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Dax: Gefährliche Lage – hohe Investitionsquote bei wenig Cash

Dax - gefährliche Lage!

Das leichte Wochenplus im DAX zeigt nicht die starken Schwankungen, die unterwöchig zu verzeichnen waren. Dabei ging es immer wieder heftig in den Keller, um im Anschluss eine zottelige Erholung zu durchlaufen. Für die Nerven der Anleger war das ziemlich stressig.

Dennoch hat sich die Anlegerstimmung ein wenig auf einen Wert von nur noch -1,7 erholt. Während vor einer Woche der Ausverkauf nach der Veröffentlichung der Omikron-Mutation aus Südafrika für einen Anflug von Panik sorgte, haben sich die Anleger inzwischen ein wenig mit der hohen Volatilität abgefunden.

DAX: Crash oder Allzeithoch?

Es bleibt jedoch eine sehr große Verunsicherung (-4,8) unter den Anlegern. Weder ein Crash, noch neue Allzeithochs können derzeit bis zum Jahresende ausgeschlossen werden. Entsprechend verunsichert sind Anleger darüber, ob ihre Positionierung gut ist.

Auf Sicht von drei Monaten ist die Erwartungshaltung allerdings klar: Mit einem Wert von 5,3 dominieren die Bullen das Geschehen. Es handelt sich um den bullischsten Wert seit einem Jahr, seit die Impfstoffrallye im November 2020 losgetreten wurde. Vielleicht kann man diesem großen Optimismus entnehmen, dass Anleger auch die Omikron-Mutation für beherrschbar halten.

Viele haben in den Ausverkauf hinein Positionen aufgebaut. Die Investitionsbereitschaft war bereits vor einer Woche mit einem Wert von 3,7 sehr hoch. Den Rückgang auf einen Wert von nur noch 2,1 führe ich überwiegend darauf zurück, dass viele Anleger inzwischen voll investiert sind.

Diesen Umstand kann ich auch durch die ergänzenden Ergebnisse meiner animusX-Umfrage bestätigen: Die Cashquote ist vom ohnehin bereits extrem niedrigen Niveau bei 19% in der Vorwoche weiter auf 11% zurück gegangen. Selbst wenn Anleger einen weiteren Ausverkauf des DAX zum Einsammeln weiterer Titel nutzen wollten, viel Cash haben sie dafür nicht mehr zur Verfügung.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf 4 angestiegen und zeigt eine zunehmende Risikobereitschaft. Die Absicherungen, die im November von Privatanlegern eingegangen wurden, werden derzeit aufgelöst, man präpariert sich für eine Fortsetzung der DAX-Rallye.

Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE notiert weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau und zeigt an, dass US-Anleger weiterhin überwiegend bullisch positioniert sind. Es werden deutlich mehr Call-Optionen gekauft, mit denen auf steigende Kurse spekuliert wird, als Put-Optionen zur Absicherung gegen einen Kurseinbruch. Nach Meinung der US-Amerikaner wird die Weihnachtsrallye also bald fortgesetzt.

US-Fondsmanager haben diese Woche heftig verkauft, die Investitionsquote ist um 16%punkte auf nur noch 88% zurückgegangen.

US-Privatanleger sind diese Woche ins Bärenlager geströmt: Das Bulle/Bär-Verhältnis ist auf -16% eingebrochen. 42% der Privatanleger in den USA sind pessimistisch für das kommende halbe Jahr gestimmt, nur noch 27% sind bullisch.

Auch der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von nur noch 25 extreme Angst an, fast schon Panik. Diese Panik ist auch im Short-Range Oscillator des S&P 500 abzulesen, ein ziemlich guter Indikator dafür, dass zumindest kurzfristig mit einer Erholung an den Aktienmärkten zu rechnen ist.

Interpretation der Stimmungslage im DAX

Unsere Sentimentindikatoren schlagen aus, viele Werte erreichen Extrembereiche. Die Nerven der Anleger werden so langsam freigelegt, die Polarisierung steigt: Entweder ein Crash, oder aber eine Weihnachtsrallye. Dazwischen scheint es nicht viel Spielraum zu geben.

Die hohe Investitionsquote und der extrem niedrige Cashbestand machen den Aktienmarkt anfällig für schlechte Nachrichten. Die derzeit aufgekeimte Hoffnung, Omikron könnte weniger tödlich sein als Delta, könnte jederzeit durch die Meldung über entsprechende Todesfälle zunichte gemacht werden.

Auch schimmert ein wenig Verzweiflung durch die Ankündigung des US-Notenbankchefs Jay Powell, er werde das Zurückfahren der Anleihekäufe beschleunigen. Gerade jetzt, wo Omikron, wenn es auch nicht so tödlich sein sollte wie Delta, doch durch die schnelle Ausbreitung erneut die globalen Lieferketten beeinträchtigen könnte.

Es ist absehbar, dass auch der Konjunkturaufschwung an Dynamik einbüßen wird, wenn der Industrie in den kommenden Monaten erneut wichtige Bauteile fehlen. Doch fehlende Bauteile und Lieferprobleme bei Endprodukten vermindern das Angebot bei gleichbleibender Nachfrage, weiterer Inflationsdruck ist auch bei einer nachlassenden Konjunkturdynamik vorprogrammiert. Es scheint, Jay Powell hat keine andere Wahl, als die Konjunktur mit einer strafferen Geldpolitik zu schwächen, um den Inflationsdruck überhaupt noch kontrollieren zu können.

Auf der anderen Seite ist die Kaufabsicht unter den Anlegern so groß, dass, wie ein Blick in die Sentiment-Historie zeigt, jegliche Rückschläge frühzeitig gekauft werden und der DAX somit in den kommenden Monaten deutlich stärker ansteigen sollte als im historischen Durchschnitt.

Die Frage ist natürlich: Womit sollen die Käufe erfolgen, wenn der Cashbestand so gering ist?

Damit ist der DAX sehr anfällig für einen erneuten Ausverkauf, der kurz, aber heftig dafür sorgen könnte, dass viele Anleger ihre Positionen auf den Markt werfen. Anschließend wäre der Weg frei für eine Aufholjagd des DAX, und im neuen Jahr wären dann auch wieder neue Rekordstände möglich.

Bleiben weitere Hiobsbotschaften hingegen aus, könnte es eine Weile zottelig weiter gehen.

Der Goldpreis ist diese Woche stark eingebrochen (-2%). Die Unterstützung bei 1.800 USD/Oz wurde nach unten durchbrochen, die Stimmung ist parallel zum Preissturz ebenfalls eingebrochen. Aktuell notiert die Gold-Stimmung an der Schwelle zu extremer Niedergeschlagenheit, die Gold-Erwartung hingegen ist moderat bullisch. Das ist zwar konstruktiv für künftig wieder steigende Preise, bedarf jedoch ein wenig extremerer Werte, um eine Handlungsempfehlung abzuleiten.

Der Ölpreiseinbruch, den wir anhand der Sentimentdaten vor sechs Wochen auf den Punkt genau abgeleitet haben, dürfte bald enden: Extreme Niedergeschlagenheit gepaart mit einem angesprungenen Zukunftsoptimismus sorgen häufig für einen stabilen Boden, auf dessen Grundlage ein Ausverkauf, wie wir ihn in den vergangenen Wochen gesehen haben, endet.

Die Preisstabilisierung beim Bitcoin hat die Stimmung bereits nach oben schnellen lassen. Der Zukunftsoptimismus ist weiterhin auf einem hohen Niveau. Ein stabiler Boden, auf dessen Grundlage neue Hochs erklommen werden könnten, wurde noch nicht gebildet, dazu verlief die Korrektur zu schnell, bzw. erzeugte zu wenig Angst.

Hinweis: Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.

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