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Deutsche Bank: Sigmar Gabriel wird Aufsichtsrat – Amen und Haleluja!

Hätte Sigmar Gabriel sich nicht so einen allgemeinen „Beraterposten“ a la „Schröder bei Putin“ besorgen können? So ein bisschen beraten, auf Events blicken lassen, Networking etc? Nein, es muss gleich die Deutsche Bank sein. Die ehemalige Führungsfigur der SPD wird laut offizieller Mitteilung der Bank in den Aufsichtsrat berufen. Amen und Haleluja, möchten wir da sagen. Wollen wir alle zusammen nochmal schnell eine Messe lesen lassen?

Bürger von Hamburg und Schleswig-Holstein erinnern sich noch gut an Heide Simonis, die ehemalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein. Sie war auch im Aufsichtsrat, und zwar bei der HSH Nordbank. Als der Laden mit Milliarden-Loch den Steuerzahlern aufgedrückt wurde, konnte Frau Simonis dazu nur sagen, dass sie von der ganzen Bankmaterie überhaupt nichts verstanden hatte, und darauf vertraute, dass das alles schon seine Ordnung hat, was die Vorstände der Bank ihr da zum Abzeichnen vorlegen. Wurde sie zur Rechenschaft gezogen? Sie kennen die Antwort. Und Sigmar Gabriel? Muss es gleich die größte Bank Deutschlands sein, wo es wirklich wichtig wäre finanzielle Fachkompetenz im Aufsichtsrat zu versammeln, die auch komplexe banktechnische und börsentechnische Zusammenhänge kennt?

Hat Sigmar Gabriel sich in den letzten Jahren solche Fachkenntnisse erworben? Zweifel sind angebracht. Gut, er war von 2005 bis 2009 im Verwaltungsrat der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau… man könnte auch sagen: Schlimmer als Achleitner geht eh nicht? Sigmar Gabriel wird nicht Vorsitzender, sondern nur einfaches Mitglied im Aufsichtsrat. Bei der nächsten Hauptversammlung muss er noch von den Aktionären bestätigt werden. Aber wenn man Herrn Achleitner nie austauschte, trotz konstantem jahrelangem Niedergang der Bank, dann wird der Aktionär auf der HV auch einen Herr Gabriel wählen?

Die offizielle Begründung, warum die Deutsche Bank gerade Sigmar Gabriel „einkauft“, zeigt recht schnell, dass es hierbei nicht um irgendeine Art von finanzieller Fachkompetenz geht, sondern wohl eher um Kompetenz im politischen Networking, wie wir es mal formulieren möchten. Zitat Deutsche Bank:

„Wir freuen uns sehr, mit Sigmar Gabriel einen überzeugten Europäer und Transatlantiker für den Aufsichtsrat der Deutschen Bank gewinnen zu können“, sagte Paul Achleitner, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank. „Wir erleben geopolitisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich herausfordernde Zeiten, in denen sich eine globale Bank ganz neuen Erwartungen und Anforderungen stellen muss. Als ehemaliger Umwelt-, Wirtschafts- und Außenminister wird Sigmar Gabriel mit seinem großen Erfahrungsschatz einen besonderen Beitrag leisten und unsere Kompetenz im Aufsichtsrat ergänzen.“

Seit seinem Rückzug aus der Bundesregierung ist Gabriel in verschiedenen internationalen Gremien und Organisationen aktiv. Er ist seit Juni 2019 in ehrenamtlicher Funktion Vorsitzender der Atlantik-Brücke, Mitglied im Board of Directors der International Crisis Group sowie Mitglied der Trilateralen Kommission und des European Council on Foreign Relations. Beruflich berät Gabriel zudem Unternehmen zu internationalen Fragen.

Man darf also vermuten, dass es die Aufgabe von Sigmar Gabriel sein wird für die Deutsche Bank bei Aufsichtsbehörden „Schöne Welt“ zu machen, wenn es um Stresstests, Prüfungen, Regularien, Kaptialanforderungen etc geht? Hätte man ihm da nicht eher einen Vertrag als externen Berater geben können? Jetzt soll er ja per Definition die Bank beaufsichtigen. Sigmar Gabriel wird aktuell offiziell folgendermaßen zitiert:

„Die Berufung in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank ist für mich eine große Ehre. Mit einer nun klaren Strategie und ihrem starken Führungsteam hat die Deutsche Bank als eine der wichtigsten Finanzinstitutionen in Europa die Chance und die Verantwortung, die Zukunft der deutschen und europäischen Wirtschaft mit zu gestalten. Dazu möchte ich einen Beitrag leisten.“

Sigmar Gabriel im Jahr 2018
Sigmar Gabriel. Foto: EU2018BG Bulgarian Presidency – Informal Meeting of Foreign Affairs Council (Gymnich): Arrival CC BY 2.0



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8 Kommentare

  1. Das lässt doch nur den Schluss zu, das die Deutsche Bank offensichtlich niemand anderen gefunden hat, der sich dieses Mandat antun wollte. Das ist schon wirklich ein Skandal wie in Deutschland Aufsichtsräte besetzt werden.

  2. Wir sinken zusammen, roll das Fass mal rein.

  3. Er soll sicher die Vorgaben der Atlantikbrücke, Trilaterale & Co zu Wort kommen lassen, bzw. durchdrücken.
    Darum wohl erst Schritt eins, Ehrenvorsitzender blablabla, dann zwei. Als Hermes, der Götterbote. Willkommen im Club.

    https://www.youtube.com/watch?v=q0q_kkJSHds

  4. Respekt SPD!Ihr Genossen scheint doch tatsächlich und planmässig euch unter der 5% Hürde verkriechen zu wollen.Anders kann ein völlig verblüffter Bürger die neuesten Ereignisse nicht bewerten.Nikolaus ist Grokoaus,Finanztransaktionssteuerabzocke,Steuersenkungsverweigerung,Maasvorschlag zum Draghiverdienstkreuz und last but sicher not least,der Harzer Roller bei der Kriminalbank!Unfassbar!

    1. @Koch, was wählen Sie denn eigentlich so alle vier Jahre, nachdem Sie anonym in der aktuellen Periode so originell austeilen durften? Vier bis fünf Parteien haben Sie ja mehr als einmal diskreditiert und misskreditierend in Ihrer eigenen Art originell-fränkischen Humors an der Pranger gestellt.

      Wo bleiben Ihre eigenen Vorschläge, was sollte man tun, wie würden Sie konkret Deutschland verbessern?

  5. Sigmar Gabriel – eine Lusche mit Format möchte man da sagen. Bis jetzt hat er noch alles vergeigt – mal sehen, ob er sich da treu bleibt.

  6. Das ist ein generelles Problem der deutschen Berufspolitiker.Zuerst sind sie Politiker die von Wirtschaft Nichts verstehen u.wenn sie genug Schaden angerichtet haben gehen sie in die Wirtschaft u.sind dort auch wieder Anfänger. Man holt sie anscheinend wegen dem „BEZIEHUNGSNETZ“.
    Da fühle ich mich in einem Land mit einem Milizsystem das oft belächelt wird viel wohler.Der grossmaulige Steinbrück wurde doch bei einem Bankenskandal von den Bänkern auch an der Nase herumgeführt.
    Die Meisten von diesen Profi- Landesvätern meinen doch heute noch „DERIVATE“seien Etwas zum Essen.

    1. @Derivator, das ist ein generelles Problem der Wirtschaft. Man befördert die Politiker in die Politik, weil sie von Wirtschaft nichts verstehen. In der Politik beginnen sie, sich über andere zu erheben, weil sie von den Winden des Größenwahns ihrer erhabenen Position touchiert werden.

      Nach ihrer kurzen und lukrativen Karriere muss man sie zum Schweigen (über die Vergangenheit) bringen und auch entlohnen (für die Zukunft), was am besten in Aufsichtsräten zu realisieren ist.

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