Zunehmend hilflose Notenbanken, und strukturell höhere Zinsen, als man es in der langen Hausse-Phase nach der Finanzkrise 2008 gewohnt war? Muss sich der Kapitlmarkt auf eine Welt einstellen, in der man sich nicht mehr auf die Notenbanken verlassen kann? Der Internationale Währungsfonds sollte bei seiner Herbsttagung diese Woche die “neuen strukturellen Bedingungen” einer Welt mit schwächerem Wachstum und höheren Zinsen diskutieren, so empfiehlt es aktuell der Vice Chairman des weltgrößten Fondsmanagers Blackrock und frühere Schweizer Notenbankchef Philipp Hildebrand.
“Wir werden uns in einem sehr viel starreren Inflationsumfeld befinden — und die Zinsen werden nicht in der Lage sein, auf eine Schwäche zu reagieren”, sagte der Blackrock-Manager Hildebrand am Montag im Interview mit Bloomberg TV. “Das sollte der Ausgangspunkt für den IWF sein, und ich hoffe, dass er anfängt, diesen neuen strukturellen Bedingungen Aufmerksamkeit zu schenken.” IWF und Weltbank halten diese Woche im marokkanischen Marrakesch ihre Herbsttagung ab. Der Markt hat sich bereits mit der Tatsache abgefunden, dass die Zinsen länger hoch bleiben werden, und dementsprechend die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen letzte Woche auf über 5% getrieben.
Aber eine Welt, in der die Notenbanken nicht in der Lage sind, Konjunkturzyklen zu glätten, wäre ein Regimewechsel. Investoren haben sich an die Unterstützung durch die Währungshüter gewöhnt, die seit Jahrzehnten mit einer Lockerung der finanziellen Bedingungen reagieren, wenn sich die Konjunktur verlangsamt. Sie dürften nun mit schwierigen Abwägungen konfrontiert sein, zumal die Weltwirtschaft noch immer mit Angebotsengpässen geplagt werde, so der Blackrock-Manager Hildebrand. Er verwies zudem auf die geopolitisch zunehmend fragmentierte Weltordnung. Sie bewirke “viel höherere” Risikoprämien als in der Vergangenheit.
Der eskalierende Konflikt zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas sei auch “eine Manifestation einer der längerfristigen Kräfte auf der Angebotsseite”, führte Hildebrand aus. Heute stiegen die Ölpreise ebenso an wie sichere Anlagen wie der Dollar und der Yen, da die Märkte sich auf die Eskalation im Nahen Osten einstellten. Auch wenn die Märkte noch einige Tage lang nervös bleiben dürften, werden sie sich schließlich beruhigen, sagte Hildebrand.
“Die Risikoprämie im Zusammenhang mit der Geopolitik ist viel höher als in den vergangenen Jahrzehnten”, sagte er. Der Konflikt ist “ein weiteres Beispiel dafür, warum wir wahrscheinlich in eine Ära mit deutlich geringerem Wachstum eintreten werden”.
FMW/Bloomberg
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sehr Gut, kann ich mein portfolio endlich mit Staatsanleihen wieder stabiler absichern. das mit diesen desaströsen Minuszinsen wird noch lange schlimme Auswirkungen nach sich ziehen.