Die Warnsignale an der Wall Street nehmen zu – droht gar eine Rezession? Die Aktienindizes wie den Dow Jones lässt das aber kalt. Von der jüngsten Talfahrt hat sich der Index bereits deutlich erholt, da die Fed immer noch zögerlich agiert und die Wirtschaftsdaten trotz der angespannten Lage zuletzt robust ausgefallen sind. Dementsprechend konnte der Dow Jones die zweite Woche in Folge im grünen Bereich schließen. Der Ukraine-Krieg drückt jedoch auf die Stimmung und dürfte den konjunkturellen Aufschwung ausbremsen. Warnsignale kommen zum einen von den hohen Ölpreisen und einer Invertierung der Zinskurve.
Der Ölpreis für die US-Sorte WTI notiert weiterhin deutlich über der Marke von 100 USD, aktuell bei 107 USD. In den vergangenen Handelstagen kam es zu einer leichten Konsolidierung, weshalb Anleger ihre Risikoaffinität erhöht haben. Dadurch konnten die US-Indizes wie der Dow Jones ihre Erholung fortsetzen. Ein Ölpreis über 100 USD war in der Vergangenheit häufig ein Vorbote für eine bevorstehende Rezession. Zudem treibt der hohe Ölpreis den Preisdruck an. Die Inflationsrate in den USA notiert bei knapp acht Prozent. Angesichts der explodierenden Energie- und Rohstoffpreise sowie den Lieferkettenengpässen ist kurz- und mittelfristig keine Besserung in Sicht. Das bedeutet, die US-Notenbank muss reagieren, wenn sie ihre Glaubwürdigkeit nicht verlieren möchte. Eine aggressivere Straffung der Geldpolitik könnte die Wall Street auf dem falschen Fuß erwischen.
Wall Street: Chancen und Risiken
Im Vergleich zum Euroraum, der massiv unter den Folgen des Ukraine-Kriegs leidet, sieht es in den USA konjunkturell besser aus. Dies kann man zum Beispiel an der Beschäftigungslage ablesen, die immer besser wird. Die Zahl der Neuanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA ging letzte Woche auf 187 Tsd. zurück, den niedrigsten Stand seit 1969. Das ist natürlich eine gute Nachricht für alle Arbeitnehmer, könnte aber zu einer weiteren Lohninflation führen, die die Fed zu stärkeren Zinserhöhungen zwingen könnte. Am Freitag steht daher der monatliche Arbeitsmarktbericht (Non-Farm Payrolls) besonders im Blickpunkt. Die Volatilität im Dow Jones dürfte nach der Veröffentlichung der Daten zunehmen.
Ein anderer wichtiger Faktor, auf den Investoren derzeit schauen ist die Entwicklung der Zinskurven. Zuletzt haben die kurzlaufenden Zinsen zugelegt. Nur noch die 2-jährige US-Anleihe lag am Freitag mit 2,30 Prozent noch unter der 10-jährigen US-Treasury. Eine Invertierung der beiden Zinskurven dient als zuverlässiger Indikator für eine kommende Rezession. Aufgrund der möglichen Invertierung der Zinsen wird diese immer wahrscheinlicher. Ein Teil der US-Renditestrukturkurve hat sich bereits zum ersten Mal seit 2006 invertiert. Ein deutliches Warnzeichen für die Wall Street.
🇺🇸 A #Recession Warning Sign? Part of U.S. Yield Curve Inverts for First Time Since 2006 – Bloomberg
*Link: https://t.co/eSRDUHAoRl pic.twitter.com/zrSOwhwlAe— Christophe Barraud🛢🐳 (@C_Barraud) March 28, 2022
Dow Jones: Das Chartbild hat sich aufgehellt, aber…
Nach der jüngsten Rally hat sich die Ausgangslage im Dow Jones aufgehellt. Technisch lässt sich der Index momentan durchaus in beide Richtungen argumentieren. Dementsprechend dürften die kommenden Handelstage spannend werden. Um weiter gen Norden zu marschieren, müssen die Bullen die Hürde bei 34.820 Punkten hinter sich lassen – vorbörslich bei 34.870 Punkten. Das bringt neues Aufwärtspotenzial bis 35.100 bis 35.200 Punkte. An dieser Stelle befindet sich eine horizontale Widerstandszone. Zudem verläuft bei 35.110 Punkten die 100-Tage-Linie. Die Hürde könnte den Anstiegsimpuls ausbremsen. Erst ein nachhaltiger Anstieg über die Durchschnittslinie würde schließlich weiteres Potenzial bis 35.540 und 35.800 Punkte freisetzen.
Vorsicht ist dennoch geboten, da die laufende Rally demnächst eine Pause einlegen könnte. Der Anstiegsimpuls befindet sich auf der Zielgeraden, anschließend sollte es zu einem Rücksetzer kommen. Händler sollten daher den Bereich von 35.093 bis 35.200 Punkten im Auge behalten. Hier könnte der laufende Anstiegsimpuls ein Ende finden.
Auf der Unterseite bietet die Zone an der EMA 50 weiterhin eine solide Unterstützung. Erst ein Bruch der Zone bei 34.400/300 könnte den Dow Jones bis zum Ausbruchslevel bei 34.180 Punkten und tiefer zurücksetzen. Darunter bietet vor allem die Zone zwischen 34.000 und 33.650 Punkten Halt. Die Tiefs dürfen jedoch drin sein. Erst ein Bruch der lokalen Tiefs bei 32.580 USD trübt die charttechnische Lage ein.
Disclaimer
Offenlegung gemäß § 80 WpHG zwecks möglicher Interessenkonflikte:
Der Autor dieser Veröffentlichung erklärt, dass er jederzeit in einem der genannten und analysierten bzw. kommentierten Finanzinstrumente investiert sein kann. Dadurch besteht möglicherweise ein Interessenkonflikt. Der Autor versichert jedoch, jede Analyse und jeden Marktkommentar unter Beachtung journalistischer Sorgfaltspflichten, insbesondere der Pflicht zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung sowie der erforderlichen Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit erstellt zu haben.
Die Autoren der Veröffentlichungen verfassen jene Informationen auf eigenes Risiko. Analysen und Einschätzungen werden nicht in Bezug auf spezifische Anlageziele und Bedürfnisse bestimmter Personen verfasst. Veröffentlichungen von XTB, die bestimmte Situationen in den Finanzmärkten kommentieren sowie allgemeine mündliche Aussagen von Mitarbeitern von XTB hinsichtlich der Finanzmärkte, stellen keine Beratung des Kunden durch XTB dar und können auch nicht als solche ausgelegt werden. XTB haftet nicht für Verluste, die direkt oder indirekt durch getroffene Handlungsentscheidungen in Bezug auf die Inhalte der Veröffentlichungen entstanden sind.
Risikohinweis:
CFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 72% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFDs funktionieren und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren. Anlageerfolge sowie Gewinne aus der Vergangenheit garantieren keine Erfolge in der Zukunft. Inhalte, Newsletter und Mitteilungen von XTB stellen keine Handlungsansätze von XTB dar.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken