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Börse: Die Stimulus-Schecks und der große Börsen-Hype

Wiederholt sich das Muster an der Börse aus der ersten Corona-Welle? Damals stiegen Kleininvestoren ein, und nun kommen neue Schecks!

Was sich im letzten Sommer durch die großzügigen Schecks der US-Regierung zur Unterstützung der Arbeitslosen an der Börse gezeigt hat, wiederholt sich mit den 600 Dollar-Schecks seit Jahresanfang in verschärfter Form. Man zockt mit dem staatlichen Geld immer zügelloser, in Pennystocks und in Optionen. Jetzt kommt bald die Aufstockung auf 2000 Dollar durch die Biden-Regierung – wird dies der Höhepunkt der Manie der Börse?

Börse: Corona und die Generation RobinHood

Es war ein großes Thema im Coronajahr 2020, die allein schon beim Neobroker RobinHood auf 13 Millionen, vorwiegend junger Anleger angewachsene Schar neuer und junger Investoren, die ihre Freizeit genutzt haben, um nahezu gebührenfrei an der Börse zu zocken. Zunächst mit den großen Aktien aus dem „Stay-at-Home-Umfeld“, Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft, Nvidia, oder Zoom und natürlich Tesla. Aber da dies so gut geklappt hatte, dann auch mit Hebelprodukten aus dem Optionsbereich. Was die Stillhalter dazu genötigt hatte, teure Aktien zur Absicherung auch noch nachzukaufen, Stichwort Gamma-Absicherung. Die Hausse nährte ständig die Hausse. Dies ist natürlich den großen Häusern in den USA nicht verborgen geblieben. Goldman Sachs holte sich die Liste der meist nachgefragten Aktien bei den Billigbrokern und bei den Favoriten der Hedgefonds – und siehe da, die Lieblinge der RobinHoodies schlugen die Benchmark und die Profis um Längen.

2020: S&P 500, plus 16 Prozent – Hedgefonds plus 40 Prozent – und die RobinHooder plus 80 Prozent. Dies ist natürlich nicht die Performance der Depots, sondern die Berechnung der Performance der Favoriten.

Das neue Thema Pennystocks

Das Jahr 2021 entwickelt sich in Teilbereichen noch extremer als das Jahr 2020. Die jungen Spekulanten hatten bemerkt, dass sich nach den Wahlen im November und der großen Impfstoffstory ein Favoritenwechsel ergeben hat, weg von Big Growth und Value, hin zu kleinen Nebenwerten. Überaus deutlich ersichtlich an der Performance des Russel 2000, der allein von Anfang November bis dato von 1520 auf 2150 Punkte gestiegen ist. Ein Index, wohlgemerkt, in dem sich so viele Titel befinden, die gar keine Gewinne machen, seit Jahren „Zombies“ genannt. Manch erfahrener Börsianer wird sich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben, angesichts der Kurssprünge einiger kleiner und eigentlich unbekannter Aktien aus dem Feld der Pennystocks.

Das extremste und am meisten zitierte Beispiel ist eine Firma aus der Medizintechnik, Signal Advance. Infolge einer Verwechslung aufgrund eines Musk-Tweets: „Buy Signal“ hatte sich der Pennystocks schlicht verdreiundzwanzigfacht. Nicht ganz so extrem, aber immerhin auch schon mit 120 Prozent plus, notierte GameStop, eine Firma aus der Videobranche. Ob Energiesektor, Elektromobilität, Wasserstofftechnologie, Solar oder sogar Aktien, die sich der Pleite genähert haben, Hauptsache billig, dann wird damit herumgezockt.

Das Volumen der gehandelten Billigaktien hatte bereits im Dezember die Billionengrenze erreicht.

Stimuli, oder die staatliche Quelle für das Zocken

Wie bereits angedeutet, viele Anleger hatten anscheinend nur darauf gewartet, dass der Staat ihnen endlich die lange erwartete Unterstützung mittels der 600 Dollar-Schecks zusandte. Der Beweis für diese Annahme ist der Anstieg des Handelsvolumens bei Pennystocks – Over the counter (OTC), also außerbörslich, der sich nach dem Erhalt der Schecks glatt fast versechfacht hatte.

Was bedeutet dies für die nahe Zukunft? Der neue US-Präsident hat letzte Woche sein 1,9 Billionen Dollar schweres Stimulusprogramm angekündigt, welches noch der Billigung durch den Kongress bedarf.

Eine Aufstockung um 1400 Dollar und es könnten weit über 100 Millionen Amerikaner in den Genuss der staatlichen Stimulus-Schecks geraten.

Wird sich das Verhalten der neuen Generation Anleger ein weiteres Mal wiederholen und das Geld unmittelbar wieder an der Börse landen, bei Werten, von denen unsereins noch gar nichts gehört hat?

Ein nochmaliger kurzfristiger Boom?

Daran sieht man einmal mehr, warum statistische und saisonale Annahmen stets mit Vorsicht zu genießen sind. Jedes Jahr, jeder Zyklus ist anders und bietet ständig Überraschungen. Wer hätte vor einem Jahr daran gedacht, dass kleinste Anlegergruppen mit staatlicher Stütze einen Einfluss auf die Kurse an der Börse ausüben können?

Fazit

Wieder ein Zeichen für eine Bubble an der Börse, die aber wie immer erst dann festgestellt wird, wenn sie geplatzt ist? Jede Übertreibung ist anders als die vorherige und die aktuelle Phase ist durch Umstände befördert worden, die es in dieser Kombination auch noch nicht gegeben hat. Die Notenbanken haben durch ihre Marginalisierung des Zinses den Aktienmarkt zu einer dominanten Anlageklasse gemacht, dann haben die neuen Broker die Handelsgebühren abgeschafft und das Handeln mit ganz niedrigen Beträgen möglich gemacht und zuletzt hat Vater Staat auch noch das nötige Spielgeld zur Verfügung gestellt, ungewollt. 2020 war es die Arbeitslosenunterstützung, die in manchen Staaten über 4000 Dollar pro Monat betragen hat, mehr als der Arbeitnehmer mit seiner Arbeit verdienen konnte. Dann kamen die 600 Dollar-Schecks und jetzt die nochmalige Aufstockung durch die neue US-Regierung.

Was mich wieder einmal in meiner These bestätigt, wann der Rally an der Börse sehr deutlich der Stecker gezogen werden könnte: Wenn die Wirtschaft ohne staatliche (Not-)Versorgung läuft, das Zinsniveau nur ein wenig weiter ansteigt und zusätzlich den jungen Zockern die staatlichen Schecks verwehrt werden.

Der Einfluß der Stimulus-Schecks auf die Börse



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3 Kommentare

  1. Das halte ich für eine sehr genaue Einschätzung der Lage.

    Die einzige Frage ist, ob es die Zentralbanken riskieren werden, hier den Stecker zu ziehen, indem sie Zinserhöhungen beschließen oder zumindest am Kapitalmarkt geschehen lassen. Und ob sie die Anleihenkäufe jemals freiwillig zurückfahren.

    Die fiskalpolitischen Maßnahmen werden ja vielleicht wirklich reduziert. Aber die Zentralbanken riskieren mit jeder Verschärfung der Finanzierungsbedingungen, genau die Krise auszulösen, die sie bisher erfolgreich unterdrückt haben.

    Wir leben in interessanten Zeiten…

  2. Ich habe ein grundsätzliches Problem mit dem Wort „Blase“. Was soll das sein? „Falsche Preise“? Falsche Preise gibt es nur wenn der Staat sie erzwingt. Preise, die sich am Markt bilden sind immer richtig. Und wenn die sich mal rasend schnell ändern, ist auch das richtig.

    Ein Gut, also auch Aktien, hat nur im Tauschakt selbst einen Tauschwert, also einen Preis. Und diesen Tauschwert bestimmt immer der Käufer durch seine Zahlungsbereitschaft. Börsenkurse zeigen nicht den „Preis“ oder „Wert“ von Aktien an, sondern nur den Wert den diese bei der letzten abgeschlossenen Transaktion hatten.
    Eine Aussage über zukünftige Tauschwertrelationen steckt da nicht drin.

    Schon die Aussage „Aktienpreise stellen die abgezinsten Gewinne, genauer gesagt, ausgeschütteten Dividenden dar ist falsch. Das ist lupenreine marxistische Wirtschaftstheorie, die Gütern einen objektiven (Tausch-)wert zuweist, denn sie aber nicht haben.

    Machen wir das mal an einem Vergleich fest. Musk gelingt es noch weitere 30 Jahre genug Kohle einzusammeln um seinen Laden weiter betreiben zu können.
    Ein anderes Unternehmen schafft es die nächsten 30 Jahre mit seinem Produkt Gewinne zu erzielen.
    Dann schlägt das Schicksal zu. Bei Musk funktioniert das Geldeinsammeln nicht mehr und er ist Pleite. Die Letztbesitzer der Aktien verlieren ihren selbst gezahlten Kaufpreis.
    Bei dem anderen Unternehmen hat sich zum selben Zeitpunkt der Markt verändert und das bisher profitable Produkt ist nicht mehr verkaufbar. Folge: Ebenfalls Pleite. Für die Aktionäre folgt das gleiche Ergebnis wie im ersten Fall.

    Waren die Unternehmen von Musk nun „überbewertet“ und das andere Unternehme nicht? Darauf gibt es keine Antwort. Und ob die Pleite von Musks Bude nun exakter vorhersagbar gewesen wäre ist auch nicht belegbar.

    Aber nun noch zur Schlussfolgerung des Artikels:
    „Was mich wieder einmal in meiner These bestätigt, wann der Rally an der Börse sehr deutlich der Stecker gezogen werden könnte: Wenn die Wirtschaft ohne staatliche (Not-)Versorgung läuft, das Zinsniveau nur ein wenig weiter ansteigt und zusätzlich den jungen Zockern die staatlichen Schecks verwehrt werden.“

    Der Aussage stimme ich uneingeschränkt zu. Wenn Tauschwerte verschwinden und damit Nachfrage, fallen die Preise.
    Es stellt sich nur die Frage warum erstens die staatliche Notversorgung stoppen sollte (jeder Versuch wird sofort abgebrochen, wenn sich die Folgen zeigen), zweitens warum das Zinsniveau steigen sollte (notfalls werden die staatlich festgesetzt, man denke nur an Fannie Mae) und das mit den Checks wird ganz schnell wieder auf der Tagesordnung stehen wenn mal wieder ordentlich Randale gemacht wird. Oder glaubt hier irgendjemand das die Demokraten so viele Stimmen wegen ihrer „Politik“ bekommen haben? Nein, einfach weil ihre Wähler auf das große Füllhorn hoffen.

    Enden tut das erst, wenn die Währung kollabiert. Das kann schnell gehen, aber auch noch (sehr) lange auf sich warten lassen. In einer kurzfristigen Sicht rechne ich persönlich damit nicht.

  3. Diese staatliche Geldschwemme sei grösstenteils in der sog. Horte zwischengespeichert (IFO-Institut) und sobald es dann in den wirtschaftlichen Kreislauf kommt, wird es diesen stark beschleunigen, was dann zur Hyperinflation führt. Die Behauptung der EZB man könne es notfalls wieder aus dem Kreislauf herausbekommen, ist schlicht nicht mehr möglich. D.h. mit dem Gelddrucken ist das Ende des Euros bereits festgelegt, nur der Zeitpunkt ist noch offen.

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