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Dax: Das Sentiment – trauen Sie nicht Ihrem ersten Impuls!

Das Sentiment gegenüber dem Dax

Der DAX hat in der abgelaufenen Woche 1% verloren. Insbesondere konjunktursensible Sektoren wie Marketing (-2,2%) und Autos (-1,9%) mussten Federn lassen. Auf der anderen Seite sind Logistikaktien (+0,7%) und die Versorger mit einem Plus von durchschnittlich 0,4% die einzigen Sektoren, die diese Woche zulegen konnten.

Ein besonderes Augenmerk müssen wir diese Woche auf den Zinsmarkt legen: Die Umlaufrendite ist mit -0,13% Punkten wieder bei -0,41% gelandet, die Erinnerung an steigende Zinsen, die wir noch vor zwei Monaten als Damoklesschwert über der Konjunkturerholung wahrnahmen, ist inzwischen nicht mehr als ein schöner Traum aus einer längst vergessenen Zeit.

Auch in den USA sieht es nicht viel anders aus, die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Bundesanleihe brach diese Woche um 0,16%punkte auf nur noch 1,29% ein. Noch vor kurzem machten Prognosen von 2% und mehr die Runde.

Die Entwicklung an den Aktienmärkten können wir vor diesem Hintergrund auch wie folgt beschreiben: freute man sich am Mittwoch noch über das rückläufige Zinsniveau und den daraus resultierenden positiven Konjunktureffekt und bescherte den Aktienmärkten das größte Tagesplus seit sechs Wochen, so führte der zweite Gedanke zum rückläufigen Zinsniveau zur Befürchtung, dass eine schwache Konjunktur die Ursache für die rückläufigen Zinsen sein könnte zum stärksten Ausverkauf seit sechs Wochen. Das Henne-Ei Problem: Folgt dem niedrigen Zinsniveau eine gute Konjunktur oder folgt einer schwachen Konjunktur das niedrige Zinsniveau? Jeder, wie er’s haben will.

So ist es wenig überraschend, dass die Stimmung unter den Anlegern gegenüber dem DAX vor diesem Hintergrund deutlich eingebrochen ist: Unser Anlegersentiment ist von +1,4 in der Vorwoche auf nunmehr -1,3 gerutscht. Auch die Selbstzufriedenheit schwindet, nach +1,7 in der Vorwoche zeigt ein Wert von -0,7 nunmehr eine leichte Verunsicherung unter den Anlegern an.

Wie zum Trotz steigt die Erwartungshaltung der Anleger von 2,0 auf 3,3. Sind die Kurse rückläufig, breitet sich mehr Aufwärtspotential für die Zukunft, so der erste Reflex. Darüber, ob sich fundamental etwas geändert haben könnte, denken Anleger in den Sommermonaten ungern nach.

Und so haben sich einige wieder vorgenommen, Aktien zuzukaufen. Die Investitionsbereitschaft ist von -0,2 auf +0,6 gestiegen.

Auch das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist mit einem Wert von 7 erstaunlich bullisch, es werden vermehrt Long-Spekulationen eingegangen. Werte über 5 hatten wir nur einmal vor zwei Monaten, davor jedoch lange Zeit nicht. Nur im März 2020, also mitten im Corona-Crash, hatten sich Privatanleger vergleichsweise optimistisch positioniert.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE zeigt weiterhin ebenfalls eine sehr bullische Positionierung der US-Anleger an. US-Fondsanleger haben eine Investitionsquote von aktuell 83%, das sind 9% weniger als vor einer Woche, ist aber noch immer recht hoch.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger zeigt mit einem Wert von 16% einen moderaten Bullenüberhang an. Im Vergleich zum bullischen Wert der Vorwoche haben viele Bullen das Lager in Richtung der Neutralen gewechselt.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 32% leichte Angst an.

Die Stimmung zum DAX – Interpretation

Nicht alles an den Finanzmärkten ist sofort logisch. Manchmal wirken die Tagesschwankungen orientierungslos, deuten aber auf zunehmende Spannungen. Wohin geht die Reise als nächstes? Kann der DAX seine Rallye wieder aufnehmen, oder aber sind die Kurse zu hoch gestiegen und benötigen eine deutlichere Konsolidierung?

Seit Mai läuft der DAX nun seitwärts und bislang gab es weder ein reinigendes Gewitter an den Börsen, noch euphorische Partylaune. Somit können wir die Seitwärtsbewegung als verhältnismäßig stabil bezeichnen. Aus Sicht der Sentiment-Theorie wurde bislang weder die eine, noch die andere Seite abgeräumt.

So ist es durchaus möglich, dass wir in den kommenden Wochen einen Versuch sehen, die Rallye fortzusetzen, der zu neuen Allzeithochs führt, dem jedoch zu wenig Anschlusskäufe folgen könnten. Zu viele Anleger sind noch hoch investiert. Es würde dann also ein Ausverkauf folgen, der den DAX nochmals auf Werte zurückführen würde, die unter der aktuellen Seitwärtsspanne liegen.

Aber auch das Gegenteil ist möglich: Zunächst könnte der DAX aufgrund irgendeiner Meldung ausverkauft werden und unter 15.000 Punkte rutschen. Panikverkäufe würden jedoch schnell enden und der grundlegende Optimismus, den wir messen, würde schon bald zu Käufen führen, die den DAX dann wieder nach oben treiben, vielleicht dann nachhaltig auf neue Allzeithochs.

In den Sommermonaten ist das Handelsvolumen dünn und so kann die Entscheidung, welche dieser beiden Szenarien eintreten wird, vom Zufall bestimmt sein. Aus Sicht der Sentiment-Analyse lässt sich jedoch eines ableiten: trauen Sie nicht dem ersten Impuls, den Sie in den kommenden Wochen an den Aktienmärkten sehen mögen, sondern seien Sie opportunistisch.



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