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"Wirtschaftlichen Lage alarmierend", Kritik an Bundesregierung Deutschland: Wirtschaft bricht weiter ein – Stimmung auf Tiefpunkt

"Wirtschaftliche Sackgasse mit selbst verschuldeten Strukturbremsen"

Deutschland die Wirtschaft bricht weiter ein

Für die Wirtschaft in Deutschland geht es offenkundig weiter bergab – das zeigt neben zahlreichen Konjunkturdaten nun auch eine Umfrage des BGA bei deutschen Großhandelsunternehmen.

Wirtschaft in Deutschland weiter im Sinkflug – die Stimmung der Firmen auch

Die Stimmung im deutschen Großhandel ist zu Beginn des Jahres eingebrochen und hat die Hoffnungen auf einen schnellen Aufschwung in Deutschland, Europas größter Volkswirtschaft, gedämpft, so der in Berlin ansässige Interessenverband BGA. Darüber berichtet auch Bloomberg.

Der alle zwei Jahre erhobene Großhandelsindikator sank in der zweiten Jahreshälfte 2023 um -8,2 auf 69,4 Punkte und damit weiter unter die Schwelle von 100 Punkten, die eine positive von einer negativen Stimmung trennt. Der Einbruch – einer der schlimmsten der letzten 25 Jahre – wurde auch vom kriselnden Bausektor verursacht.

Wirtschaft Deutschland Stimmung mies

Der deutsche Großhandel ist zunehmend pessimistisch für die Aussichten der Wirtschaft in Deutschland

Das Ergebnis unterstreicht die anhaltenden Probleme in Europas größter Volkswirtschaft, die durch die Energiekrise und die schwache globale Nachfrage ausgelöst wurden. Zu Beginn dieser Woche zeigten die Daten, dass die Industrieproduktion im sechsten Monat rückläufig war und die Fabrikaufträge nicht nur hinter den Erwartungen zurückblieben, sondern auf den tiefsten Stand seit Juli 2020 (also seit der Corona-Krise) absackten. Landesweite Bahnstreiks und gewalttätige Proteste wütender Landwirte belasten das Land ebenfalls.

„Eine schnelle wirtschaftliche Erholung ist nicht in Sicht“, sagte Dirk Jandura, Präsident des BGA. „Während andere sich bereits erholt haben, stecken wir in Deutschland in einer wirtschaftlichen Sackgasse mit selbst verschuldeten Strukturbremsen.“

Bürokratie, eine rückständige Infrastruktur und hohe Unternehmenssteuern bedrohten die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, sagte er. Der „abrupte Finanzierungsstopp“ der Regierung nach dem schockierenden Gerichtsurteil vom November belastet die Unternehmen zusätzlich.

„Der Großhandel startet mit einer erdrückenden Hypothek in das Jahr 2024: Die Stimmung ist im Keller. Sie ist auf einem der schlechtesten Werte der letzten 25 Jahre und somit wieder auf Corona-Niveau angekommen. Zudem belastet das wirtschaftspolitische Agieren der Bundesregierung die Unternehmen massiv. Die Ergebnisse unserer aktuellen Unternehmensumfrage zur wirtschaftlichen Lage sind alarmierend. Während andere Volkswirtschaften sich bereits erholt haben, steckt Deutschland in einer konjunkturellen Sackgasse fest“, so Dr. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) heute auf der BGA-Pressekonferenz.

Nur 1% der befragten Unternehmen mit Regierung zufrieden

Die Umfrageergebnisse spiegeln diese politische Unzufriedenheit wider. Rund 61% der Unternehmen des Großhandelssektors fordern einen grundlegenden Kurswechsel, nur 1% ist mit der Regierung zufrieden.

Zu den Vorschlägen für Verbesserungen gehören Steuersenkungen und die Abschaffung des strengen Lieferkettengesetzes des Landes, das „die Unternehmen inzwischen fast stärker belastet als die hohen Energiepreise“, so Jandura.

Die BGA-Umfrage zeigt deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich schon seit längerem unattraktiv ist. 55 Prozent der Unternehmen stellen dem Standort Deutschland ein schlechtes oder sehr schlechtes Zeugnis aus. Hier erwarten unsere Unternehmen ein Umsteuern und das vor allem im Bereich Bürokratie und Kostenentlastung, wie es 90 Prozent der Unternehmen angeben

Obwohl die Aussichten auf eine Rückkehr zu schnellem Wachstum für die Wirtschaft in Deutschland in diesem Jahr düster sind – der BGA rechnet mit einem weiteren Abschwung im Jahr 2024, wenn Berlin nicht eingreift -, versprüht Jandura dennoch einen gewissen Optimismus.

„Unsere Unternehmen sind diejenigen, die soziale und gesellschaftliche Verantwortung übernommen haben, die die deutsche Wirtschaft so gut durch die Krisen der letzten Jahre gebracht haben“, sagte er. „Und das wird auch dieses Mal der Fall sein.“

FMW/Bloomberg

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9 Kommentare

  1. Ministerrat-Staatsministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau und FDP-Präside auf Bundesebene Daniela Schmitt regt einerseits aktuell dankenswerterweise einen Agrargipfel auf Bundesebene an. Im Zusammenhang mit den aktuellen Themen Luftverkehrssteuer, steuerliche Rahmenbedingungen für Agrar-Diesel, der Mehrwertsteuer für die Gastronomie und dem GDL-Lokführerstreik ist die Mainzerin allerdings aufgerufen, im Rahmen ihrer kompletten genannten politischen Ressorts zu agieren, da diese allesamt Rahmenbedingungen schaffen können, um die Tourismusindustrie zu stimulieren.

  2. Die Regierung macht genau das, was sie versprochen hat – um jeden Preis den CO2 Ausstoß senken. Wenn dann keine Industrieaktivitäten mehr zu verzeichnen sind, dann ist das Ziel erreicht. Gut, noch nicht ganz, diese elende Fleischesserei muß noch aufhören – wenn dann also auch noch alle Rinderherden verschwunden und die Schweine- und Hühnerbuden etc. geschlossen sind ( nicht insolvent, nur nicht mehr am Produzieren ), dann ist das Zeil erreicht. Spielt dann auch keine Rolle mehr, ob wir noch ein paar Kraftwerke haben oder nicht, weil – was brauchen wir dann noch Strom? Und alle werden danach sagen: “ Ich war es nicht – die Grünen waren es… oder … der Habeck war es“.

  3. sehr lustig dieser Artikel. Die Proteste von zu Recht wütender Bauern als gewalttätig zu verzeichnen und bei den Gründen für Deutschlands Wirtschaftsrückgang so ziemlich außer Acht zu lassen, dass die Politik mit den hohen Steuern, bürokratischen Hürden, teils absurden Umweltauflagen und selbst verursacht gestiegenen Energiepreisen hauptverantwortlich für diese Entwicklung ist, finde ich schon irgendwie bemerkenswert. Diese Politik fährt unser Land gegen die Wand, aber anscheinend braucht es genau das damit der Durchschnittsdeutsche Mal anfängt nachzudenken was in diesem Land und unserer Gesellschaft schief läuft

  4. Vielleicht muss das ja alles so sein. Steht vielleicht irgendwo geschrieben.
    Wir werden nicht von unserer Politik gelenkt, sondern von anderen.

  5. wer lenkt denn unsere Politik?
    Der Wähler hat da scheinbar keine Wahl.

    1. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/davos-weltwirtschaftsforum-weltordnung-100.html

      Schade nur, wenn man nicht zur Welt gehört.

      Zu den „vertrauensbildenden Maßnahmen“ gehört auch die Idee, dass die Ukraine sog. Reparations-Anleihen aufzusetzt. Die sind nicht durch ihr eigenes Staatsvermögen gesichert, sondern durch künftige Reparationszahlungen der Russen, für den Fall, dass die Ukraine den Endsieg erringt und die Russen bereit sind Reparationen zu zahlen. Ich halte Kriegsanleihen [1] ganz generell für eine hervorragende Idee. Wie sagt der Ami „put your money where your mouth is“. Ob die kommen und dann auch für den freien Handel bestimmt sind ist offen. Die EZB könnte sie erwerben, und der Bürger der EU hätten dann seine „Teilhabe“ in Form erhöhter Inflation. Gut, dass die EZB souverän ist.

      [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsanleihe

      1. @Nvidianer (Zitat): „Zu den „vertrauensbildenden Maßnahmen“ gehört auch die Idee, dass die Ukraine sog. Reparations-Anleihen auf(zu)setzt.“

        Mein Kommentar dazu: Erlittene Schäden durch Kriegseinwirkung und Gewalt können zivilrechtlich wahrscheinlich sowohl in der EU und in den USA durchgesetzt werden. In der EU spätestens nach dem Beitritt. Damit ist wegen der Länge der Verfahren (Jahrzehnte) eine Wiederaufnahme der Wirtschaftsbeziehungen zwischen EU/RUS fast ausgeschlossen, da russische Assets und eingeführte Güter juristisch blockiert werden können. Durch Reparationsregeln (Fond) kann man dies unwirksam werden lassen. Deshalb haben langfristig beide Seiten Interesse an Reparationen, außer man möchte die Abschottung über Jahrzehnte betreiben. Reparationen dürften aber erheblich billiger kommen.

        1. Reparationsverträge bezwecken vordergründig die Herstellung von Schuldverhältnissen. Wenn nämlich jeder seins macht, kann man auf zahlreiche, in den Schuldendienst eingebundene Berufsgruppen verzichten. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.

        2. @Capablanca, etwas mehr zum Kontext.

          Es geht im Grunde darum, sich das Geld der russischen ZB anzueignen, dass v.a. in Europa eingefroren ist:

          https://www.ft.com/content/adb09fd6-e5f7-4099-9994-806814b4c9b4

          aber das ist problematisch, nicht so sehr aus moralischen Gründen, sondern weil der Westen Gefahr läuft sein eigenes Finanzsystem über den Haufen zu werfen und sich in eine Anarchie zu verwandeln.

          Die Reparations-Anleihen sind als Workaround gedacht: angenommen die Ukraine käme *jetzt* an Geld in Höhe des eingefroreren Kapitals, mit der der sowohl der Staat als auch der Krieg finanziert werden soll, gewinnt danach den Krieg ( wegen Wunderwaffen wie Taurus und F16 ) und Russland wird zu Reparationszahlungen verurteilt, dann wird das eingefrorere Kapital ganz legal frei und die Halter der Anleihen werden damit ausgezahlt. Die Idee ist genial, sofern sich Anleger finden lassen, die solche Anleihen zeichnen. Jeder, der an den Endsieg der Ukraine glaubt, möge das dann tun. Es ist allerdings möglich, dass das nur an einen einzigen Großkunden wirklich addressiert ist, nämlich an die EZB. Die EZB ist der Dumme, der immer wieder gefunden werden muss, um alle Probleme Europas zu lösen.

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