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Brexit-Chaos und kein Ende: Britisches Pfund als Wasserstandsanzeiger

Das britische Pfund ist wohl ein exakter Wasserstandsanzeiger, wenn es um die Hoffnungen der Märkte geht, ob Großbritannien in der Lage ist einen tollen Freihandels-Deal mit der EU auszuhandeln. Doch es sind nur noch fünf Monate bis zum Brexit, und es gibt einfach keine Einigung in wichtigen Fragen (vor allem das Irland-Problem).

Hinzu kommt, dass in London Chaos herrscht. Offenbar werden die Pläne von Theresa May für einen geordneten Brexit (May´s Brexit-Plan) im Parlament wohl abgelehnt werden, wie auch ein harter Brexit, bei dem volle Zölle in Kraft treten würden. May steht vor einem gewaltigen Problem. Zwar werden die Rufe nach einem erneuten Brexit-Votum immer lauter. Aber was, wenn man dem Ruf nach einem neuen Brexit-Vote nachgibt, und diesmal eine knappe Mehrheit der Briten gegen den Brexit stimmt, und UK den Brexit absagt?

Dann bleiben knapp die Hälfte der Briten übel verbittert zurück über eine manipulative Politik in London, die ihr (erstes) Votum de facto missachtet hat. Das wäre eine Spaltung der britischen Gesellschaft, die sich richtig tief einbrennen würde. Was passieren wird, weiß momentan niemand. Tatsache ist nur, dass momentan das Chaos perfekt ist, und selbst in ihrer eigenen Partei hat Theresa May mehrere Lager. Die Lage ist so chaotisch, dass derzeit eben keine Lösung in Aussicht ist.

Das dürfte vor allem die Franzosen freuen, die mit ihrem EU-Verhandler Barnier sowieso darauf erpicht sind die Briten vollständig loszuwerden über einen harten Brexit. Die EU kann sich die ganze Sache relativ entspannt ansehen, denn der große Verlierer bei einem harten Brexit heißt Großbritannien. Verbleibt UK doch in der EU, wäre die Insel politisch als Partner nicht mehr ernst zu nehmen in Brüssel.

Der Chart des britischen Pfund spiegelt wie gesagt die Hoffnungen und auch die Enttäuschungen gut wider (Pfund vs USD seit März). Im Chart haben wir seit August die Auf- und Abwärtsbewegungen eingezeichnet. Momentan bei einem Kurs von 1,2870 sind wir nicht mehr so weit entfernt von der Unterstützung bei 1,2673 aus August. Dieses Tief konnte Ende Oktober ziemlich genau gehalten werden, und ist damit heute aus charttechnischer Sicht eine starke Barriere auf dem Weg nach unten. Bricht dieses Tief, ist im großen Bild Platz bis 1,20.

Pfund vs USD



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4 Kommentare

  1. Das ist jawohl mal Numpitz, höflich formuliert.
    Die meisten Artikel hier sind wirklich gut, aber die Argumentation hakt hier hinten und vorne. Wieso vergleicht man denn nicht Pfund und € miteinander? Der € hat natürlich stark aufgewertet ggüb dem $ im letzen halben Jahr.
    Es sieht wohl auch eher so aus, dass das Pfund insbesondere dann steigt, wenn s kein € wird. Egal ob Brexit oder nicht, wahrscheinlich wird der Pfund Kurs in einigen Jahren deutlich besser zum € stehen

  2. Wenn die Briten brexit-mäßig so richtig abgewatscht werden, möchte ich nicht wissen, wo dann das Pfund steht – wahrscheinlich in der Tiefgarage :-)

  3. https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-11/brexit-eu-theresa-may-grenze-irland-nordirland-plan-b

    Der Plan-A wäre also gewesen, die EU-über-den-Tisch-zu ziehen ?

    Nur stellt sich die Frage, wieso sollte die EU sowas tun ? Die EU hat vieles, nämlich Druck, aber gegenüber den „Rosinenpickern“ ? Die „Rosinenpicker“, die diesen „Schwachsinn“ selbst, freiwilligst eingeleitet haben ? Wer hat den „Druck“ ?

    „jetzt sei der Zeitpunkt, an dem May der EU klarmachen müsse, dass die Gemeinschaft Kompromisse eingehen müsse oder aber Großbritannien die EU ohne einen geregelten Austrittsvertrag verlasse.“

    Also ehrlich, Kompromisse ? … :D

    Was hat die EU zu verlieren, die „Rosinienpicker“ ? :D
    Was hat GB zu verlieren.. ? Sich selbst ? Und das freiwilligst ?!?
    Die spinnen, die Briten…

    Punkt !

  4. Na dann, bei einem „harten Brexit“ wird der Markt das GPB mit sehr hoher Sicherheit „auseinander nehmen“, gerade deswegen, weil dann GB nicht mehr in Europa wäre, obwohl GB zu Europa „gehört“.

    Ein „harter Brexit“ wäre für GB ein Desaster, und was für eins ! Europa an sich wäre davon auch betroffen, aber : für GB an sich, so wie heute GB sehen, wäre dies der „Todesstoß“ – Europa hätte im nachhinein gewonnen !

    Also wäre der Brexit ein Votum pro Europa, so verruckt sich das anhört.

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