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Video-Interview Daniel Stelter über Bauernproteste und Deutschlands Zukunft

Daniel Stelter. Foto: Robert Recker/Berlin.
Daniel Stelter. Foto: Robert Recker/Berlin.

Der Ökonom Daniel Stelter ist bekannt für seine glasklaren Analysen zum wirtschaftlichen Zustand Deutschlands. Jüngst wurde er von Börse Online zur aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland interviewt, zu den Bauernprotesten, und zu den Zukunftsaussichten für Deutschland und Europa.

Daniel Stelter: Bauernproteste nur Spitze des Eisbergs

Kaum verwunderlich: Seine Aussagen zur aktuellen Lage von Politik und Wirtschaft fallen wenig schmeichelhaft aus. Die Bauernproteste sind laut Daniel Stelter nur die Spitze des Eisbergs. Ärmer zu werden führt nicht zu mehr Zustimmung für die Politik, so seine Aussage. Stelter wundert sich, warum die Bürger es so lange hingenommen haben, dass die Abgabenlast immer weiter steigt, bei schlechten Gegenleistungen des Staates.

Staat hat kein Einnahmenproblem, sondern Ausgabenproblem

Die Bundesregierung und die Ampel-Parteien jammern seit Wochen rum, dass zu wenig Geld da sei, dass man jetzt hart sparen und Abgaben erhöhen müsse. Ausgangspunkt für die Haushaltsprobleme war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023. Die Staatseinnahmen sprudeln wie noch nie. Gleichzeitig aber werden für alle möglichen Zwecke Gelder ausgegeben, siehe die inzwischen „berühmten Radwege in Peru“. Auch Daniel Stelter spricht dieses Problem an. Es seien Investitionen nötig in einigen Bereichen wie Bundeswehr, Bildung etc. Derzeit werde aber sehr viel Geld für den Klimaschutz ausgegeben, andere Bereiche leiden (sinngemäß aus seinen Aussagen zusammengefasst). Grundsätzlich kritisiert er, dass die Politik der Meinung sei, dass sie es mit ihren Ausgaben glaube besser zu wissen als die Bürger. FMW: Also immer mehr Steuern und Abgaben, und dann durch den Staat immer mehr umverteilen? Die Bauernproteste sind wohl ein Ausdruck der grundsätzlichen Unzufriedenheit, dass die Bürger eben das nicht mehr wollen.

Daniel Stelter: Arbeit entlasten, Arbeitslose motivieren

Grundsätzlich plädiert Stelter dafür, Arbeit steuerlich zu entlasten. Arbeitslose sollten durch Anreize zum Arbeiten motiviert werden, bei dem Demografiewandel brauche man jede Arbeitskraft. Beim aktuell schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt sieht Daniel Stelter das grundlegende Problem, wenn man das Gesamtbild betrachtet: Ein schrumpfender Kuchen steht immer mehr Menschen gegenüber, die Ansprüche für Sozialleistungen haben. Daher nehmen Verteilungskämpfe zu, wer wie viel vom schrumpfenden Kuchen abbekommt.

Zukunftsaussichten

Die deutsche Politik verstehe grundsätzlich nicht die Sanierungsnotwendigkeit in Deutschland. Und das deutsche Exportmodell sei gefährdet, neben hohen Energiepreisen auch durch vermehrten Protektionismus im Ausland. Grundsätzlich blickt Daniel Stelter kritisch auf die Zukunft Europas. Der Demografiewandel sei ein großes Problem. Und die europäische Politik habe die Schaffung von Wohlstand nicht priorisiert, sondern kümmere sich lieber um andere Themen (man kann dabei wohl an das Thema Energiewende/Klimaschutz denken). Hier sehen sie das ganze Video.



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10 Kommentare

  1. Der Leiter der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock, Sebastian Lakner, gab bei N-TV ein äußerst bemerkenswertes und unaufgeregtes, höchst kompetentes Interview zur Situation der Landwirtschaft in Deutschland.
    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Bauernwut-im-Klima-Labor-Die-Landwirte-sollen-sich-bitte-wie-Unternehmer-verhalten-article24671360.html

    1. @Günther: Unaufgeregt ja, sonst aber seltsam oberflächlich, so als wollte Herr Lackner sein Dasein im Elfenbeinturm der Wissenschaft manifestieren. Dazu die teilweise selbstverliebte Moderation von NTV, was zusammen eine schöne Blase aus öffentlichem Dienst und Medienlandschaft ergibt, die kaum nicht mehr als das eigene städtische Milieu kennt (Im Fall von Herrn Lackner noch die ehemaligen LPG Großbetriebe in MVP, die zurzeit Profiteure der europäischen Agrarpolitik sind).

      Zur Sache: Schon allein der Titel erschüttert mich wegen der impliziten Naivität. Freier Unternehmer sein im am höchsten regulierten Markt weltweit? Mit der strengsten Regulierung auf der einen und dem Oligopol der Nahrungsmittelindustrie auf der anderen Seite ohne direkten Endkunden. Viel Spaß. Aussagen, wie die Bauern hätten selbst nicht versucht auf europäischer Ebene Harmonisierungen zu erreichen sind genauso niveauvoll. Dann das leierartige Narrativ vom Entfall klimaschädlicher Subventionen. Selbst wenn man dies als Subvention sieht (die reduzierte USt. auf Lebensmittel ist dann wohl auch eine), aber klimaschädlich? es wird kein Liter Diesel eingespart, wenn der reduzierte Steuersatz für die Landwirtschaft nicht mehr gilt. Die Aussage, man müsse den Strukturwandel hinnehmen, ist etwas so, als wenn man zu einem Obdachlosen sagt er solle doch auswandern, hier könne man nichts mehr tun. Also: Zur Lage der Landwirtschaft gibt es weit bessere Quellen und die Wut der Bauern kann sich durch solche Interviews nur steigern.

  2. Erst wenn der Schmerz der Verarmung zu groß geworden ist, werden auch die Sektengläubigen zur Vernunft kommen.
    Wer Realist ist (und es kann/konnte) wird dann aus dem Ausland zusehen, wie de Clowns der Regierung weiter versuchen werden zu erklären, warum, alles gegen die. Wand gefahren wurde.
    Und dann werden Leute gesucht, die das alles bezahlen müssen.
    Ich werde nicht dabei sein, denn ich habe Deutschland schon 2000 unter damals Rot/Grün verlassen. Die beste Entscheidung meines Lebens.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Helmut,
      Sie glauben doch wohl selber nicht, dass dafür jemals eine Erklärung geliefert wird, oder? Mit der Taktik der verbrannten Erde will man Verfolger abschütteln. Wer auch immer sich damit in Sicherheit bringt, er wird sich nicht melden. Und Clowns sind lediglich dazu da, die Versager lächerlich zu machen. Aber in ihrer Selbstherrlichkeit begreifen die das nicht.
      Der Glauben wird also eher Ratlosigkeit weichen als Vernunft, so dass man den Trotteln dann die nächsten Irrlichter präsentieren kann.

      1. Ja Crashcow, könnte sie leider recht haben.

        Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    2. Als Ausländer im Ausland, dem „Ausland“ zusehen!

    3. @Helmut

      Sie haben Deutschland verlassen? Wann? Wie? Warum? Erzählen Sie mal ausführlich, wo leben Sie denn heute? Wir wissen so wenig über Sie.

      Viele Grüße aus Europa

      1. @Columbo. Ja, da müssen wir aber mal nachhaken. Wohin genau, wie lebt dieser Helmut und was hat er denn mit seinem in Deutschland sauer verdienten Geld gemacht? Was hatte er denn an seinem Heimatland auszusetzen? Die Sphinx muss sich doch mal dazu äußern.😀

        1. @Columbo-Fan

          Seine Anlageformen beispielsweise, was wissen wir schon darüber? Praktisch nichts!😉

      2. Wenn er doch wenigstens etwas Gold gekauft hätte!

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