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Die nächste Zollentscheidung naht – wagt Trump die nächste Eskalationsstufe?

Am Samstag, dem 18. Mai, müsste es eigentlich soweit sein. Dieser Tag markiert die Frist, bis zu der sich die US-Regierung Gedanken über Art und Umfang der Zölle gegenüber der europäischen Union gemacht haben soll. Wird es wirklich zu Zwangsmaßnahmen gegenüber der „fast auf einer Stufe mit China agierenden EU hinsichtlich Unfairness gegenüber den USA“ kommen, nachdem Trump erst in dieser Woche in die ganz große Auseinandersetzung mit dem Reich der Mitte getreten ist?

 

Die Ausgangslage

Donald Trump will seinen Wählern beweisen, dass er in der Lage ist, das Handelsbilanzdefizit mit China, der EU und anderen Staaten zu beseitigen – das wirtschaftliche Ausnutzen der USA durch andere ist seine schon 30 Jahre lang vertretene Ideologie. Jetzt will er die Situation nutzen, um dies endlich zu beenden.

Rückendeckung für die Anhebung der Zölle gegenüber China, nach der Weigerung der chinesischen Delegation wesentliche US-Forderungen zu erfüllen, gab der Zustand der US-Wirtschaft im Hinblick auf Wachstum, Arbeitsmarkt, Löhnen und einer niedrigen Inflation. Trump fühlte sich unglaublich stark, auch durch die Aktienmärkte, die Anfang Mai erst neue Allzeithochs erklommen hatten.

Interessanterweise achtet Donald Trump mehr auf die Performance des Dow Jones industrial Average, einem veralteten, preisgewichteten Index – und nicht auf den Stand des aussagekräftigeren S&P 500. Aber das passt auch besser zu seiner Industriepolitik. Sein Credo lautet schon seit Langem: Dow 30 000, die man schon erreicht hätte, wenn die Federal Reserve nicht die erfolgreiche Wirtschaftspolitik Trumps mit „ unsinnigen“ Zinserhöhungen torpediert hätte.

 

Wovon könnte die EU-Zollentscheidung abhängen?

Unabhängig von dem Bemühen der EU Kommission die US-Administration zu besänftigen, liegt es sicher am Zustand der Märkte zu Börsenschluss in dieser Woche. Trump wird es sicher registriert haben. Nach seiner heftige Wende am Wochenende stürzten die Märkte zu Beginn der neuen Woche erst einmal tief ins Minus. Die Marktteilnehmer preisten in Windeseile die sich verschlechternden Unternehmensaussichten von Caterpillar, Apple und Co. ein, der Präsident reagierte ziemlich zeitnah mit optimistischen Tönen bezüglich seines Treffens mit Xi Jinping beim G20-Gipfel. Donald Trump fürchtet die Reaktion der Märkte. Deshalb relativierte er die Drohung mit den unmittelbaren Zöllen auf die restlichen 325 Milliarden Dollar Chinaeinfuhren mit folgender Agenda:

  • 10.Juni – schriftliche Stellungnahmen
  • 17.Juni – öffentliche Anhörung und ab
  • 24.Juni – Deadline

 

Hängt es von den Aktienmärkten ab, ob Trump Zölle gegen die EU erhebt?

Deshalb komme ich zur folgenden, sehr spekulativen Schlussfolgerung:Trump wird vor seiner Entscheidung sehr auf den Stand der Märkte achten. Sollten die Märkte in den restlichen Tagen dieser Woche noch unter die Dienstagstiefs fallen, wird er vermutlich eine Verschiebung der Zollentscheidung verkünden. Sollten die Märkte aber wieder in Richtung Höchststände tendieren, dürfte ihn das nur bestärken in seiner Ansicht, dass Zölle etwas Gutes für die heimische Wirtschaft sind.

Bei Einführung von Zöllen gegenüber der EU könnte sich meines Erachtens eine richtige Kurslawine lösen, von China ausgehend (wegen der Zeitverschiebung), den Emerging Markets, über Europa bis zu den USA am Nachmittag.

Der Protektionismus auf einer neuen Stufe, ein weiterer Push in Richtung De-Globalisierung und eine Menge Arbeit für Ökonomen, Analysten und Anleger, die diese neuen Bedingungen einzukalkulieren und einzupreisen versuchen.

Bis zum nächsten Trump-Tweet..

 

Juncker bei Trump am 25. Juli 2018. Foto: © European Union, 2018 / Source: EC – Audiovisual Service / Photo: Etienne Ansotte



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