Europa

Dienstleister stark, Kluft immer größer Deutsche Wirtschaft: Industrie tief in der Rezession!

"Gierflation" im Dienstleistungssektor

Industrie Rezession Einkaufsmanager

Um 09.30Uhr wurde der Einkaufsmanagerindex für die deutsche Wirtschaft (Markit PMI/S&P Global; erste Veröffentlichung für Mai) veröffentlicht – die deutsche Industrie sackt immer weiter ab, wie die Daten zeigen:

Verarbeitendes Gewerbe: 42,9 (Prognose war 45,0; Vormonat war 44,5). Damit rutscht die deutsche Industrie immer tiefer in die Rezession – das war der schlechteste Wert seit sechs Monaten!

Dienstleistung: 57,8 (bester Wert seit 21 Monaten; Prognose war 55,5; Vormonat war 56,0)

Gesamtindex: 54,3 (bester Wert seit 13 Monaten; Prognose war 53,5; Vormonat war 54,2)

S&P Global mit der Zusammenfassung der Lage:

„Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im Mai weiter Wachstum, wenngleich das Ergebnis den starken Kontrastzwischen der Expansion im Servicesektor und der schrumpfenden Industrie kaschiert. Die Geschäftsaussichtenbinnen Jahresfrist erlitten einen leichten Dämpfer und sanken auf ein 5-Monatstief, und bei immer mehrUnternehmen resultierten die Zuwächse aus der Abarbeitung der Auftragsbestände. Der Jobaufbau blieb trotz leichter Abschwächung jedoch solide.

Die Divergenz zwischen den beiden Sektoren wurde auch durch die Preisentwicklung unterstrichen. Während sichder Anstieg der Verkaufspreise in der Industrie wegen der stark rückläufigen Einkaufspreise nahezu stagnierte,wurden die Angebotspreise im Servicesektor mit leicht beschleunigter Rate angehoben.“

Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, kommentiert das Auseinanderdriften zwischen Industrie und Dienstleistung so:

“Während die Schwächezeichen des Verarbeitenden Gewerbes noch offensichtlicher geworden sind, hat sich die Expansionsrate im Dienstleistungssektor beschleunigt, eine vom Ausmaß her ungewöhnliche Divergenz zwischen diesen beiden Sektoren. Die gute Verfassung des Servicesektors deutet darauf hin, dass der private Konsum trotz des inflationsbedingten Kaufkraftverlustes der privaten Haushalte besser läuft als erwartet. Das Produzierende Gewerbe hingegen wird vermutlich durch den Einbruch in der chinesischen Industrie nach untengezogen, der gemäß offiziellen Daten zu Beginn des zweiten Quartals einsetzte.“

„Die Stärke des Dienstleistungssektors überkompensiert die Schwäche des Verarbeitenden Gewerbes, denn derComposite Index zeigt ein gegenüber dem Vormonat beschleunigtes Wachstum an. Das Gespenst eineranhaltenden Rezession ist trotz des Nullwachstums zu Jahresbeginn damit praktisch vom Tisch.“

„Die Diskussion um die sogenannte Gierflation in Deutschland hat durch die PMI-Preisdaten im Dienstleistungssektor neue Nahrung erhalten. Denn während sich die Aufwärtsdynamik bei denVorleistungspreisen abgeschwächt hat, hat sie bei den Verkaufspreisen zugenommen. Das weckt den Verdacht,dass die Unternehmen dieses Sektors im Durchschnitt ihre Gewinnmargen erhöhen konnten und auf diese Weise die Inflation hoch halten.“

„In der Industrie springt vor allem der deutliche Rückgang bei den Auftragseingängen ins Auge und hierbeispeziell der Auslandsnachfrage, die gemäß PMI-Umfrage geradezu eingebrochen ist. Damit dürfte derAuftragsbestand der deutschen Industrie, der laut Destatis im März noch die Produktion für über sieben Monatesicherstellte, kräftig zurückgegangen sein und sich im Laufe des Jahres auf das Niveau von 2018 und 2019 in derHöhe von knapp sechs Monaten nähern. Das gilt umso mehr, als einige befragte Unternehmen auch davonberichteten, dass Kunden unter anderem wegen der anhaltenden Unsicherheit Aufträge storniert hätten. Der zu erwartende Rückgang beim Auftragsbestand könnte zum Jahreswechsel aber zum Stillstand kommen, wenn es dann möglicherweise wieder zu einer allmählichen Belebung der Weltwirtschaft kommt.“



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4 Kommentare

  1. Nur so ist der grüne Freizeitpark Deutschland, mit Lastenräder und Strom, wenn gerade der Wind weht oder die Sonne scheint, möglich.
    Mal sehen wo Deutschland steht, wenn wir Ende 2025 haben.
    Ob dann wohl hunderttausend Wärmepumpen laufen, ebensoviele E- Autos zusätzlich geladen werden können, und wenigstens abertausende Windräder aufgestellt wurden, plus der Windräder, die nun schon verschrottet werden.

    Es wird spannend, wenn dann noch einige Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, aber Dunkelflaute ist.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Ist doch ganz einfach. Kaufen Sie sich einfach ein E-Auto. Dann brauchen Sie auch keine Angst vor der Dunkelflaute zu haben.

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Das ist völlig normal. Die Dienstleister zum Beispiel die Alten – und Pflegedienste, Altersheime, regionale Handwerker, Gärtner, Maler etc sind nicht dem internationalen Konkurrenzkampf ausgesetzt im Gegensatz zur Industrie.

    Das war nach der Wende nicht anders. Mit einem Unterschied: Durch den massiven Geburtenrückgang plus Abwanderung in den Westen wurden viele Kindergrippen,Kindergärten und Vorschulen geschlossen und die dort Beschäftigen wurden plötzlich arbeitslos.
    Später erfasste das auch die Lehrer und Hortnerinnen ( Erzieherin im Westen genannt) Kann man sich heute nicht mehr vorstellen, war damals aber so.
    Durch den“ Aufbau Ost“ flossen auch Milliarden in die Infrastruktur aber weniger in die Industrie, die wurde von der Treuhand abgewickelt.
    Deshalb wurden Schlosser zu Maurern, Schweißer zu Fließenlegern und Dreher zu Malern „umgeschult „.
    Den Ingenieuren für Maschinen -und Anlagenbau wurde ebenfalls eine Umschulung in der Bauindustrie angeboten.
    Der Grund war ganz einfach: Vor der Wende wurde die DDR Mark mit eins zu vier gegenüber der Westmark gehandelt, durch die eins zu eins Umstellung verloren die Betriebe ihre Wettbewerbsfähigkeit.
    Ähnlich erging es mit der Euroeinführung den PIIGS. Nur durch die massiven Transfers seitens der EU ( Corona Aufbau- Hilfen, ESM,ESFS, OMT und Target Salden in der Bilanz der EZB sind diese Länder am Markt überlebensfähig.
    Heute lagern zum Beispiel 95 Prozent der Staatsschulden Griechenlands in den Bilanzen der EZB und der Troika.
    Whatever it takes… !

    1. Was hat das mit der deutschen Rezession von 2023 zu tun? Nach einem Jahrzehnt prosperierender Industriebetriebe? Der Herr Doktor hat wohl zu viel Zeit in seinem Metier.

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