Der Mai-Feiertag in China hat zu einem Anstieg der Reisetätigkeit und des Konsums geführt, insbesondere im Einzelhandel und Catering. Die Transaktionen am Immobilienmarkt im April waren dagegen schwächer und kehrten zum Niveau des Vormonats zurück. Die Frachtraten stiegen, blieben aber insgesamt unter dem Vorjahresniveau. Aktuelle Daten aus Deutschland zeigten die Schwäche der Wirtschaft Chinas: so fielen sowohl Deutschlands Importe aus China deutlich als auch die Exporte nach China.
Damit bleibt die Wirtschaft in China weiter im Modus „durchwachsen“, was mittlerweile große Chancen hat, das Wort des Jahres zu werden, um den Zustand der chinesischen Wirtschaft zu beschreiben.
Konsum während der Mai-Feiertage in China: Durchwachsen
Das Hauptaugenmerk in dieser Woche galt dem Konsum während der Mai-Feiertage. Offiziell sind die Mai-Ferien drei Tage lang, aber die meisten white-collar Angestellten haben die Möglichkeit, eine ganze Woche frei zu machen. Fun Fact am Rande: Jeweils ein Tag am Wochenende davor und danach muss gearbeitet werden, so dass es effektiv eigentlich nur ein Tag frei ist. Die Erwartung war, dass 120% mehr Reisen gemacht werden und dementsprechend der Konsum einen Schub bekommen sollte.
Anstieg der Reisetätigkeit während der Mai-Feiertage
Gemäß den am Mittwoch spät veröffentlichten Daten des Ministeriums für Kultur und Tourismus wurden während der diesjährigen Maifeiertage insgesamt 274 Millionen Reisen unternommen, was einem Anstieg von 70,83 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht und auf vergleichbarer Basis 119 Prozent von 2019 ausmacht.
Nach Angaben von Airportia wurden am 1. Mai 14.100 in- und ausländische Flüge durchgeführt, was leicht über dem Niveau von 2019 liegt. Bei den Flügen ist aber der limitierende Faktor weiterhin der Mangel an Crew-Mitgliedern bei Inlandsflügen. Die Einnahmen aus dem Binnentourismus bezifferte das Ministerium auf 148,1 Milliarden Yuan (21,43 Milliarden US-Dollar) und war auf vergleichbarer Basis etwas höher als 2019 mit 100,66% des Niveaus von 2019. Nach den in den sozialen Netzwerken kursierenden Fotos und Videos waren die Touristenattraktionen gut besucht.
Umsatzanstieg im Einzelhandel und Catering
Während der Maifeiertage in China verzeichneten große Einzelhandels- und Catering-Unternehmen einen Anstieg des Umsatzes um 18,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so Daten des Handelsministeriums. Insbesondere die Umsätze wichtiger Lebensmittelketten stiegen im Jahresvergleich um 57,9 Prozent.
Laut Daten der Lieferplattform Meituan stieg das tägliche Online-Ordervolumen in den ersten drei Tagen der Maifeiertage im Vergleich zu 2019 um 133 Prozent. Auch die Anzahl der Kinobesucher stieg während des langen Feiertags stark an. Laut der chinesischen Ticketing-Plattform Maoyan erreichte das Box-Office-Einkommen der Feiertage am Mittwoch um 13:00 Uhr 1,4 Milliarden Yuan (214,2 Millionen US-Dollar), verglichen mit 1,5 Milliarden Yuan (231,9 Millionen US-Dollar) im Jahr 2019.
Immobilienmarkt im April wieder schwächer
Nachdem im Immobiliensektor in den letzten beiden Monaten eine vorsichtige Stabilisierung zu beobachten war, zeigte sich der für Chinas Wirtschaft so wichtige Sektor (ca. 30% des BIPs) wieder in schwächerer Verfassung. Laut der Immobilienforschungsfirma CRIC fielen die Verkäufe der Top-100-Immobilienentwickler Chinas im April um 14,4% gegenüber dem Vormonat, stiegen jedoch im Jahresvergleich um 31,6%. Die Verkäufe der Entwickler stiegen von Januar bis April im Jahresvergleich um 9,7%, wobei sie sich im ersten Quartal beschleunigten.
Die Transaktionen für Hausflächen in den 30 größten Städten Chinas sanken dagegen im April laut der Immobilienforschungsfirma CRIC um 27% gegenüber dem Vormonat und kehrten damit auf das Niveau von Februar zurück. Im Jahresvergleich stiegen die Transaktionen im April um 37%, blieben jedoch immer noch deutlich unter dem Niveau des gleichen Zeitraums von 2019 bis 2021.
Frachtraten steigen leicht an, aber bleiben trotzdem unter dem Vorjahresniveau
Der Drewry World Container Index (WCI) für Frachtraten ist in dieser Woche um 1% gestiegen. Die Preise auf der Shanghai-Rotterdam-Route sind um 3% oder 53 US-Dollar auf 1.645 US-Dollar pro 40-Fuß-Container gestiegen. Die Preise auf anderen Routen wie Shanghai-Genua und Shanghai-New York sind um jeweils 2% auf 2.232 US-Dollar bzw. 2.829 US-Dollar pro 40-Fuß-Container gestiegen. Die Preise auf anderen Routen wie Shanghai-Los Angeles, Rotterdam-Shanghai, Los Angeles-Shanghai, New York-Rotterdam und Rotterdam-New York blieben jedoch auf dem gleichen Niveau wie in der Vorwoche.
Der Composite Index liegt bei 1.763,28 US-Dollar pro 40-Fuß-Container und ist im Vergleich zur Vorwoche um 77% gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Index um 77% gesunken und liegt nun um 83% unter dem Höchststand von 10.377 US-Dollar im September 2021. Obwohl der Index um 34% unter dem 10-Jahres-Durchschnitt von 2.688 US-Dollar liegt, was auf eine Rückkehr zu normalen Preisen hinweist, bleibt er um 24% höher als die durchschnittlichen Preise von 2019 vor der Pandemie (1.420 US-Dollar).
Damit zeigen die Maßnahmen der Reeder endlich Wirkung und der Preis stabilisiert sich. In den letzten Monaten wurden massiv Containerschiffe auf Reede gelegt und damit die Tonnage verkleinert. Allerdings müsste in den nächsten Monaten der wieder Preis anziehen, da ab Ende Mai die Weihnachtsexporte nach USA und Europa verschifft werden.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
