Asien

Chinas Kreditkosten schießen hoch

Von Claus-Peter Sesin
Stress im chinesischen Bankensektor – in der westlichen Welt noch weitgehend ignoriert.

China overnight repoAn Chinas Geldmarkt sind die Kreditkosten sprunghaft gestiegen. Wie das Wall Street Journal und die Financial Times heute unter Berufung auf chinesische Quellen berichten, ist der siebentägige Repo-Satz intraday bis 9,8 Prozent hochgeschossen – nach 8,2 Prozent am Freitag. Das ist der höchste Wert seit der Kreditklemme im letzten Sommer, als 11,62 Prozent erreicht wurden.

Grund für die Anstiege: Die chinesische Zentralbank (PBoC) kann den (teils auch saisonal bedingt) hohen Bedarf der Banken nach kurzfristigen Krediten nicht hinreichend decken, obwohl sie seit letzter Woche in einem Notfallplan zusätzlich kurzfristiges Geld mit Laufzeiten von unter sieben Tagen in den Markt pumpt. Das Volumen dieser Geldspritzen erinnert dem britischen Guardian zufolge an die extremen Liquiditätsspritzen in USA und Europa nach der Lehman-Pleite.

Geldknappheit stresst den chinesischen Interbanken-Markt, der wegen des ausufernden Schattenbankensystems stark gewachsen ist, seit einem Jahr. Gleichzeitig ist das BIP-Wachstum auf den schwächsten Wert seit 20 Jahren zurückgefallen. In der Folge stehen an den Börsen insbesondere Chinas Bankaktien unter Druck.

Die Renditen chinesischer Staatsanleihen sind auf ein Acht-Jahres-Hoch gestiegen. Die Zinsanstiege am langen Ende wurden von Marktbeobachtern vor kurzem noch hedonistisch als Hinweis auf eine sich verbessernde Konjunkturlage interpretiert. Tatsächlich jedoch scheinen sie eher, wie befürchtet, ein Indiz für steigenden Banken-Stress zu sein, vergleichbar dem Hochschießen der PIIGS-Renditen im Sommer 2012.

Der Boom im Schattenbankensystem rührt daher, dass China nach der extremen Kreditsause seit 2008 – die PBoC pumpte seitdem sieben Mal mehr Geld in den Markt als die US-Notenbank – die Verschuldung im regulären Bankensystem zu reduzieren versucht. Doch nun scheint der Schattenbank-Boom in Bust umzuschlagen. Chinas gigantische Stimulus-Investitionen flossen zu erheblichen Teilen in unproduktive Anlagen wie die vielen chinesischen Geisterstädte, hinzu kommen spekulative Übertreibungen. Der mangelnde Cash-Flow aus diesen Investitionen droht Kredite im Umfang von drei Billionen Dollar faul werden zu lassen. Diese Summe entspricht knapp dem deutschen BIP.



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