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Das ist die beste Aktie der vergangenen 12 Monate! Betrug?

Unglaublich aber wahr: International Holdings (IHC), eine Fischfarm aus Abu Dhabi, ist die best gelaufene Aktie der vergangenen 12 Monate mit einem Gewinn von über 2.800 Prozent und einer Marktkapitalisierung von inzwischen 14 Milliarden US-Dollar. Dabei macht das Unternehmen keine 140 Millionen US-Dollar Gewinn. Betrugsverdacht liegt nahe! Abgeladen werden sollen die Aktien vermutlich bei ETF-Investoren!

Wenn wir nach der höchsten Aktien-Performance trotz Coronakrise suchen, dann hätte ich auf Aktiengesellschaften getippt, die Schutzausrüstung herstellen, kurz vor der Pleite standen und nun den Boom ihres Lebens haben. Denkbar sind auch Öltanker-Reedereien, ebenfalls vor der Krise nahezu pleite, oder Biotech-Unternehmen, die aussichtsreiche Kandidaten für Covid-Behandlungen in der Pipeline haben. Dass ausgerechnet eine Fischfarm zu den performantesten Aktien zählen würde, hätte ich nicht gedacht. Und doch ist IHC aus Abu Dhabi die Aktie mit der höchsten Rendite, jedenfalls wenn wir Aktiengesellschaften mit einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde US-Dollar betrachten.

Mit weniger als 10.000 Transaktionen werden aus 133 Millionen 14 Milliarden!

Allein in diesem Jahr stieg der Aktienkurs um 350% und zeigte keinerlei Beeinträchtigung durch die Coronakrise. Haben die Fischfarmer also eine Möglichkeit der Geldvermehrung gefunden? Jedenfalls nicht in ihrem Kerngeschäft, der Fischzucht. War die Aktie vor einem Jahr mit 133 Millionen US-Dollar noch sehr günstig bewertet angesichts von 138 Millionen US-Dollar Jahresgewinn, so ist der Aktienkurs inzwischen jenseits von Gut und Böse und bei einem KGV von mehr als 100 angelangt.

Bei der Kursentwicklung gibt es eine Auffälligkeit: Sie findet stets bei sehr geringem Handelsvolumen statt. Es gab insgesamt weniger als 10.000 Transaktionen in der Aktie, die den Aktienkurs um fast Faktor 30 steigen ließen. Und dieses geringe Handelsvolumen hat auch einen Grund: 97% der Aktien befinden sich in den Händen von nur 13 Aktionären. Mit einer solch enormen Konzentration ist es ein Leichtes, den Aktienkurs zu manipulieren. Wenn es praktisch keinen free float gibt, können sich die wenigen Aktionäre kleine Aktienpositionen gegenseitig zuschieben und dabei stets höhere Handelspreise vereinbaren.

Bei „normalen“ Aktien würden bei massiver Überbewertung Leerverkäufer auftreten, die sich Aktien ausleihen, verkaufen und auf fallende Kurse spekulieren. Später können die Aktien dann zu einem geringeren Preis zurückgekauft und an den Verleiher zurückgegeben werden. Wenn es jedoch im Wesentlichen nur 13 Aktienbesitzer gibt, die sich verabredeten, keine Aktien zur Leihe zur Verfügung zu stellen, fällt dieses Marktkorrektiv aus. Es gibt dann keinen Marktmechanismus mehr, der verhindern könnte, dass die 13 Aktionäre die Aktien auch mit Billionen oder Billiarden-Marktbewertungen handeln.

Mitglied des Königshauses ist Aktionär und die Börsenaufsicht schaut weg

Schon jetzt hat der stark gestiegene Aktienkurs wahrscheinlich den Effekt, dass die Aktie demnächst in Indizes aufgenommen wird. Und Aktien, die in Indizes stecken, werden von passiven Investoren gekauft, unabhängig davon, ob die Unternehmensbewertung sinnvoll ist oder nicht. Die 13 Aktionäre könnten sich dann bequem von einigen ihrer Aktien zu absurden Preisen entledigen und sie an ETFs verkaufen, die Aktien-Indizes nachbilden.

Was es jedoch noch gäbe, wäre eine Wertpapieraufsicht, die wegen Marktmanipulation einschreitet. Warum das in diesem Fall nicht geschieht, ist unbekannt, könnte aber daran liegen, dass ein Mitglied des Könighauses Großaktionär beim Unternehmen ist. Wenn es noch ein Argument gebraucht hätte, um passives Investieren stärker zu hinterfragen: Hier ist es. Da handeln möglicherweise einige von der Justiz unangreifbare Anleger eine Aktie, an der sie fast alle Anteile halten, in wenigen tausend Transaktionen von 130 auf mehr als 14 Milliarden US-Dollar Marktbewertung, ohne dass die Unternehmensentwicklung so etwas hergäbe. Anschließend werden die Papiere in Indizes aufgenommen, wobei die Index-Ersteller auch nach rein formalen Kriterien Aktien aufnehmen und nicht nach der Sinnhaftigkeit der Unternehmens- und Aktienkursentwicklung schauen. Anschließend laden die Betrüger ihre Aktien zur Phantasiebewertung bei passiven Investoren ab, die mit ihren ETF-Sparplänen in ach so aufstrebende und wachstumsstarke Emerging Markets investieren wollen.

Im FTSE Global ex US Micro Cap Index ist die Aktie inzwischen enthalten und Top-1-Position im Index! Besitzer des entsprechenden Vanguard ETF sind also auch stolze Aktionäre von IHC.



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