Indizes

Börse: Der Start ins Jahr 2021 – unverhofft kommt oft!

Das Jahr 2021 beginnt recht ungewöhnlich für die Börse. Selten waren die Erwartungen so einhellig - aber meist passiert dann etwas anderes!

Das Jahr 2021 beginnt recht ungewöhnlich für die Börse. Nach einem kurzen Sprung nach oben plötzlich Gewinnmitnahmen, trotz der Zuflüsse durch frisches Geld, welches durch automatisierte Aktiensparpläne an die Märkte fließen musste. Dennoch fielen die Indizes rasch wieder, das Jahr 2021 scheint sich wiederum nicht an historische Regeln zu halten. Wie ich in meinem Jahresrückblick „Börse lehrt Demut“ ein wenig angedeutet habe. Aber ob die Januarregel der ersten fünf Handelstage zutreffen kann, dafür konnte man schon am gestrigen Dienstag keine eindeutigen Hinweise mehr bekommen.

Börse: Folgt auf ein ungewöhnliches Jahr ein normales – oder doch nicht?

Natürlich könnte man sich eine solche Frage sparen, zumindest, wenn man sich die ganze „Prognosteritis“ einmal längerfristig betrachtet. Wie die Wissenschaft schon des Öfteren festgestellt hat – ohne sichtbare Konsequenz für die Analystenschar -, benötigt man für eine Voraussage ein einigermaßen stabiles Umfeld mit großen Regelmäßigkeiten und genau das ist im Nach-Coronajahr nicht besser gegeben als in den Vorjahren.

Es beginnt bereits in den ersten Börsentagen des neuen Jahres. Vieles sprach für eine Fortsetzung und Vollendung der Santa Clause-Rally, aber bereits nach zwei Handelstagen werden die ersten Mutmaßungen über ein ganzes Jahr der Börse getätigt.

Nach Abschluss des jährlichen Window Dressings, wenn die Boni im Kasten sind, erinnert man sich plötzlich an die Gefahren für die Hausse der Börse, für die im November der „Impfturbo“ eingeschaltet wurde:

  • Im Zusammenhang mit der Wahl am 5. November, die über die Kraftverhältnisse im US-Senat entscheiden wird. Die Angst vor einem großen Wirtschaftspaket, einer „blauen Welle“, die die Renditen der Staatsanleihen schneller nach oben schnellen lassen werde.
  • Die Inflationserwartungen, die in die Höhe schießen, bei US-Staatsanleihen, weil allein schon jetzt absehbar ist, dass acht Billionen Dollar an auslaufenden US-Anleihen, inklusive neu zu emittierende, auf den Markt kommen werden.
  • Dann wirft man schon einen Blick auf die US-Berichtssaison, die schwächere Ergebnisse bringen könnte, als eingepreist.
  • Selbst die Regulation bei Kryptowährungen wird als Gefahrenelement aufgeführt.

Aber es wird wie zumeist sein: desto mehr darüber geschrieben wird, desto milder werden die Reaktionen darauf ausfallen.

Was das Umfeld in der US-Wirtschaft angeht, so könnte die Konfusion nicht größer sein. Anstiege bei den Coronazahlen auf bis zu 300.000 Fälle pro Tag, überall kleine Lockdowns, politische Unsicherheiten durch ein nach außen hin weiter gespaltenes Amerika – und dann diese Schlagzeile: Die US-Industrie dreht trotz Corona-Krise auf. Der US-Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) stieg im Dezember auf 60,7 Punkte, von bereits hohen 57,5 Zählern im November.

Das höchste Wachstumstempo seit August 2018, weit vor Corona und vor den Abschwungtendenzen des Jahres 2019.

Und was machen die Indizes? Bereits am zweiten Börsentag schlossen die US-Indizes wieder im Plus, der Dow Jones 0,6 Prozent höher auf 30.391 Punkten, der S&P 500 bei plus 0,7 Prozent und der Tech-Index Nasdaq gar ein Prozent.

Was macht der deutsche Leitindex Dax?

Freudestrahlend ist er mit einem neuen Allzeithoch ins neue Jahr gestartet, um durch die schwächelnden US-Indizes wieder auf den Boden zurückgeworfen zu werden. Aber viel ist noch nicht geschehen.

Der Handelsverlauf der letzten Tage offenbart ein Kaufinteresse im Bereich von 13.600 Punkten. Nach oben hin steigt sofort die Bereitschaft Gewinne mitzunehmen. Dies liegt auch an der Positionierung der Anleger, wie es die wöchentliche Sentimentumfrage durch Stephan Heibel in Verbindung mit dem Handelsblatt zeigt. Es gibt allgemein eine neutralere Aufstellung, man würde weder bei Bewegungen nach oben oder unten stark zum Handeln gezwungen. So wartet man hierzulande ein wenig ab, auf den Ausgang der sich gefühlt schon ewig hinziehenden US-Wahlen, die gerade in die nächste Hängepartie gesprungen ist?

Und vergessen wir nicht: Über die Hälfte der Dax-Investoren sind Ausländer, viele Angelsachsen, die damit großen Einfluss auf unseren Dax, dem „Spielball der Weltwirtschaft“ aufgrund seiner Exportlastigkeit haben. Damit spielt hierbei auch der Kurs des US-Dollars eine Rolle für die Börse insgesamt. Für den einen sind Abwärtsbewegungen „Windfall Profits“, für den anderen ein Belastungsfaktor.

Fazit

Neues Jahr, neues Glück, oder „Je sais, que je ne sais rien“ in neuen Varianten. Auch 2021 dürfte an der Börse wieder einige Überraschungen für Anleger bereithalten, vermutlich keine so heftige wie im Februar/März des Vorjahres, aber das Virus ist noch nicht besiegt und die Nullzinspolitik und der über 600 Jahre alte Zinssenkungszyklus (in Schüben) stellt vor neue Thematiken.

Als Hauptgefahr ist ein Anstieg der Inflation „in Tateinheit“ mit einem Renditeanstieg am Kapitalmarkt geoutet worden, keine detektivische Arbeit, denn diese Faktoren haben fast jeden Zyklus historisch ein Ende bereitet. Aber da dies nahezu von jeder Großbank als Hauptgefahr publiziert wurde, macht es das Ganze schon wieder etwas ungefährlicher: Ein Markt crasht nicht aus der Realisierung einer Entwicklung, die schon über Monate im Voraus prognostiziert wurde (wenn es viele tun), sondern aus Dingen, die unberechenbar sind und plötzlich auftreten.

Wer sich nur an die letzten vier Jahre erinnert: Was wurde nicht alles befürchtet und was davon hat sich realisiert? Die so genannten Experten dürften auch 2021 wieder Erklärungsnotstand bekommen, im Sinne von: die Kurse machen die Nachrichten. Erste Gelegenheit gibt es schon heute nach der Wahl in Georgia..

Der Start ins Jahr 2021 an der Börse verlief überraschend



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