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Dax: Wie ausgewechselt – mit jugendlicher Kraft

Der Dax, sonst eher nachdenklich, wirkt auf einmal wie ein vor Kraft strotzender Jugendlicher..

Es ist, als wäre alles anders als vorher! Monatelang – eigentlich seit Juni, also seitdem Trump ernst macht mit dem Handelskrieg gegen China – ist der Dax in einer Art Depression gefangen. Seit gestern aber, seit der Meldung über den Verzicht einer Kandidatur Merkels für CDU-Parteivorsitz und eine erneute Amtszeit ist der Dax wie ausgewechselt: was vorher kraftlos war, wirkt nun geradezu jugendlich euphorisiert.

Und das ist mehr als erstaunlich, feierten die Märkte Merkel doch zuvor als Stabilitätsanker. Was ist da los? Eigentlich bedeutet all das doch Unsicherheit, zumal derzeit kaum ein anderer Kandidat wirklich das Zeug zur Kanzlerschaft zu haben scheint und damit politisch unsichere Zeiten in einem Land bevorstehen, das das Herz Europas ist (ökonomisch und politisch).

All das ist schwer zu erklären – leichter fällt da der Blick auf den Ausverkauf der US-tech-Werte wie Amazon an der Wall Street, wodurch massive Überbwertungen abgebaut werden. Gestern reagierten die US-Indizes heftig auf die Meldung, dass die Trump-Administration alle Importe bezollen werde, wenn China auf dem G20-Gipfel Ende November in Buenos Aires nicht Zugeständnisse mache – plötzlich fiel eine Boeing-Aktie -8%, sackten die Chip-Werte teilwesie zweistellig ab etc.

Erstaunlich: vorher hat der Handelskrieg an der Wall Street niemanden wirklich interessiert, weil man von zwei Prämissen ausging: erstens werden die USA den Handelskrieg gewinnen, wenn er denn kommt. Und zweitens kommt er eben gar nicht, weil es einen Deal geben wird (was wir jedoch für sehr unwahrscheinlich halten..). So oder so: es gibt eine neue Emfindsamkeit in den USA, man ist ein bißchen vom hohen Roß abgestiegen. Tiefere Kurse sorgen offenkundig für eine neue Nachdenklichkeit..

Der Dax dagegen –  sonst eher nachdenklich und das Glas eher halbleer als halbvoll wahrnehmend – wirkt auf einmal wie ein vor Kraft strotzender Jugendlicher, der keinerlei Selbtzweifel kennt:


(Chart durch anklicken vergrößern)

Das ist schon ein seltsames Chartbild! Gestern stark nach oben, dann in Mitleidenschaft gezogen vom zwischenzeitlich sehr herben Abverkauf an der Wall Street und auf X-Dax-Basis bis 11150 Punkte fallend, dann heute morgen ein großes Aufwärts-Gap, das den deutschen Leitindex schon in Sichtweite des gestrigen Hochs bei 11450 hievt. Sollte der Dax diese Marke knacken, kommt die Widerstands-Zone bei 11490/11500 in den Blick. Darüber dann die Zone 11665 bis 11710.

Aber zu euphorisch sollte man besser nicht werden. Der belebende „Merkel-geht-Effekt“ wird sich sehr schnell abnutzen, was wir derzeit erleben ist eher Präpotenz als wirkliche innere Kraft. Die wirklich wichtigen Themen – restriktivere Geldpolitik der Fed, Handelskrieg, steigende Kosten für Unternehmen, nachlassende Effekt der US-Steuerreform etc. – sind ja nach wie vor da, sie werden nun nur kurzzeitig ausgeblendet..

 


Voller Optimimsus blickt die Jugend in die Zukunft – der Dax derzeit auch..
Von Alagich Katya – https://www.flickr.com/photos/katya_alagich/9919385464/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31586666



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