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Bayer-Aktie extrem günstig – aber das USA-Risiko nimmt weiter zu

Die Bayer-Aktie wirkt bei Blick auf KGV, KBV und Dividendenrendite sehr günstig. Aber die US-Rechtsrisiken lassen die Aktie weiter fallen.

Bayer-Logo
Bayer-Logo. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Für Anleger, die nach einer Aktie mit einer richtig günstigen Bewertung Ausschau halten, ist Bayer auf den ersten Blick (!) eine richtig gute Idee. Die Aktie wird für 2024 mit einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von gerade mal 5,03 bewertet, und für 2025 mit 4,58. Theoretisch – wenn Bayer den ganzen Jahresgewinn als Dividende ausschütten würde – müsste man die Aktie also nur gut fünf Jahre halten, um seinen Kaufpreis durch die Dividende zu refinanzieren.

Bayer-Aktie: KGV, KBV und Dividendenrendite richtig günstig

Und wer jetzt kauft, kann sich für 2024 auf eine erwartete Dividendenrendite von 6,96 % freuen, und für 2025 liegt die Erwartung bei 7,31 %. Welche Anleihe oder Aktie kann da schon mithalten? Auch das KBV (Kurs-Buch-Verhältnis) der Bayer-Aktie liegt bei einem Wert von 0,79 für das aktuelle Jahr. Vereinfacht gesagt bedeutet das: Verkauft man alle vorhandenen Werte der Firma, bekäme man einen Erlös von 100, muss jetzt dafür aber nur 79 zahlen. Also, warum strömen die Börsianer nicht in Scharen in die Bayer-Aktie? Im folgenden TradingView Chart sehen wir den Niedergang der letzten Jahre: Seit 2019 ist die Aktie um 56 % gefallen, der Dax aber um 55 % gestiegen.

Vergleich von Bayer-Aktie mit Dax in den letzten fünf Jahren

Der Markt bewertet mit Aktienkursen fortlaufend Risiken, alle Faktoren betreffend einer Aktie werden ständig durch steigende und fallende Kurse eingepreist. Und bei Bayer überschatten die ständigen Klagen und Urteile in den USA die Aktie. Es geht um die Probleme rund um den Unkrautvernichter Roundup (Wirkstoff Glyphosat), die das Unternehmen belasten, seitdem man den US-Anbieter Monsanto 2018 kaufte. Unzählige Amerikaner behaupten, Roundup hätte bei ihnen Krebs verursacht. Das immense Rechtsrisiko belastet die Aktie. Und obwohl Bayer eine Milliardensumme für weitere Rechtskosten bereits auf die hohe Kante gelegt hat, glaubt der Markt offenbar, dass die möglichen Belastungen aus immer neuen Urteilen eine endlose negative Story für das Unternehmen darstellen können. Sonst wäre der Aktienkurs nicht so niedrig, und die Bewertung nicht so unschlagbar günstig.

Es ist eine Art Wette: Kann Bayer die kommenden Jahre weiterhin Gewinne erwirtschaften, und daraus weiterhin hohe Dividenden zahlen, um die Aktionäre zu besänftigen, die massive Kursverluste hinnehmen müssen? Oder werden zunehmende Kosten für Urteile in den USA Bayer ab einem bestimmten Punkt dazu zwingen, Dividendenausschüttungen spürbar zu kürzen? Am 5. März meldet Bayer seine Quartalszahlen. Dann könnte es neue Aussagen dazu geben, ob man weiterhin an hohen Ausschüttungen festhalten will.

Juristische Nackenschläge – „Bayer droht sich zu verheddern“

„Bayer droht sich zu verheddern“, so formuliert es die Nachrichtenagentur Bloomberg aktuell. Sie schreibt zur Einordnung der Klagewelle in den USA: Bei Bayer steht für den neuen Vorstandsvorsitzenden Bill Anderson immer mehr auf dem Spiel. Während der gebürtige Texaner noch immer die Optionen prüft, den Wert des auf den Säulen Pharma, persönliche Gesundheit und Landwirtschaft fußenden Konzerns zu steigern, droht ihm das Dickicht aus US-Prozessen um den krebsverdächtigen Unkrautvernichter Roundup über den Kopf zu wachsen.

In dieser Woche erlitten die Leverkusener eine herbe Niederlage. Ein US-Bundesberufungsgericht wies das Argument des Konzerns zurück, dass Roundup-Klagen abgewiesen werden sollten, weil sie im Widerspruch zu Bundesvorschriften über die Kennzeichnung von Roundup-Verpackungen stünden. Ein zweites Berufungsverfahren in der Sache ist noch bei einem anderen US-Bundesgericht anhängig. Das Urteil vom Montag senkt aber die Chance, dass sich das oberste US-Gericht jemals mit den Argumenten von Bayer befassen wird.

Grafik zeigt Entwicklung der Bayer-Aktie seit dem Jahr 2016

Damit dürfte der Druck auf Bayer steigen, sich mit tausenden von Klägern zu einigen, die ihre Krebserkrankungen durch den Wirkstoff Glyphosat verursacht sehen. Obgleich Bayer bei seiner Linie bleibt, dass Roundup sicher ist: Die 16 Milliarden Dollar, die Bayer für Vergleiche eingeplant hat, könnten einfach nicht reichen. Morgan Stanley hatte schon im Januar gemutmaßt, Bayer könnte gezwungen sein, die Dividende zu kürzen, um Barmittel freizusetzen.

Seit Bayer Monsanto übernommen hat, ist der Börsenwert des Konzerns um rund 70% gefallen. Viele Investoren wünschen sich von Anderson eine fokussiertere Strategie als die bisherige mit den drei Sparten Pharma, Consumer Health und Agrar. Eine Neuausrichtung könnte aber Zeit und Geld brauchen. Beides hat der Bayer-Chef nur in begrenztem Maße. Und das gilt auch für die Aktionäre, die im Zweifel mit den Füßen abstimmen, wie der Kurschart zeigt.

Fazit

FMW: Die erwarteten Finanzdaten wie KGV und Dividendenrendite können noch so günstig wirken. Wenn die Aussicht auf enorme finanzielle Belastungen aus Gerichtsurteilen über einem Konzern wie Bayer hängt, zählt das nicht. Die Börsianer schieben seit geraumer Zeit diese günstige Aussicht bei Seite, und sehen bei jedem neuen Urteil gegen Bayer, wie das Problem für die Aktie wächst. Rücklagen für Zahlungen an Kläger könnten nicht reichen, die Folgekosten sind unabsehbar? Wer investiert schon gerne in ein großes schwarzes Loch? Und so ist die Aktie zwar spottbillig zu haben – aber eben nur für für Anleger, die bester Hoffnung sind, dass das Unternehmen nicht durch immer neue Milliardenzahlungen an US-Kläger belastet sein wird (das war natürlich KEINE Kaufempfehlung).

FMW/Bloomberg News/Bloomberg Terminal



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