre Haut zu retten. So wird’s bei allen Branchen laufen die wieder anlaufen dürfen und versuchen um die gesunkenen Kaufkraft der verunsicherten Verbraucher zu buhlen.

    Gleichzeitig ist ab Verfügbarkeit einer Impfung oder durchschlagenden medikamentösen Therapie mit schneller Rückkehr zur Normalität zu rechnen. Wir hatten ja keinen Krieg, alle Produktionsanlagen sind noch da und können schneller die Angebote von vor der Krise auf den Markt werfen als die Einkommen der Haushalte und b2b Kunden sich erholen können. Wieder ein Angebotsüberhang.

    Es wird mühsam sich aus der unweigerlichen Spirale aus darauf folgende Rationalisierungsmaßnahmen in der Wirtschaft, bestenfalls stagnierende Einkommen und auch weltweit gesunkener Nachfrage wieder hoch zu arbeiten. Eine Lohn/Preisspirale und Nachfrageüberhang sind pure Märchen.

    Auch die Maßnahmen der Notenbanken reichen bestenfalls um die zu erwartenden tiefen Löcher in den Bilanzen am Finanzmarkt zu füllen. Wenn davon auch nur ein Cent übrig bleibt und in der Geldmenge real ankommt fress ich einen Besen.

    Was natürlich ankommen wird sind fiskalische Stimuli, aber die wirken geldpolitisch nicht inflationär, sondern können bestenfalls helfen den Schadens zu begrenzen und beim Neustart stützen.

    Es ist alles ein einziges Löcher stopfen, von zusätzlichen Impulsen sind wir weit entfernt. Über Inflation auch nur nachzudenken wäre in meinen Augen gröbste Unkenntnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge.

  8. PS: viel Spaß beim Beömmeln über meinen Tippfehler „Videologen“.

  9. Fazit: Herr Möller, das geht so nicht. Ihr Fazit ist nicht haltbar. Aussagen so wie diese erwarte ich nicht in FWM. Ein Anruf bei einer Firma mit jemanden der Kosten berechnet im relevanten Bereich, würde lernen das in Deutschland auch sinnvoll Atemmasken unter 1 Euro HK gemacht werden können.
    Das daran jetzt gut verdient wird, würde hier schon mal erklärt vor ein paar wochen.
    Diese alles oder nichts Diskussionen provozieren sichtlich mehr als das sie beitragen an besserem Verständniss der Lage.

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