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Dubai: Erwischt es jetzt die Boom-Stadt? Der Skyscraper-Index

Der so genannte Scyscraper- oder Wolkenkratzer-Index könnte AUfschluß geben über das Ende des Booms - auch und gerade in Dubai

Erwischt es jetzt auch die Boom-Stadt Dubai?

Es ist sicher kein zuverlässlicher Indikator, aber er steht für das menschliche Verhalten, in gewissen Abständen immer wieder in megalomane Phasen abzudriften. Der so genannte Scyscraper- oder Wolkenkratzer-Index, der die negativen Folgen im Rennen um das höchste Gebäude oder das imposanteste Bauwerk beschreibt. Dies geschieht eben auch an den Börsen, an denen es zum Ende einer Hausse zu großer Euphorie kommt oder zum irrationalen Überschwang – „irrational exuberance“ -, wie es ein Notenbankchef (Greenspan) schon in den 1990-er-Jahren bezeichnet hat. Jetzt könnte es mit Dubai das Shoppingparadies am Golf erwischen, dass mit seinen künstlichen Inseln und dem höchsten Gebäude der Welt, dem 828 Meter hohen Burj Khalifa, für Aufsehen gesorgt hat.

Die Theorie hinter dem Skyscraper-Index

Es ist eine Theorie, die auf die Mitte des 20. Jahrhundert zurückgeht – entwickelt von Cyril Northcote Parkinson und fortgeführt von Ökonomen der neueren Zeit – wonach die höchsten Gebäude dann errichtet werden, wenn der wirtschaftliche Niedergang eines Landes bevorsteht. Zuletzt aktualisiert durch den Ökonomen Gunter Löffler, der zu dem Ergebnis kam, dass es auffällig sei, dass die die größten Investitionen in Wolkenkratzern dann getätigt werden, wenn der Gipfel eines Konjunkturzyklus bereits erreicht ist oder kurz bevorsteht.

Als Beispiele für diese These werden folgende Krisen herangezogen:

Der Börseneinbruch von 1907, der im Zusammenhang steht mit dem Bau des Singer Building und des Metropolitan Life Tower in New York. Und ganz besonders in der Weltwirtschaftskrise nach dem Schwarzen Donnerstag von 1929, dem die Bauten von 40 Wall Street, dem Chrysler Building oder des symbolträchtigen Empire State Building vorausgingen.

Dann die Ölkrise 1973: kurz vorher wurden damals die höchsten Gebäude der Welt, wie der Sears Tower oder das World Trade Center eröffnet. Oder die Petronas Towers in Malaysia im zeitlichem Zusammenhang mit der Asienkrise von 1997. Nach der Jahrtausendwende dann der Bauboom am persischen Golf mit den Palmeninseln und in Dubai dem größten Wolkenkratzer der Welt, dem Burj Khalifa, kurz vor der großen Finanzkrise.

Und der türkische Präsident Erdogan hat erst vor Kurzem den größten Flughafen der Welt in der Türkei fertigstellen lassen – dann kam Corona.

Großpleite in Dubai?

Das Scheichtum am Persischen Golf konnte die erwähnte Pleite während der Finanzkrise nur deshalb verhindern, weil das Nachbaremirat Abu Dhabi mit großzügigen Krediten einsprang. Die emiratische Zentralbank und die National Bank of Abu Dhabi hatten Dubai jeweils 10 Milliarden US-Dollar an Notkrediten zur Verfügung gestellt. Diese mussten 2019 in voller Höhe verlängert werden. Dubai befindet sich in einer prekärer Situation aufgrund der hohen Schuldenlast, denn die Schulden von regierungsnahen Unternehmen betragen bereits circa 60 Milliarden Dollar. Die Schuldenlast des Emirats Dubai selbst beträgt 135 Milliarden US$, entsprechend etwa 125 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Jetzt rutschte der börsennotierte Baukonzern Arabtec in die Pleite, der Erbauer des Burj Khalifa und einer der größten Baufirmen am Persischen Golf. Klar ist die Pandemie um Covid-19 der letzte Auslöser für eine veritable Krise, in der einiges zusammenkommt. Die Verschiebung der Expo 2020 um ein Jahr und der Stopp vieler Bauprojekte durch Saudi-Arabien oder auch Abu Dhabi, die stark unter der Ölkrise mit den stark gefallenen Ölpreisen leiden.

Aber es gibt in Dubai und anderen Metropolen ein Überangebot an Wohnungen, Häusern, Geschäften sowie Hotels. Weil man geglaubt hat, dass es massenhaft Touristen in eine Region zieht, in der man als Nordländer es monatelang eigentlich nur in klimatisierten Räumen aushalten kann.

Die wirtschaftliche Lage des Baukonzerns ist jedenfalls nach Aussage der Geschäftsleitung unhaltbar. Man habe allein im ersten Halbjahr 226 Millionen Dollar an Verbindlichkeiten angehäuft, der Gesamtschuldenstand betrage 2,4 Milliarden Dollar. Bei einer Abwicklung des Konzerns gingen 40.000 Arbeitsplätze verloren. Noch hat der Vorstand zwei Monate Zeit, um die Pleite abzuwenden.

Aber Arabtec ist nur die Spitze des Eisbergs am Golf.

Verwundert konnte man in den letzten Monaten die Daten der John-Hopkins-Universität aufnehmen, mit Rekordinfektionszahlen in den heißen Golfländern, wo das Virus bei Temperaturen über 40 Grad eigentlich doch gar nicht überleben kann. Die Erklärung für die großen Zahlen sind natürlich die vielen luftumwälzenden Klimaanlagen und die unwürdigen Bedingungen für die vielen Gastarbeiter am Bau. Millionen Bauarbeiter wohnen eng In Arbeiterwohnheimen zusammen. Sie werden auf engstem Raum zusammengepfercht in Bussen transportiert, müssen in Mehrbettzimmern mit Etagenbetten schlafen und wechseln diese oft in Schichten. Menschen aus Indien, Pakistan, oder Nepal, die zu Hungerlöhnen in den reichen Golfstaaten wie Dubai arbeiten.

Probleme gibt es auch in Saudi-Arabien, wo die Saudi Bin Laden Group – was für ein Name für einen Baukonzern – nur noch mit Staatshilfe am Leben gehalten werden kann. Ausländische Investoren, wie die australische CIMIC-Gruppe, ziehen nach einer Milliardenabschreibung ihre Beteiligung zurück.

Fazit

Der Wolkenkratzer-Index ist sicherlich kein passgenauer Indikator, mit dem man ein Engagement an der Börse tätigen könnte. Aber er ist eine weitere Variante für die menschliche Gier, den oftmals auftretenden Größenwahn, wenn die Mächtigen ihr wirtschaftliches Potenzial in der Welt zur Schau stellen wollen.

Dies geschieht sehr häufig in der Phase des schnellen Geldes an den Börsen, nach langen Aufschwungperioden in der letzten Euphorie, wo der übergroße Optimismus die Risikobereitschaft explodieren lässt. Wie eben auch bei Unternehmensübernahmen zu Mondpreisen.

Ist Dubai aktuell wieder so ein Beispiel? Wo man die Zukunft zu rosig gemalt hat, mit der Erwartung einer gigantischen Zunahme des Luxustourismus, der Luftfahrtindustie und des Luxusshoppings? Wahrscheinlich schon. Die Bilder aus der Metropole am Golf hatten immer etwas vom Märchen aus 1000-und- einer-Nacht. Die Pleite des Baukonzerns könnte ein Anfang sein, gibt es in der Ölregion doch auch noch andere Traumprojekte wie Fußballstadien in der heißen Wüste oder sogar Skihallen bei Außentemperaturen wie im Backofen!

Wie werden bald sehen, ob Dubai auf Sand gebaut hat..

Dubai und der Wolkenkratzer-Index



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