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Öl- und Dieselpreise im Höhenflug Die Welt hat ein Problem ausreichend Diesel zu produzieren

Die Welt hat ein Problem ausreichend Diesel zu produzieren

Die Öl-Raffinerien der Welt erweisen sich als unfähig, genügend Diesel zu produzieren, was eine neue Inflationsfront eröffnet und die Volkswirtschaften eines Kraftstoffs beraubt, der Industrie und Verkehr gleichermaßen antreibt. Die Ölpreise für WTI und Brent stiegen zuletzt auf ein Zehn-Monats-Hoch, weil sich Russland und Saudi-Arabien verpflichten, die Produktion länger zu drosseln.

Während die Öl-Terminkontrakte in die Höhe schießen – am Freitag lag der Ölpreis für Brent bei knapp unter 95 Dollar pro Barrel – verblasst die Rally im Vergleich zum Anstieg bei Diesel. Die US-Dieselpreise stiegen am Donnerstag auf über 140 Dollar und erreichten damit den höchsten Stand, der zu dieser Jahreszeit je erreicht wurde, so berichtet Bloomberg. Das europäische Pendant ist seit dem Sommer ebenfalls um 60 % gestiegen.

Kraftstoff: Der Preis für Diesel steigt schneller als die Ölpreise für WTI und Brent
Der Preis für Diesel steigt schneller als die Ölpreise für WTI und Brent

Diesel im Höhenflug

Und es könnte noch schlimmer kommen, da Saudi-Arabien und Russland die Produktion von Rohöl, das mehr Diesel enthält, gedrosselt haben. Am 5. September kündigten beide Länder – die als führende Mitglieder der OPEC+-Allianz gelten – an, dass sie diese Drosselungen bis zum Jahresende verlängern würden, also bis in eine Zeit, in der die Nachfrage nach Dieselkraftstoff normalerweise anzieht.

„Es besteht die Gefahr, dass der Markt, insbesondere für Destillate, in den Wintermonaten weiterhin angespannt bleibt“, sagte Toril Bosoni, Leiter der Ölmarktabteilung der Internationalen Energieagentur, und bezog sich dabei auf die Kategorie der Kraftstoffe, zu denen auch Diesel gehört. „Die Raffinerien haben Mühe, damit Schritt zu halten“.

Herausforderung für die globalen Raffinerien

Die Situation ist eine Herausforderung für die weltweite Raffinerie-Flotte, die seit Monaten mit einer schwachen Produktion zu kämpfen hat. Die Hitze auf der Nordhalbkugel in diesem Sommer zwang viele Raffinerien, langsamer als üblich zu arbeiten, sodass die Lagerbestände nur spärlich vorhanden waren.

Laut Callum Bruce, einem Analysten von Goldman Sachs, standen die Anlagen auch unter dem Druck, stattdessen andere Produkte wie Düsentreibstoff und Benzin herzustellen, wo die Nachfrage stark gestiegen ist.

All diese Probleme treffen aktuell auf ein globales Raffineriesystem, das weniger effiziente Anlagen stillgelegt hat, als die Nachfrage nach Covid-19 einbrach. Jetzt, wo der Verbrauch wieder deutlich ansteigt, sind viele Raffinerien nicht mehr in Betrieb.

Es besteht noch Hoffnung, dass sich die Dieselkrise entspannen kann. Mit dem Herannahen der kühleren Wintermonate nehmen die witterungsbedingten Einschränkungen für die Raffinerien insgesamt ab – auch wenn einige von ihnen routinemäßigen saisonalen Wartungsarbeiten unterzogen werden.

„Wir sind der Meinung, dass die Margen im Moment zu hoch sind“, sagte Bruce und fügte hinzu, dass die angespannte Marktpositionierung und der vorübergehende Charakter einiger Raffinerie-Störungen zu einer Trendwende führen könnten.

Diesel-Angebot: Nach wie vor Besorgnis erregend

Es gibt es nach wie vor Bedenken hinsichtlich der Versorgung durch einige wichtige Diesel-Exportländer. Russland – trotz der westlichen Sanktionen nach wie vor ein wichtiger Lieferant der Welt – hat angedeutet, dass es die Menge des Kraftstoffs, den es auf die Weltmärkte liefert, einschränken will.

Zudem hat China – ein weiteres potenzielles Ventil zur Entlastung des Angebots – vor kurzem eine neue Quote für den Treibstoffexport festgelegt. Doch Händler und Analysten in Asien sind der Meinung, dass die derzeit geplante Menge nicht ausreichen wird, um eine Marktverknappung bis zum Ende des Jahres zu verhindern. Die Lieferungen des Landes lagen für einen Großteil des Jahres 2023 nahe dem saisonalen Fünfjahrestief.

Diese geringeren Mengen machen sich an den wichtigsten Lagerstandorten bemerkbar. Die beobachtbaren Lagerbestände in den USA und Singapur liegen derzeit alle unter dem saisonal normalen Niveau. Auch die Vorräte in den OECD-Ländern sind niedriger als noch vor einem halben Jahrzehnt.

Das begrenzte Angebot hat wirtschaftliche Folgen. Der Anstieg der US-Terminkontrakte für Diesel ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass Lkw-Fahrer den Kraftstoff aufkaufen.

Raffinerien: Lagerbestände von Diesel und Mitteldestillaten in den OECD-Ländern
Lagerbestände von Diesel und Mitteldestillaten in den OECD-Ländern gehen zurück

Inflation: Die Kosten steigen

„Diesel ist als Kraftstoff für LKWs essenziell, die Produkte von der Fabrik zum Markt transportieren. Wenn die Preise in die Höhe schießen, werden diese höheren Transportkosten an Unternehmen und Verbraucher weitergegeben“, so Clay Seigle, Direktor des Global Oil Service bei der Rapidan Energy Group.

Während die Hoffnung wächst, dass die US-Wirtschaft eine Rezession vermeiden kann, „könnte ein Anstieg der Energiepreise – ob bei Benzin oder Diesel – einen Großteil dieser Fortschritte im Kampf gegen die Inflation untergraben“, fügte er hinzu. „Dieses Risiko ist in Washington angesichts der nahenden Wahlkampfsaison nicht zu übersehen“.

Steigende Dieselpreise könnten auch Raffinerien dazu veranlassen, dem Kraftstoff auf Kosten der Benzinproduktion Vorrang einzuräumen, sagte er.

Diesel: Schwache Nachfrage

Die Situation für Diesel hätte sogar noch schlimmer sein können, da das Verbrauchswachstum nicht so robust war wie in anderen Kraftstoff-Bereichen.

Im Monatsbericht der IEA von letzter Woche wurde ein Verbrauchsanstieg von etwa 100.000 Barrel pro Tag in diesem Jahr erwartet. Dem stehen fast 500.000 Barrel pro Tag für Benzin und mehr als 1 Million Barrel pro Tag für Flugzeugtreibstoff und Kerosin gegenüber.

„Im Grunde handelt es sich um ein Versorgungsproblem“, sagte Eugene Lindell, Leiter des Bereichs Raffinerieprodukte beim Beratungsunternehmen FGE. „Die europäischen Raffinerien waren auch nicht in der Lage, ihre Vorräte während des Sommers aufzustocken, da es zu weit verbreiteten ungeplanten Ausfällen kam, was zu knappen Vorräten vor dem Winter führte.“

FMW/Bloomberg



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13 Kommentare

  1. Es nutzt nichts, den Leuten immer wieder zu erklären, dass „Fossile“ dazu benötigt werden, wenn die Sonne nicht scheint, und der Wind nicht weht.
    Wenn dann noch neue Raffinerie durch die Politik verhindert werden, bleibt nur noch den Bestand zu reparieren.
    Und Altanlgen fallen nun mal öfter aus.
    Jammern nutzt nun nichts, denn wer investiert schon in eine neue Raffinerie, wenn in etwa 10 Jahren sowieso ein Verbrennerverbot kommen soll.
    Natürlich wird es nicht kommen, und dadurch wird Diesel noch knapper und teurer werden.
    Aber, da müssen wir nun durch, bis wieder Vernunft eintritt.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Ja klar die Raffinerien produzieren nur für die Verbenner, keine Neuzullassungen bei den Verbrenner führt zu einem Instant-Stop an Dieselbedarf und das „dumme Volk“ bestimmt wieviele Raffinieren es gibt und was diese produzieren…

      Flugtreibstoff, LKW-Diesel, Schiffsdiesel, Ausgangsstoff für die Industrie wird es mittelfristig genauso viel brauchen wie bisher. Die paar Verbrenner und Ölheizungen weniger die nächsten 10 Jahre werden da keinen großen Unterschied machen.

      Da geht es nur darum eine Knappheit zu suggerieren um den Preis weiter künstlich hoch treiben zu können. Die Margen der Raffinieren sind die letzten Jahre explodiert (Faktor 3 und mehr!) als wegen dem Ukrainekrieg der Diesel an den Tankstellen teuer wurde obwohl der Ölpreis sich kaum bewegt hat.

      Und jetzt braucht man halt ne neue Sau die man durchs Dorf treibt damit man seine hohen Preise weiterhin rechtfertigen kann.

      Das der Ölpreis auf unter 65$ eingebrochen ist und deswegen die OPEC überhaupt die Ölfördermengen reduziert hat, hat der Artikel auch wissentlich weggelassen.

      Die Füllstände sind genauso hoch wie 2018/2019 zeigt der Graph ja auch schön und mit 250 gut gefüllt wie vor Corona (während Corona sind diese auf 400 gestiegen und am Anschlag gewesen weswegen der Ölpreis dann negativ wurde!).
      Also über 60% Füllstand würde ich jetzt kaum als „fast leer“ bezeichnen wenn er normalerweise bei etwa 70% liegt.

  2. Das russische Öl-Embargo muß beendet werden. Und zwar schnell.

    1. In der Tat – sie haben dazu geführt, dass der „Globale Süden“ sein Machtpotenzial erkannt hat und dieses nun rigoros ausnutzt. Man kann es ihnen nicht verübeln.
      Nur ist der Westen darauf überhaupt nicht vorbereitet. Das wird für uns nicht spaßig werden.

    2. Genau, das ist das Hauptproblem. Ein Drittel des Diesels würde vorher aus R. importiert. Alles andere ist Ablenkung von der wahren Ursache.

    3. und dann ändert sich genau was? Russland exportiert doch noch fröhlich Öldestillate, nur halt nicht zu uns.
      Die werden soviel produzieren wie sie können um Geld für die Kriegskasse reinzukriegen, ob Sanktionen aufgehoben oder nicht werden die Russen keinen Tropfen Benzin zusätzlich liefern.

  3. Es war von Anfang an ein Witz, wenn rohstoffabhängige Länder Rohstoff-und Energieländer sanktionieren wollen.Viel Glück beim Wirtschaftskrieg gegen China.Sie haben auch die Korrektur bei Aktien und Immobilien hinter sich und können auf tiefem Niveau ein goldenes Jahrzehnt aufbauen.

  4. Was hast Öl mit erneuerbaren Energien zu tun Helmut? Strom aus Diesel ist ja nur lokal temporär im Notfall. 😄 Tja als Elektroauto Fahrer kann ich nur müde lächeln bei 5,50€/100km. Übrigens für die direkte Herstellung von 1 Liter Kraftstoff werden 1,7kW Strom benötigt. Kraftstoff selber enthält zwar selber Energie von ca. 7kW, aber muss eben erstmal mit Strom trotzdem erzeugt werden. Für die gesamte Produktion von 6 Liter Diesel bei Beginn der Bohrung nach Öl werden bis zum Endprodukt sogar 42kW Energie benötigt. Also eigentlich ein Nullsummenspiel. Damit kann ein Elektroauto 200 km fahren. Wenn dieser verdammte Treibstoff zumindest im Verkehrssektor nicht hergestellt würde, hätten wir auch kein Energieproblem. Alle Fahrzeuge hypothetisch aus Elektro umzustellen würde gerade mal den Stromverbrauch um 20% erhöhen in Deutschland. Ich persönlich habe mich zumindest für die nächsten Jahre vom Öl verabschiedet. In der chemischen Industrie dagegen werden wir auf lange Sicht auf Rohöl nicht verzichten können. Aber Diesel wäre da nicht notwendig.

    Grüße nach Andalusien 😉

    1. Die 1,7kW/h sind verkehrt. Das ist der Primärenergiebedarf. Also auch Wärme und dieses können die Raffinerien selber erzeugen.

      1. Indem sie Öl verbrennen, ja subbr, viel gewonnen

    2. Danke für deinen klaren Kommentar zum Thema!

      Langfristig könnte man auch in der chemischen Industrie genauso wie man E-Fuels aus Luft und Liebe eh… Luft und Strom herstellen kann auch Rohöl für die chemische Industrie herstellen.

      Die Frage ist dann nur obs billiger ist das Rohöl zu verwenden und das CO2 abzuscheiden oder das abgeschiedene CO2 andere Prozesse zu nehmen um daraus zusammen mit Strom Rohöl herzustellen.

  5. Die Welt hat damit keine Probleme, höchstens die Erde, ganz besonders Deutschland mit der verbrecherischen Mineralöl Steuer.

  6. Was für eine Farce…

    Datenmanipulation pur, der Graph fängt nicht bei 0 sondern bei 250 an (bei einem Maximum von gerade mal 420!) un zu suggerieren das die Dieselbestände fast leer sind.

    Sind sie aber nicht, sie sind auf ein ähnliches Niveau wie 2018/2019 und da hat auch keiner rumgeheult das der Diesel knapp wäre.

    Da geht es nur darum eine Knappheit zu suggerieren damit man die Preise nochmal ordentlich hoch knüppeln kann und ne Ausrede parat hat warum das so sein muss.

    Die Rohdaten geben das aber nicht her.

    Auch so Formulierungen wie „seit dem Sommer ebenfalls um 60 % gestiegen“ sind irreführend, sie sind gerade mal auf den selben Preis gestiegen wie im Vorjahr, haben das Vorjahreshoch aber bei WEITEM noch nicht erreicht.

    Und 95$ sind noch WEIT von den 140$ 2007 (Infaltionsbereinigt dürfte das nochmal deutlich höher sein) oder den 120$ die der Ölpreis Anfang letzten Jahres erreicht hat.

    Wenn der Ölpreis nicht gestiegen wäre nachdem OPEC die Produktion drosselt (Der Ölpreis war auf 65$ abgesackt weswegen die OPEC sich zu diesem Schritt genötigt sah) hätten wir ganz andere Probleme.

    Ich seh da nur Panikmache im Artikel aber wenig Substanz

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