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Ausgeträumt: Beyond Meat sitzt auf Lagerbeständen für 6 Monate!

Beyond Meat, Hersteller erstaunlich echt schmeckender und sich auch fleischig anfühlender veganer Fleisch-Alternativen war einer der Börsen-Shootingstars im Jahr 2019 (hier mein Bericht aus Mai). Binnen Wochen schoss der Kurs um ein Vielfaches in die Höhe und machte das Startup, das kaum Umsätze erzielte, zu einem Milliardenkonzern mit einer Börsenbewertung von mehr als 13 Milliarden US-Dollar. Dieser Traum ist langsam ausgeträumt. Ende Juni saß Beyond Meat auf Lagerbeständen für sechs Monate. Dabei hieß es bislang noch, das Unternehmen käme mit der Produktion nicht hinterher.

Bei wem die Nachfrage die Produktionskapazität übersteigt, kann sich kein Lagerbestand aufbauen

Wir kennen die Story schon von Tesla. Um ein nicht ganz wie erwünscht ausfallendes Wachstum zu begründen, wird schnell die Ausrede erfunden, das Unternehmen sei durch die eigenen Produktionskapazitäten beschränkt gewesen. Tesla entlarvte diese Behauptung selbst als erfunden, nachdem sie in einem Investorenbrief Produktionskapazitäten nannten, die um Hunderttausende Fahrzeuge über der tatsächlichen Produktion lagen und dazu noch umfangreiche Lagerbestände am Quartalsende übrig blieben.

In Beyond Meats Kühltruhen lagern genug Burger Patties für sechs Monate

Nun muss auch Beyond Meat eingestehen, dass die Produktionskapazitäten für das eigene Fake Fleisch wohl nicht ganz so begrenzt waren, wie man immer behauptete. Selbst im Juni kaufte das Unternehmen noch eine neue Produktionsstätte in den Niederlanden, um das Wachstums-Narrativ am Leben zu erhalten. Doch wenn angeblich ständig neue Produktionskapazitäten benötigt werden, warum veröffentlichte das Unternehmen dann am Dienstag Quartalszahlen, die das Gegenteil belegen? Während das Unternehmen im 2. Quartal 2020 113 Millionen US-Dollar Umsatz erzielte, lagen in den Kühlhallen Warenbestände im Wert von 143 Millionen US-Dollar.

Die Lagerbestände müssen zu den Produktionskosten in die Bilanz aufgenommen werden. Die Quartalszahlen zeigen, dass Beyond Meat die Produkte mit einer Marge von 42% weiterverkauft. Aus 143 Millionen US-Dollar Warenbeständen können also 203 Millionen US-Dollar Umsatz werden. Und das entspricht ziemlich genau dem Umsatz, den Beyond Meat im ersten Halbjahr 2020 machte – nämlich 210 Millionen. Mit anderen Worten: Selbst ohne Produktionssteigerungen hätte Beyond Meat fast doppelt soviel verkaufen können, ohne in Lieferschwierigkeiten zu geraten. Die Warenbestände sind jetzt sogar mehr als doppelt so viel wert wie die Maschinen, mit denen sie hergestellt wurden. Beyond Meat, der ehemalige 13 Milliarden US-Dollar Konzern, besitzt nämlich nur Maschinen und Fabriken im Wert von 70,3 Millionen US-Dollar.

Ein Problem ist die Coronakrise für Beyond Meat nicht, weil die Nachfrage einbricht, sondern weil sich die Nachfrage verschob. Verkaufte das Unternehmen vor einem Jahr 2/3 der Waren in den USA im Einzelhandel und 1/3 über den Großhandel an Restaurants, so verschob sich das Verhältnis im 2. Quartal 2020 zu 13:1. Eilig wurden für den Großhandel gedachte Packungen daher wieder geöffnet und die Ware neu für den Einzelhandel verpackt. Das verursachte zusätzliche Kosten, die fünf Prozentpunkte von der Marge abknabberten.

Gewinne gibts bei Beyond trotz Wachstum noch immer nicht zuverlässig

Zugutehalten müssen wir Beyond Meat, dass das Unternehmen trotz Corona-Krise und der massiven Nachfrageverschiebung noch immer wächst. Das 1. Quartal mit sinkenden Umsätzen stellte eine Ausnahme dar. Bereits im 2. Quartal 2020 lag der Umsatz höher als im 4. Quartal 2019. Doch Wachstum allein rechtfertigt noch keine Unternehmensbewertung von derzeit 8,9 Milliarden US-Dollar. Es kommt auch auf den Umfang des Wachstums an. Und der ist inzwischen merklich kleiner geworden. Dass Beyond Meat inzwischen auf Lagerbeständen für fast ein komplettes Halbjahr sitzt, zeigt zudem, dass massive Überkapazitäten aufgebaut wurden und das Wachstum deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt.

Zudem zeigt sich, dass Beyond Meat auch bei stark steigenden Umsätzen noch immer nicht dauerhaft profitabel arbeitet. Im vergangenen Quartal wurde ein Verlust von 10,2 Millionen US-Dollar erzielt und damit rund eine Million US-Dollar mehr als vor einem Jahr – bei um 70% gestiegenen Umsätzen. Starkes Wachstum zeigt sich nur bei der Anzahl ausstehender Aktien. Hier konnte in einem Jahr fast eine Verdreifachung erzielt werden – Verwässerung für Altaktionäre inklusive. Eine Unternehmensbewertung von fast 9 Milliarden US-Dollar kann angesichts der Wachstums- und Gewinnschwäche nur als zu hoch angesehen werden!

Burger von Beyond Meat
Ein Burger von Beyond Meat. Foto: BYMTDigital CC BY-SA 4.0



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3 Kommentare

  1. Bei Tesla interessiert es keinen wieviel Autos man verkauft und auch bei BMeat ist es egal ob was verkauft wird oder nicht… was zählt ist die Idee und das reicht schon um Amateur-Spekulanten anzuziehen. Die werden jede Idee kaufen ohne auf die Bewertung zu gucken. Manchmal reicht auch schon ein Name z.B. Blockchain im Namen der Firma und schon gehts hoch. Alles schon gesehen in 1999 Neuer Markt (wo Firewalls zu Krebsheilung wurden) und auch in 2017 mit BTC (wo Getränkehersteller zu Softwareentwicklern mutierten).

    Also macht euch nicht die Mühe hier was zu Veröffentlichen, was den Markt nicht juckt… alles geht hoch, weil die Dummheit wie so oft gewinnt.

    1. Bei Beyond Meat interessiert schon was sie verkaufen. Genauso wie die ganzen Cannabis Aktien abgestürzt sind wird hier der Kurs vieler Firmen fallen und sich der Fleischersatz-Markt durch Pleiten und Übernahmen wirtschaftlich gesund schrumpfen. Der ach so große Internet Crash des Milleniums ist auch nicht so dramatisch und für alle die gestreut und nachgedacht haben eine saubere ver-x-fachung. Wer mind. 1/10 in Amazon, Google, Apple ODER Microsoft gesetzt hat und hielt ist Millionär.
      Genies die bei der Telekom bei 40+ eingestiegen sind und heute noch über die bösen Aktien schimpfen haben es nicht anders verdient.
      Und Tesla macht allein „keinen Gewinn“ weil dieser in neue Fabriken investiert wird. Tesla fährt mit 30+% Marge, und diese wird mit dem Auto als Service nur steigen. Als nächstes erzählen Sie noch Amazon ist eine Pleitefirma und Bezos ein Idiot weil er Gewinne reinvestiert und die Firma immer noch wächst.

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