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Gaspreis müsste 2 Wochen am Stück über 275 Euro liegen EU schlägt Gaspreisdeckel vor, der keiner ist – ein Witz

Die EU schlägt aktuell einen Gaspreisdeckel vor, der keiner ist. Der Preis ist mit 275 Euro und zwei Wochen Überschreitung ein Witz.

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„Wir führen einen Gaspreisdeckel ein“. Wow, da denkt man sich die EU greift jetzt aber mal so richtig durch. Gut, man muss sich eh noch die Zustimmung der Mitglieder holen. Aber erstmal zählt die Ansage. Und jetzt liegen die Zahlen auf dem Tisch. Und da mussten wir gerade drei Mal hinschauen. Hier erstmal die aktuelle Meldung, danach die Einschätzung.

Gaspreisdeckel ab 275 Euro – und erst bei zwei Wochen Überschreitung am Stück

Die Europäische Kommission hat eine Notbremse für die weit über dem derzeitigen Niveau liegenden Erdgaspreise vorgeschlagen, um weiteren Schaden für die Wirtschaft durch den zunehmenden Druck Russlands auf die Energieversorgung zu verhindern, so Bloomberg aktuell. Nach monatelangem Gerangel und Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Blocks schlug die Kommission eine Obergrenze (Gaspreisdeckel) von 275 Euro pro Megawattstunde vor. Das liegt deutlich über dem derzeitigen Niveau von etwa 120 Euro, aber unter den Höchstständen, die der Kontinent im Sommer zu verzeichnen hatte (342 Euro im August, aber nur für sehr kurze Zeit). Im Chart sehen wir den Dutch TTF-Gaspreis im Kursverlauf seit November 2021.

TTF-Gaspreis seit November 2021

Diese Obergrenze soll nur dann in Kraft treten, wenn strenge Bedingungen erfüllt werden – ein offensichtlicher Versuch, den Widerstand der Länder zu brechen, die sich seit langem gegen einen Gaspreisdeckel wehren, weil sie befürchten, dass es dadurch schwieriger werden könnte, Gas von neuen Lieferanten zu beziehen.

„Es ist kein Allheilmittel, aber ein wirksames Instrument, das wir bei Bedarf einsetzen können“, erklärte Energiekommissar Kadri Simson gegenüber Reportern. „Der Mechanismus ist sorgfältig konzipiert, um wirksam zu sein und gleichzeitig unsere Versorgungssicherheit, das Funktionieren der EU-Energiemärkte und die finanzielle Stabilität nicht zu gefährden“.

Der Vorschlag muss noch von den nationalen Regierungen gebilligt werden, aber er kommt nach monatelanger Lobbyarbeit einiger Mitgliedstaaten, um die Energiekosten, die sich für weite Teile der europäischen Wirtschaft als ruinös erwiesen haben, einzudämmen. Während die Preise in den letzten Wochen gesunken sind, drohte Moskau am Dienstag damit, die Gaslieferungen nach Europa weiter zu drosseln, was die Aussicht auf einen weiteren Preisanstieg erhöht.

Auslösende Bedingungen

Dieser Gaspreisdeckel soll zum Einsatz kommen, wenn die Terminkontrakte an der niederländischen Title Transfer Facility zwei Wochen lang über 275 Euro liegen und die Differenz zwischen den TTF- und den Flüssiggaspreisen an zehn Handelstagen mehr als 58 Euro beträgt. Auf dem Höhepunkt der Krise im Sommer lag der Preis zwei Wochen lang nicht über 275 Euro, was darauf hindeutet, dass der Mechanismus nicht aktiviert worden wäre, wenn er damals in Kraft gewesen wäre. Simson sagte, der Mechanismus sei mit dem Gedanken entwickelt worden, dass extreme“ Situationen, wie sie in diesem Jahr aufgetreten sind, wieder auftreten könnten.

Händler und politische Entscheidungsträger warten gespannt darauf, ob Russland seine letzten verbleibenden Gaspipelines nach Westeuropa über die Ukraine vollständig abschalten wird. Am Dienstag erklärte Russland, dass es die Lieferungen ab nächster Woche wegen eines Streits über die Gaslieferungen nach Moldawien weiter drosseln werde. Zwar hat Europa seine Gasspeicher gefüllt und das milde Wetter hat den Herbst leichter gemacht als befürchtet, doch steht der Kontinent nun vor der Aussicht, seine Speicher für den nächsten Winter ganz ohne russisches Gas auffüllen zu müssen. Der Blick richtet sich nun auf das nächste Jahr.

Kommentar

Der Bloomberg-Energieexperte Javier Blas kommentiert zu diesen von der EU vorgeschlagenen Gaspreisdeckel von 275 Euro aktuell: „Selbst auf dem Höhepunkt der EU-Gaspreiskrise im August, als die Preise kurzzeitig ein Allzeithoch von 342 €/MWh erreichten, blieben sie nicht zwei Wochen hintereinander über 275 €/MWh. Die Obergrenze wäre also nicht in Kraft getreten. Jetzt haben wir eine Obergrenze, die keine Obergrenze ist. Eine Brüsseler Obergrenze. Es ist eine Grenze, die dazu ausgelegt ist keine Grenze zu sein.“

FMW: Und ja, so ist es wohl auch. Man wollte wohl dem Drängen einiger Länder nach einem Gaspreisdeckel nachgeben. Aber man wollte wohl gleichzeitig auch keinerlei Gefahr aufkommen lassen, dass es zu einer Versorgungsknappheit gibt, weil Lieferanten aus Übersee wegen einem echten eng anliegenden Cap lieber doch woanders hin ihr Gas verkaufen.

FMW/Bloomberg



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