Asien

Vor wichtigem Ereignis für Xi Jinping könnte China Zahlen nach oben frisiert haben China: Starke Wirtschaft – oder Kosmetik vor „zwei Sitzungen“?

Wie vertrauenswürdig sind die Wirtschaftszahlen Chinas?

China Wirtschaft Erholung Einkaufsmanagerindex

Gestern wurden erste Kennzahlen zur Wirtschaft in China im Februar veröffentlicht, die auf eine starke Erholung hindeuten. Im Januar waren die Zahlen dagegen noch schwächer als erwartet ausgefallen. Aber wieviel Kosmetik steckt hinter den Zahlen?

China: Einkaufsmanagerindex auf höchstem Niveau seit Mai 2012

Der offizielle Einkaufsmanagerindex (Purchase Manager Index, PMI) stieg im Februar auf 56,4 und erreichte damit das höchste Niveau seit Mai 2012. Allerdings ist zu bedenken, dass dieser hohe Wert von 56 sich nur auf den Vormonat bezieht (alle Werte über 50 bedeuten Wachstum zum Vormonat, haben aber keine Ausasgekraft über das nominale Niveau der Wertschöpfung. Übergeordnet bleibt die Wirtschaft Chinas aber weiter fragil. Besonders auffällig ist der starke Anstieg des Non-Manufacturing PMI auf 56,3, während der Manufacturing PMI auf 52,6 kletterte. Dies lässt vermuten, dass vor allem die Binnenkonjunktur in China anzieht. Allerdings bleibt der Subindex für den Auftragseingang für Stahl mit 48,9 weiterhin im Kontraktionsbereich, was wiederum darauf schließen lässt, dass die Baubranche weiterhin schwach bleibt. Ohne eine Erholung im Immobiliensektor aber wird Chinas Wirtschaft nicht nachhaltig anziehen.

China PMI

Offizieller PMI: Wie viel Kosmetik steckt dahinter?

Es stellt sich die Frage, wie viel Kosmetik hinter den Zahlen des offiziellen PMI steckt. Denn am Wochenende beginnen die „Zwei Sitzungen“, die in ihrer Bedeutung eigentlich noch wichtiger sind als der Parteikongress im letzten Jahr. Auf ihnen wird Xi Jinping auch formal zum zweiten Mal als Generalsekretär bestätigt und ebenfalls wird die Postenverteilung innerhalb des engsten Führungszirkels vorgestellt. Es wird erwartet, dass es eine Reihe von Reformen geben wird, die darauf abzielen, die Rolle der kommunistischen Partei zu stärken und die der Regierung zu schwächen. Dies könnte letztendlich einen weiteren Machtzuwachs von Xi Jinping bedeuten.

Caixin Manufacturing PMI: Rückkehr zum Wachstum

Etwas schwächer fiel der Caixin Manufacturing PMI mit 51,6 aus, was aber immer noch im Bereich der Expansion liegt. Ebenso drehten die Subindizes für neue Export-Aufträge und Arbeitsmarkt ins Positive. Der Caixin PMI fokussiert sich eher auf kleinere, private Unternehmen, während der offizielle PMI eher die Entwicklung von großen und staatlichen Unternehmen abbildet.

Erholung auch im Immobiliensektor

Erste Daten aus dem Immobiliensektor lassen ebenfalls auf eine leichte Erholung schließen. Der Verkauf von Bestandsimmobilien in Peking sprang um 85.4% im Jahresvergleich, in Shenzhen stiegen die Verkäufe um 24.4%. Die Top-100 Immobilienentwickler meldeten eine Steigerung ihrer Verkäufe um 14.9% gemessen am Wert gegenüber Februar 2022.

Starkes Wachstum bei BYD

Auch BYD, der größte chinesische Automobilhersteller in privater Hand, meldete starke Zahlen. Der Absatz von Autos mit alternativen Antrieben (NEV) stieg im Jahresvergleich um 119,4%. Im Januar erreichten NEVs einen Marktanteil von 24,75% (Januar 2022: 17,0%) und legten damit weiter zu. Nach den endgültigen Verkaufszahlen vom Januar für PKWs (ICEV+NEV) wurden insgesamt 1,6 Millionen Autos (-37,1% im Vergleich zu Januar 2022) verkauft, davon 408.000 NEVs (-5,3%).

China BYD

Rohstoffpreise in China bleiben volatil

Der Rohstoffmarktpreisindex fiel in der letzten Woche um einen Punkt von 171 auf 170, was nicht auf eine signifikante Erholung der WIrtschaft in China schließen lässt. Der Stahlpreis zog leicht an, während die Kohlepreise in der letzten Woche kräftig auf 1.072 RMB/Tonne stiegen. Die Rohstoffpreise bleiben somit weiterhin volatil.

Drewry WCI: Transportpreise sinken weiter

Die Preise für den Container-Transport in China zeigen weitere Anzeichen einer Erholung von den extrem hohen Niveaus, die während der Covid-Pandemie erreicht wurden. Der Drewry World Container Index (WCI) fiel in der letzten Woche um weitere 2% und liegt um 80% unter dem Wert zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr. Trotzdem liegt er immer noch um 31% höher als vor Beginn der Covid-Pandemie. Die niedrigeren Transportpreise bedeuten niedrigere Endpreise, was im Moment eine dämpfende Wirkung auf die Inflation hat. Laut Daten des maritimen Beratungsunternehmens Drewry bleiben 4,1% der weltweiten Containerschiffe ungenutzt. Ein Großteil davon liegt vor den Küsten Chinas, Indonesiens und Malaysias auf Reede.

Das deutet darauf hin, dass die Erholung der Wirtschaft Chinas vor allem im Westen überschätzt wird!

Lesen Sie auch



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

6 Kommentare

  1. Das sehe ich wie Fugi. Die Wirtschaftsdaten sind in China sehr stark politisch beeinflusst. Da sind sie im Westen wesentlich transparenter, wobei auch hier z.B. bei den Inflationsdaten seit Jahren aus politischen Gründen „optimiert“ wird.

  2. …jede Macht optimiert die Daten in die gewünschten Richtungen…am Ende ist es aber die Realwirtschaft die zählt…und wenn die Menschen/Firmen keine Kohle haben, um Anschaffungen, Projekte oder Investitionen zu machen, dann helfen auch die schönsten geschönten Zahlen nix…

  3. Nur, dass das nicht der Fugmann geschrieben hat, sondern der Ennoson.
    Wuerde mich ja doch dann mal interessieren, was CuiBono da fuer inside hat, um das beurteilen zu koennen….

    1. @Horst, ich hatte versehentlich zunächst vergessen, den Artikel von Doi Ennoson unter seinen Namen zu stellen, das habe ich jetzt nachgeholt, daher ist das nicht der Fehler von @Cui Bono..

  4. Bitte bedenken, dass Schiffsverkehr träge reagiert und somit ein Spätindikator darstellt. Wir möchten gerne sagen und hören, das China frisiert, nur um den Vorurteil (?) zu bestätigen. Vielleicht stimmt es auch und wurde frisiert. Aber der Schiffsverkehr reagiert langsamer.
    Wenn jetzt China hochdreht und in 2 Monate immer noch leere Schiffe rum liegen, dann stimmt was nicht. Darauf müssen wir aber noch etwas warten.

    1. …und ich dachte immer der Schiffsverkehr ist ein vorlaufender Indikator…

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage