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3 Zukunftsszenarien Bundesbank: Erhalt und Verwendung von Bargeld kein Selbstläufer

Euro-Bargeld
Foto: Wirestock - Freepik.com

Seit Jahren gibt es Ängste, Verschwörungstheorien und auch ernsthafte Befürchtungen zum Thema Bargeldabschaffung. Dabei betont die Politik bei dem Thema stets, dass Bargeld ja gar nicht abgeschafft werden soll. Das Problem besteht wohl eher in der „kalten“ Abschaffung, wenn nämlich immer mehr Verbraucher nur noch mit Karte oder Handy zahlen, so dass irgendwann genug Einzelhändler auf Zahlung ganz ohne Bargeld umstellen? Eine Kaffeehaus-Kette bei mir um die Ecke beispielsweise hat vor 10 Monaten die Möglichkeit der Barzahlung ganz abgeschafft, und der Laden brummt weiter. Aber was ist mit dem Teil der Bevölkerung, der weiterhin sein Recht wahrnehmen möchte, mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel Bargeld bezahlen zu können? Laut einer heute von der Bundesbank veröffentlichten Studie sind Erhalt und Verwendung von Bargeld in der Zukunft kein Selbstläufer. Man hat drei Szenarien (mögliche Zukunftsbilder) erarbeitet, wie sich das Thema zukünftig entwickeln könnte.

Bargeld-Zukunft: Szenario 1 – „Hyperdigital“

Das Szenario „Die hyperdigitale Bezahlwelt“ beschreibt laut Bundesbank eine stark digitalisierte Welt, in der Bargeld aus dem Alltag der meisten Menschen beinahe verschwunden ist. Aufgrund geopolitischer Verschiebungen und der Digitalisierung haben wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen stattgefunden. Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sichern den Wohlstand. Alle Lebensbereiche, auch das Bezahlen, sollen dann stark digitalisiert sein. Es gibt in so einem Szenario laut Bundesbank nur noch wenige Bankfilialen oder Geldautomaten und auch das Abheben von Bargeld an der Ladenkasse ist nicht mehr möglich, da die Menschen im Handel kaum noch bar bezahlen.

Szenario 2: Bargeld-Renaissance

Das zweite Szenario „Die Bezahlwelt in der Bargeld-Renaissance“ beschreibt eine teilweise Rückbesinnung auf Bargeld und seine Vorzüge. Als Reaktion auf globale Lieferkettenprobleme kaufen Menschen Produkte wieder zunehmend lokal und regional. Zudem ist das Bewusstsein in der Bevölkerung, sich auf Katastrophen und Krisensituationen vorzubereiten, durch ihre Erfahrungen in der jüngsten Vergangenheit gestiegen. Nach der Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen, der Einführung von Rundungsregeln und dem vermehrten Einsatz von Bezahlautomaten empfinden es die Menschen laut Bundesbank in diesem Szenario als unkompliziert und schnell, Bargeld zu verwenden. Die Bargeldnutzung ist in diesem Szenario zwar zunächst gesunken, stabilisiert sich aber in den 2030er Jahren.

Szenario 3: Verschwindende hybride Bezahlwelt

Das Szenario „Die verschwindende hybride Bezahlwelt“ spiegelt hingegen ein Umfeld wider, in dem es sehr stark von den Lebensumständen und Einstellungen der Menschen abhängt, ob sie Bargeld nutzen. Im Handel werden die Kundinnen und Kunden dazu ermuntert, nicht mehr in bar zu zahlen. Der Zugang zu Bargeld verschlechtert sich stetig und die Bargeldnutzung schleicht sich aus.

Bundesbank: Erhalt und Verwendung von Bargeld ist kein Selbstläufer

In allen drei Szenarien ist der Anteil von Bargeld an den Gesamttransaktionen in den nächsten 15 bis 20 Jahren im Vergleich zu heute rückläufig. In keinem Zukunftsszenario verschwindet es jedoch komplett, so ein Kommentar der Bundesbank zum Ergebnis der Studie. In zwei von drei Bezahlwelten wären der Zugang zu Bargeld und die Akzeptanz allerdings nicht voll gewährleistet. Damit wäre die Wahlfreiheit praktisch nicht gegeben und die Stabilisierungsfunktion von Bargeld in Krisenzeiten gefährdet, so die Bundesbank. In einer repräsentativen Umfrage der Studie hätten jedoch 93 Prozent der Befragten angegeben, dass sie auch in Zukunft selbst entscheiden möchten, ob sie bar oder unbar bezahlen. Alle Akteure des Bargeldkreislaufs und die Politik müssten handeln, um diesen Wunsch nach Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr gerecht zu werden, so die Bundesbanker. Weiter sagt man: Die Studie zeigt, dass der Erhalt und die breite Verwendung von Bargeld keine Selbstläufer sind.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, möchte die Bundesbank unter anderem die Zusammenarbeit mit den Bargeld-Akteuren und ihren Dialog mit der Zivilgesellschaft verstärken. Sie wird in ihr effizientes und zukunftssicheres Filialnetz investieren und die wissenschaftlichen Analysen fortsetzen, um ihren gesetzlichen Auftrag auch zukünftig zu erfüllen und Bargeld als physisches Kernprodukt sicherzustellen, so die abschließende Aussage der Bundesbank.



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8 Kommentare

  1. Ich zahle gerne mittels meiner Deutsche Bank Card Plus. Da aber auch das innovativste Zahlungssystem von Fall zu Fall offline sein kann, führe ich Bargeld in Höhe der Einkaufssumme als Plan B bei mir/mit mir.

  2. Das Problem an elektronische Zahlungen ist, daß es anfangs NIE etwas kostet. Schleichend werden dann Gebühren eingeführt für dies und das. War beim Girokonto so, auch bei Bankkarten und Kreditkarten.
    Hat eine Karte dann eine Fehlfunktion oder es gibt sonst irgendeinen technischen Mangel, dann stehst da und kannst nichts tun. Mit Bargeld habe ich bislang immer bezahlen können und ohne das eine Dritte Partei sich ständig mit „bereichert“. Hoffe, daß die Gesellschaft so vernünftig ist und Bargeld weiter verwendet.

  3. Ein Großteil unserer Bevölkerung sieht es wohl immer noch als selbstverständlich an,daß es immer
    Bargeld geben wird,verwendet allerdings mehr und mehr digitale Zahlungsmittel.Eine teilweise Rückbesinnung
    wird wohl erst nach der Einführung von CBDC`s erfolgen.Ob es dann nicht zu spät ist ?
    Das würden sich sicher unsere aktuelle Regierung und die „Better than cash Alliance“ wünschen.
    Ebenso verhält es sich mit unserem aktuellen diktatorischen Sozialismus.
    Man freut sich immer noch in unser „Vollkasko Gesellschaft“,wenn andere einem die Verantwortung abnehmen
    und so passiert es dann,dass wir „versuchsweise“ in 30 Minuten Städten aufwachen.
    Ein goldener Käfig ? Träume schön weiter…………….
    So bekommen wir genau die Welt,die wir zwar nicht wollen.Aber hat man es uns nicht schon vorher im Internet
    und allen Medien gesagt ? Ähnlich verhält es sich bei unserer letzten Wahl.Jetzt ist das Geschrei groß,obwohl
    wir doch dies schon beim Umgang mit der Pandemie sehr gut haben erkennen können………….

  4. Ich bin ja mal gespannt wie ohne Bargeld die illegale Putzfrau bezahlt wird und das Kokain für die Party.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Mit Gold, Silber, Gutscheinen oder irgendwelchen anderen Waren die gebraucht werden, oder Gegenleistungen.

      1. …oder mit Schweizer Franken, die wird es noch sehr lange geben.

  5. Nimmt man die vielen Initiativen zur Digitalisierung in diesem Land als Blaupausen für eine erfolgreiche Umsetzung der Abschaffung, wird es Bargeld sicher noch ewig geben. Ich bin kein Freund von Bargeld, aber die Abschaffung würde Kindern und geistig Behinderten die Teilnahme am „kleinen“ Wirtschaftsleben m.M.n. stark einschränken. Eigentlich werden damit Grundrechte verletzt. Das ist vielleicht auch Absicht.

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