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Euphorie in USA, Skepsis in Deutschland Dax: German Angst versus US-Optimismus

Korrektur beim Dax?

Dax Angst

Die gute Wochenperformance an den Aktienmärkten hat auch für gute Laune unter den Anlegern gesorgt: Der DAX ist in der letzten Woche weiter gestiegen. Wirklich überraschend gute Neuigkeiten gab es diese Woche nicht. Der US-Leitzins wurde wie erwartet nicht mehr erhöht. Der EU-Leitzins wurde wie erwartet erhöht. Überraschend war die Leitzinssenkung um 0,1% in China. Es ist schwer vorstellbar, dass dieser Schritt die chinesische Wirtschaft tatsächlich ankurbelt und im Kielwasser der chinesischen Konjunkturlokomotive die globale Wirtschaft einer Rezession entkommen kann. Doch genau das scheinen Anleger derzeit zu hoffen.

So ist das Anlegersentiment für den DAX diese Woche von +0,1% auf 2,9% gesprungen. Die steigenden Kurse haben ein Lächeln auf die Lippen der Anleger gezaubert.

Auch die Selbstzufriedenheit ist von 0,1% auf 1,2% angestiegen. Im Lächeln der Anleger spiegelt sich Selbstzufriedenheit.

Doch so ganz traut man dem Kursanstieg des DAX nicht. Die Zukunftserwartung ist auf -2,6% weiter abgesackt (Vorwoche -2,2%). Mit großer Skepsis werden die grünen Vorzeichen an den Aktienmärkten betrachtet, das neue Allzeithoch im DAX wird ungläubig beäugt.

Und so ist die Investitionsbereitschaft auf -0,3% abgesackt, Anleger wollen eher Positionen glatt stellen als neue eingehen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger verbleibt bei -2. Im April wurden Absicherungspositionen eingegangen. Damals stand der DAX bei 15.750 Punkten. Diese Absicherungspositionen bleiben bestehen und dürften dafür sorgen, dass der DAX bei einem Rückgang unter dieses Niveau eine gute Unterstützung erfahren wird.

Auch institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben ihre Absicherungen überwiegend im April vorgenommen und verhalten sich seither weitgehend abwartend. Das Put/Call-Verhältnis steht bei 1,6% – was etwa dem Durchschnitt der vergangenen Monate entspricht.

Ganz ähnlich sieht auch das Put/Call-Verhältnis der CBOE aus, auch US-Anleger haben sich im Frühjahr abgesichert und warten nun ab.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote auf 82% reduziert. Vor einer Woche hatten wir den Rekordstand von 90% verzeichnet, die höchste Investitionsquote seit Kriegsausbruch. Nun wurde wieder etwas zurückgerudert.

Die Bulle/Bär-Differenz ist auf 22% angesprungen. Damit hat sich der extreme Stimmungswechsel der Vorwoche von Pessimismus auf Optimismus in dieser Woche verfestigt. 45,2% Bullen stehen nur noch 22,7% Bären gegenüber. Damit gibt es doppelt so viele Optimisten wie Pessimisten.

Der technisches Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 82% inzwischen extreme Gier am Markt auf. Auch der Short Range Oscillator notiert über 5,0% und weist eine überkaufte Situation aus.

Interpretation der Stimmung

Gefeiert wird hüben wie drüben: Sowohl in den USA als auch in Deutschland erfreuen sich Anleger über die gute Aktienmarktentwicklung. Doch damit genug der Gemeinsamkeiten: Wie schon vor einer Woche bleiben deutsche Anleger sehr skeptisch, während man in den USA an einen anhaltenden Bullenmarkt glaubt.

Der Unterschied in der Stimmung ist leicht zu erklären: In den USA erfreut man sich an einer wachsenden Unabhängigkeit von China und blickt mit der KI-Revolution nun hoffnungsvoll in die Zukunft. In Deutschland beklagt man hingegen weiterhin die große Abhängigkeit von China und weiß auch mit der KI-Revolution noch nicht wirklich viel anzufangen.

Der große Optimismus in den USA ist gefährlich. So schnell, wie sich das Anleger wünschen, werden die Segnungen der KI nicht in den Unternehmensbilanzen auftauchen. Bevor das der Fall sein kann, muss wohl erst einmal investiert werden. Doch das scheint US-Anleger derzeit nicht zu interessieren. Derzeit werden Aktien danach bewertet, ob sie in der Zukunft von der KI profitieren können, sei es durch Kosteneinsparungen oder auch durch Effizienzsprünge.

Genährt wurde diese Erwartung diese Woche durch gute Q-Zahlen von Adobe, deren KI-Produkt Firefly sich großer Akzeptanz erfreut. Auch Caterpillar, Anbieter von Baumaschinen, konnte Anleger mit guten Zahlen außerhalb Chinas begeistern.

Für die USA gilt: Solange gute Meldungen auf die Börse treffen, kann die Rallye andauern. Doch die positive Sentimentdaten sollten wir eher als Warnung interpretieren für den Zeitpunkt, an dem die positiven Meldungen ausbleiben. Es bedarf nicht einmal einer negativen Meldung, um eine Konsolidierung an den US-Märkten einzuleiten. Es reicht schon, wenn weitere positive Meldungen ausbleiben.

Anders sieht es in Deutschland aus. Hier wird die KI mit großer Skepsis beäugt. Positive Meldungen aus den USA in der IT-Branche, wie diese Woche von Palo Alto, ziehen hiesige Wettbewerber wie Secunet (+23%) nach oben. Und der jüngste politische Vorstoß, den chinesischen Telekomausrüster Huawei nicht mehr für unsere Infrastruktur zu verwenden, hat Adtran (+15%) zu einem Kurssprung verholfen.

Damit verbessern sich die Rahmenbedingungen für viele Unternehmen hierzulande, in den Unternehmenszahlen sind diese Verbesserungen jedoch noch nicht angekommen. Der DAX ist dadurch nicht so anfällig für einen Rückschlag wie seine US-Kollegen.

Da sich der DAX jedoch nicht von der US-Börsenentwicklung abkoppeln kann, dürfte ein Rückschlag in den USA zu einer moderaten Konsolidierung in Deutschland führen. Den Auslöser würde ich in den USA vermuten. Der Zeitpunkt lässt sich jedoch leider nicht bestimmen, es kann natürlich auf der Welle positiver Meldungen noch eine Weile weiter nach oben gehen.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



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5 Kommentare

  1. Wie viel muss man saufen…um bei DAX Allzeithoch’s von „German Angst“ zu sprechen? So ein schlechtes framing.

    Wie besoffen muss man sein um so ein Stuss von sich zu geben :-D!

    Sorry aber das kann man doch nicht ernst meinen. So disconnected.

    1. Anton

      Doch, stimmt so…der DAX befindet sich zu mehr 60 Prozent in ausländischer Hand. Der DAX steigt weil ausländische Investoren wissen was gut und günstig ist.
      Der deutsche Durchschnittstype kauft DAX Shorts weil die Welt jeden Moment untergeht.
      Schon macht die Überschrift wieder Sinn.

      1. @ Mücke: Der war gut. Der Deutsche verliert aus Angst, Geld zu verlieren ständig Geld.

  2. So ein Blödsinn. Das mit dem 60% ist ne glatte Lüge. Solche Unwahrheiten einfach mal im Hintern behalten.

    Genau so ausgedachter Blödsinn wie DAX zum Jahresende bei 20 k.

    Hier wird wiedermal Propaganda betrieben. Angst? Ah ja, da muss man mutig sein und kaufen oder? Also Long im top?

    Diese Fehlinformation sind geschmacklos und verleiten Privatanleger zu falschen Einschätzung.

    Die Leute in Deutschland handeln nicht aus Angst, es ist die reinste gierige Notgeilheit.

    1. Anton

      Die 60 Prozent lassen sich googeln, einen Link werde ich hier nicht posten, die Recherche-Arbeit können sie gerne selbst machen.

      Zu den 20.000 Punkten beim DAX: Das Jahr läuft doch noch sechs Monate, haben sie ein wenig Geduld.

      Jetzt direkt würde ich nicht kaufen, da haben sie Recht. Ich warte auch seit einigen Tagen auf eine Korrektur. Danach selbstverständlich wieder Long, was sonst?

      „Die Leute in Deutschland handeln nicht aus Angst, es ist die reinste gierige Notgeilheit“
      Danke für ihre psychologische Sicht der Dinge. Vielleicht sind sie da einer großen Sache auf der Spur.

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