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Bundesbank: So sorgt der Hochfrequenzhandel für außergewöhnliche Kursausschläge

Dabei gingen Ökonomen der Bundesbank der Frage nach, ob der sogenannte Hochfrequenzhandel wirklich der Grund der enormen Kursausbrüche der letzten Jahre war, und ob er ebenfalls negative...

FMW-Redaktion

Die Bundesbank hat soeben im Rahmen ihres Monatsberichts auch Ergebnisse einer hausinternen Untersuchung veröffentlicht. Dabei gingen Ökonomen der Bundesbank der Frage nach, ob der sogenannte Hochfrequenzhandel wirklich der Grund der enormen Kursausbrüche der letzten Jahre war, und ob er ebenfalls negative Auswirkungen hat auf die Liquidität, Preiseffizienz und Volatilität hat. Hierzu hat man auf Milisekunden-Ebene die Trading-Historie der beiden wichtigsten deutschen Futures ausgewertet, die da wären: Dax und Bund. Hier ein Zitat der Bundesbank zum Resultat:

„HFT kann Volatilität kurzfristig erhöhen. Die Ergebnisse der Bundesbank zeigen, dass aktive, d.h. liquiditätsnehmende Marktteilnehmer in Zeiten höherer Volatilität verstärkt am Handel teilhaben. Gleichzeitig ziehen sich passive, d.h. liquiditätsgebende HFT-Marktteilnehmer in diesen Phasen typischerweise zurück, indem sie Handelsaufträge löschen. Damit verringern sie das Liquiditätsangebot. „Diese unterschiedlichen Verhaltensweisen führen dazu, dass in turbulenten Marktphasen das Risiko kurzfristig übermäßiger Volatilität zunimmt“, heißt es im Monatsbericht. Dadurch könnten Marktverwerfungen begünstigt werden.“

Auch hat sich die Bundesbank den Hochfrequenzhandel direkt nach Bekanntgabe wichtiger Wirtschaftsdaten ausführlich, und hat auch Handlungsempfehlungen parat. Ziat:

Des Weiteren hat die Bundesbank das Verhalten von HFT-Akteuren bei Bekanntgabe wichtiger Nachrichten am Beispiel der US-Arbeitsmarktdaten untersucht. Es zeige sich, dass die HFT-Akteure insbesondere in ruhigen Marktphasen die Effizienz erhöhten – neue Informationen würden durch HFT besonders schnell in den Marktpreisen erfasst. Allerdings läge diese Verbesserung im Mikrosekundenbereich – der ökonomische Wert sei daher schwierig nachzuvollziehen, so die Bundesbank-Ökonomen.

Studie bietet Ansatzpunkte für Regulierung

Mit den Ergebnissen liefert die Bundesbank mögliche Ansatzpunkte für die regulatorische Diskussion um HFT. Zum einen zeigten sie, wie wichtig es sei, Anreizmechanismen zu setzen, damit passive HFT-Akteure auch in höheren Stressphasen weiterhin Liquidität bereitstellten. Zum anderen könnten durch die exzessive kurzfristige Volatilität, zu der die aktiv handelnden HFT-Teilnehmer beitragen, langsamere Marktteilnehmer dauerhaft entmutigt werden, in solchen Phasen ausreichend Liquidität bereitzustellen. Diskutiert würden bereits Maßnahmen, die die Reaktionsfähigkeit aller Marktteilnehmer um Sekundenbruchteile verzögerten. „Dadurch könnten die Wettbewerbsnachteile langsamer Marktteilnehmer teilweise kompensiert werden, ohne den technischen Fortschritt an den Handelsplätzen spürbar zu mindern“, heißt es in dem Bericht.

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Die Grafik zeigt sehr gut, dass in den Sekunden nach den Daten die Aktivität der Hochfrequenzhändler zunimmt, und sich die „normalen“ Akteure zurückhalten – wohl weil sie wissen, dass sie hier gegen Computer mit großen Handelsvolumina kämpfen müssten. Grafik: Deutsche Bundesbank

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Wir meinen: Es wird schon seit geraumer Zeit von vielen Beobachtern gefordert dem Hochfrequenzhandel endlich ein Ende zu setzen. Es ist zum Beispiel ein Unding, dass diese Profi-Zocker sich mit enormen Summen Serverkapazitäten in Räumen direkt neben Börsen-Servern anmieten dürfen, damit sie ein paar Milisekunden oder Mikrosekunden früher Kurse erhalten und verarbeiten können. Das nennt man einen unfairen Wettbewerbsvorteil. Für alle Marktteilnehmer einen einheitlichen Mindestabstand einzuführen, mit der Kurse erhalten werden können, wäre schon mal ein guter Lösungsansatz. In den 90er-Jahren mit ISDN-Geschwindigkeit funktionierte die Liquiditätsversorgung der Börsianer doch auch, oder?

Wer sich in das Thema vertiefen möchte: Die gesamte Studie der Bundesbank hierzu ist 25 Seiten lang. Nicht gerade wenig Lesestoff, aber hochinteressant! Einfach hier klicken!



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2 Kommentare

  1. Ich plädiere ja ohnehin schon seit Jahren dafür, dass die Big Boys eine ganz eigene Börse mit eigenen Kursen bekommen, in der sie sich dann gegenseitig hochfrequent und im Millisekundenrhytmus ausplündern und die Köpfe einschlagen können ;)
    Und wir normalen Menschen handeln und benehmen uns dann auch wieder wie solche und traden auf freien und fairen Märkten, ohne Manipulatoren und Ungleichheit :))

    Bei den NFP-Daten allerdings spielt das alles keine Rolle, der USD steigt immer:
    Sind sie extrem schlecht, werden sie an einem Karfreitag veröffentlicht (wie am 03.04.2015) oder durch Streiks oder andere, an den Haaren herbeigezogene Ausreden schöngeredet (wie am 03.06.2016).
    Sind sie „nur“ schlecht, muss man 1 bis 3 Stunden warten, bis die Ignoranz wieder gesiegt hat.
    Sind sie gut (manipuliert), wie fast immer (inzwischen dürfte es etwa fünf mal so viele neu geschaffene Jobs geben, wie es Einwohner in USA gibt), spielen die paar hundert Pips, die man gegenüber den bevorteilten Big Boys zeitlich im Rückstand liegt, keine große Rolle, weil der USD auch noch die komplette nächste Woche durch die Decke schießt.

  2. Man stelle sich den Hochfrequenzhandel beim Crash von 1929 vor.

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