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EU-Wahl: So reagieren die Börsen in Griechenland, Österreich, Italien und Frankreich

Die EU-Wahl brachte zwei Erkenntnisse. Einerseits strafen die Bürger vor allem die alt eingesessenen etablierten Parteien ab. Und zweitens stärken sie vor allem die Grünen. Nicht nur in Deutschland, aber auch zum Beispiel in Irland legen sie kräftig zu. Auch kann man erkennen, dass an einigen Orten Rechte nicht so stark zulegen konnte wie sie es sich erhofft hatten, vor allem in Deutschland. Dennoch sind sie zum Beispiel in Frankreich und Italien die stärksten Kräfte geworden. Das sollte man nicht ignorieren! Aber wie reagieren die Börsen? Schauen wir uns an dieser Stelle vier Länder an. Großbritannien lassen wir weg, weil dort heute Banken und Börsen geschlossen sind aufgrund eines Feiertags.

Österreich

In Wien läuft gerade das Misstrauensvotum gegen Kanzler Kurz. Es hat aus bekannten Gründen nichts mit der EU-Wahl zu tun. Interessant aber ist, dass seine Partei bei der gestrigen Wahl mit 35,4% (+8,4%) sogar deutlich zulegen konnte. Das Ibiza-Video der FPÖ färbte also in keinster Weise auf Kurz ab. Im Gegenteil, man scheint ihm sogar den Rücken stärken zu wollen. Der österreichische Aktienindex zeigt sich von EU-Wahl, Ibiza-Video und aktuellem Misstrauensvotum völlig unbeeindruckt und notiert exakt da, wo er Freitag Abend geschlossen hatte.

Griechenland

Die EU-Wahl war ein Debakel für Ministerpräsident Alexis Tsipras. Der griechische Leitindex steigt heute um 6%. Das liegt daran, dass Tsipras bereits gestern Abend gleich nach Verkündung des Wahlergebnisses Neuwahlen für das griechische Parlament verkündet hat. Sie werden wohl schon Ende Juni stattfinden. Seine linke Partei Syriza bekam 23,9% bei der EU-Wahl, was 2,7% weniger waren als bei der vorigen Wahl im Jahr 2014. Die konservative Opposition bekam gestern mit 33,3% fast 10% mehr als vor fünf Jahren. Das ist ein klares Zeichen! Könnte Griechenland bald wieder eine konservative Regierung bekommen? Die Aktien jedenfalls steigen.

Frankreich

In Frankreich hat die Partei Rassemblement National (RN, der frühere Front National) von Marine Le Pen mit 23,3% die meisten Stimmen erhalten. Mit 22,4% folgt Präsident Macrons La République en Marche. Das ist für Macron eine Schlappe. Marine Le Pen forderte gestern Neuwahlen und sprach von einem „Sieg des Volkes“. Der französische Aktienmarkt reagiert praktisch gar nicht. Der CAC 40 notiert bei 5.337 Punkten, was sogar 9 Punkte mehr sind als am Freitag Abend. Als wäre nichts gewesen.

Italien

In Rom hat die Lega von Innenminister Matteo Salvini mit 34,3% ein Rekordergebnis eingefahren. Die Fünf Sterne-Bewegung (Koalitionspartner der Lega) geht geschwächt aus den Wahlen hervor. Also festigt sich die rechte Lega in Italien! Ist das negativ für die Märkte? Nein, der Mailänder MIB 40 notiert aktuell mit 20.518 Punkten sogar 136 Punkte höher als Freitag Abend.

Der Volkswirt

Politische Börsen haben kurze Beine, so sagt man. Das sieht man einmal mehr bei den heutigen Kursen nach der EU-Wahl. Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank, spricht aktuell sogar davon, dass politische Börsen offenbar gar keine Beine mehr haben. Hier sein ganzer Kommentar im Wortlaut zur EU-Wahl:

Europawahl, May-Rücktritt, Welthandelskrieg: Während der Handelskrieg wöchentlich neue Dimensionen erreicht und sich in Europa die politischen Lager am Wochenende teils massiv verschoben haben, zeigen sich die Börsen weitgehend unberührt. Die politischen Unwägbarkeiten sind für Anleger offenbar zum Normalzustand geworden, ihre Risiken lassen sich nicht kalkulieren. Und so war es für Investoren in der Vergangenheit oftmals eine gute Entscheidung, diese zu ignorieren. Vor allem in den USA und in China stehen die Märkte angesichts der neuen Sanktionen im Welthandelskrieg unter Druck. US-Firmen, die in China produzieren oder mit China Handel treiben, performen seit rund einem Jahr nicht mehr so gut wie in den Jahren zuvor.

Doch die Vergangenheit hat gezeigt: Selbst bedeutende Kursverluste wurden in relativ kurzer Zeit wieder aufgeholt. Schwankungen aufgrund politischer Ereignisse sind oft nur kurzfristig zu verzeichnen. Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, betrachtet man den globalen geopolitischen Unsicherheitsindex (siehe Grafik): Dieser bewegt sich aktuell auf dem höchsten Niveau seit 20 Jahren, und sein Anstieg war in der Vergangenheit stets ein Garant für erhöhte Aktienvolatilität. Aber das kann für amerikanische Aktien aktuell nur sehr begrenzt festgestellt werden. Es scheint so, dass Europawahlen und Handelskrieg die Medien mehr beschäftigen als die Märkte. Die Gelassenheit, die die Börse an den Tag legt, ist schon bemerkenswert. Gelassenheit bleibt somit auch für Anleger das Motto der Stunde.

EU-Parlament - EU-Wahl
EU Parlamentsgebäude. Foto: European Parliament Creative Commons license CC-BY-4.0 „CC-BY-4.0: © European Union 2019 – Source: EP“ CC BY 2.0



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9 Kommentare

  1. Die Floskel „politische Börsen haben kurze Beine“ wurde hier im letzten Jahr schon thematisiert und zu Grabe getragen, auch von Markus Koch, was mich sehr gewundert hat. Denn wie haben die Börsen in den letzten Jahren auf ungewöhnliche politische Ereignisse reagiert? Auf den Brexit, die Holland/Frankreich- und Deutschlandwahlen, bei Letzterer gab es selbst bei dem monatelangen Gezerre um die Regierungsbildung keine Verwerfungen. Börsen reagieren auf die Politik, wenn es zu nachhaltigen Preisveränderungen (Rohstoffe, Währungen, Zinsen) kommt oder wenn sich die Investitionsbedingungen ändern (Ölpreisschocks, Trumps horrende Steuerreform). Und dann gibt es manchmal noch die Notenbank (Italien – EZB).
    Mein Eindruck

  2. Kein gutes Zeichen für Europa.
    Besorgniesserregend ist, dass die beiden Fanatikergruppen-die Grünen und die Braunen sich immer mehr zu Volksparteien entwickeln und die Geschicke der einzelnen Länder sowie der EG lenken.

    1. Vorsicht mein Freund, so nicht…leftutti schläft nicht, gleich werden Sie zum AfDeler verunglimpft

    2. @Mark, die sog. Volksparteien sind doch selber schuld an ihrer derzeitigen Misere. Wer über 30 Jahre lang sein Wählervolk nur auspresst, belügt und für dumm verkauft und zudem die nachfolgenden (Wähler-)Generationen im Volk komplett vergisst, darf sich auch nicht wundern, wenn er irgendwann die Rechnung präsentiert bekommt. Es reicht auf Dauer einfach nicht aus, Marionette für die paar unantastbaren DAX-Konzerne und die Finanzindustrie respektive deren Lobbyisten zu sein. Die christlichen Unionisten haben dabei sogar noch das Glück, dass sie ein massives Stammwählerpotenzial in der Altersgruppe der Rentner und Pensionäre haben, sonst würde es ihnen bald ergehen, wie den Sozialdemokraten.

      Wenn etwas besorgniserregend ist, dann die Tatsache, dass die sog. Volksparteien ihren Wählerauftrag und ihre Wahlversprechen wieder und wieder, über Generationen hinweg, zugunsten einer Minderheit „vergessen“. Doch machen Sie sich keine Sorgen: Sobald die arrivierten Volksvertreter die wählerrelevanten Themen nicht nur aufgreifen und im Wahlkampf ausschlachten, sondern glaubhaft in die Tat umsetzen (oder dies zumindest glaubhaft kommunizieren, was bei professionellen Volks-Politikern viel wahrscheinlicher ist), werden sich auch die Wählerströme wieder ändern.

      Ich persönlich sehe die Wahlergebnisse der letzten Jahre als grundsätzlich erfreulichen, gesunden und heilsamen Warnschuss vor den Bug an. Das Volk scheint rasant mit 350 PS und 270 Sachen Wert auf die Erhaltung seiner Lebensgrundlagen und ein vereintes Europa zu legen (Ausnahme: Die zukunftsträchtig zweifelhaften Hochburgen in grenznahen Regionen Ostdeutschlands, die offensichtlich noch keine Gelegenheit zur Aufarbeitung deutscher Geschichte hatten). Wenn die „Volks“parteien diese Wählerwünsche umsetzen, werden sie auch wieder zu dem werden, was ihr Anspruch ist.

      @JensF, Sie haben sich heute bereits 4 bis 5 Mal mit äußert hilfreichen, differenzierten und hoch intelligenten Kommentaren hervorgetan. Weiter so! Diese Ihre eigenen abschätzigen Lästereien machen eine Antwort auf Ihre rhetorische Bemerkung Definieren Sie bitte „Rechtsradikaler Flügel“ obsolet. Falls nicht, können Sie das auch gerne googeln ;)

      1. Googeln Sie besser, was rechtsradikal bedeutet.
        Abschätzig und hochgradig arogant finde ich, wenn Sie ein Teil der Foristen als „Rechtsradikaler Flügel“ bezeichnen und auf diese Weise versuchen die Opponenten mundtot zu kriegen, nur weil diese nicht Ihrer Meinung sind oder Ihnen die Argumente ausgehen und Sie nicht in der Lage sind eine sachliche Diskussion fort zuführen.
        Mit solchen Begriffen jongliert man nicht, das müssen auch Sie verstehen.

        1. Vielleicht sollte man das Thema mal entschärfen.
          a) Anfangs waren die Grünen auch die Superbösen, (Joschka Fischer im Bundestag: „Herr Minister sie sind ein …“) sie waren es wirklich. Ich bin heute noch zu 100% gegen Atomkraft! Stellt euch vor, zur Zeit Jesu hätte man sie benutzt. Wir müßten heute noch auf die Ruinen aufpassen – ohne Nutzen! Wie asozial ist das denn? Und das verdanke ich den Grünen. Mittlerweile sind sie eine Volkspartei, noch vor der SPD!
          b) Das mag auch daran liegen, daß durch die unsichere Informationsmöglichkeit in Deutschland (man weiß nicht mehr, was man glauben soll – nur noch Ideologie-Kämpfe, besonders durch die herrschenden Medien) beschränkt man sich sehr aufs Grobe:
          – Bienen retten usw. Wenn man eine Wespe schädigt oder tötet, kann es bis zu 50.000€ oder 5 Jahre kosten, also wie Vergewaltigung oder so.
          https://www.bussgeldkatalog.org/news/wespe-toeten-droht-ein-bussgeld-oder-ist-das-erlaubt-645445/
          – Oder „christlich“ im Namen, ok, paßt für mich.
          – Da es den meisten doch recht gut geht, zieht „sozial“ nicht mehr ganz so. Zu meiner Zeit konnte ich mir reisen nur als Tramper leisten. Heute gibts fast keine mehr.
          Und dann noch die Asylantenfrage. Wer will was? Hat die ehemaligen Volksparteien schon einiges gekostet, gerade im Osten, bei denen die herrschenden Medien wesentlich leichter kritisch hinterfragt werden.
          c) Tja, und AFD sind keine Braunen.
          – Hitler war gegen Homosexuelle und Juden, bei der AFD ist in der Spitze eine Homosexuelle, und sie haben eine ausdrücklich jüdische Gruppierung. Und das ist keine Schau.
          – Sie haben nicht dieses sozialistische Prinzip Hitlers, der Staat ist alles, Familie, Besitz und Religion unnötig und zu beseitigen bzw. auf das allernötigste einzuschränken! Und natürlich nicht die damals moderne (!) Rassentheorie Darwins.
          Natürlich mischen sich unter sie auch Nazis und werden dann von den Medien für sie als repräsentativ gezeigt. Wie bei den Grünen die Hausbesetzer. Aber on the long run…

        2. @JensF, um das Thema zum Abschluss zu bringen, erkläre und definiere ich Ihnen den Begriff Rechtsradikalismus, wenn Sie zu faul zum googeln sind:

          Als Radikalismus bezeichnet man eine politische Einstellung, die Veränderungen an (zumindest Teilen) einer herrschenden Gesellschaftsordnung anstrebt. Gesellschaftliche Fragen und Probleme werden oft von deren Ursprüngen bis in die letzten Details, also mit besonderer Konsequenz und einseitiger Kompromisslosigkeit, zu lösen versucht. Siehe z. B. die Flüchtlingsfrage, Änderung Asylrecht und Waffenrecht, Leugnung von Klimawandel und Ablehnung von Klimaschutz, Abschaffung von EEG, EEWärmeG und EnEV, Ablehnung von Gleichstellungspolitik, Gender-Mainstreaming und Frauenquoten. Der Begriff Radikalismus wird von manchen Gruppierungen, die die bestehende Staats- und/oder Wirtschaftsordnung grundsätzlich kritisieren und verändern wollen, auch als Selbstbezeichnung verwendet.

          Im Gegensatz zum Extremismus werden radikale Bestrebungen und Gruppierungen nicht als verfassungsfeindlich oder staatsgefährdend angesehen. Der Verfassungsschutz äußert sich dazu wie folgt: So sind zum Beispiel Kapitalismuskritiker, die grundsätzliche Zweifel an der Struktur unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung äußern und sie von Grund auf verändern wollen, noch keine Extremisten. Radikale politische Auffassungen haben in unserer pluralistischen Gesellschaftsordnung ihren legitimen Platz.

          Von den Behörden und der Sozialwissenschaft wird der Begriff Rechtsradikalismus seit Beginn der 70er Jahre in der Regel auf Personen und Organisationen gerichtet, die klar rechts der Mitte des politischen Spektrums stehen, dabei allerdings im Rahmen der Verfassung bleiben. Der freiheitlichen demokratischen Grundordnung steht Rechtsradikalismus in der Regel nicht feindlich gegenüber.

          1. Ach @Michael, Sie haben doch die Problematik verstanden oder auch nicht, ist in Prinzip egal…und ich dachte schon, Sie als äußert hilfreicher, differenzierter und hoch intelligenter Kommentator zeigen mehr Klasse…da hätte ich auch bei leftutti/Lars bleiben können?
            Damit auch Sie endlich kopieren:
            Warum Sie als „liberaler Demokrat“ nicht im Stande sind, Ihrem Kontrahenten das elementare Grundrecht-die freie Meinung einzuräumen, wenn sie mit Ihrer nicht übereinstimmt? Warum bezeichnen Sie in rechthaberischer Oberlehrermanier all die, die Ihrer politischen Argumentation nicht folgen wollen, können oder brauchen als das, was Sie hier so fleißig reinkopiert haben?
            In diesem Sinne ein dreifaches-weiter-so!?

          2. @JensF, was genau wollen Sie eigentlich? Von Anfang an haben Sie nichts anderes getan, als polemische und inhaltsleere Floskeln und dämlich grinsende Smileys ins Feld zu führen. Nicht einen einzigen Beitrag, nichts zur Sache, nichts zu den verschiedenen Themen (Strache-Video, erneuerbare Energien, Volksparteien). Einzig vielleicht noch die freundliche Aufforderung Definieren Sie rechtsradikal. Das habe ich nun getan, und das passt Ihnen erwartungsgemäß natürlich schon wieder nicht.

            Da pochen Sie und Ihre Kollegen laufend auf das Recht der freien Meinungsäußerung, sprechen dieses aber gleichzeitig Andersdenkenden ab. Warum bezeichne ich wohl all die, die in diese Definition fallen, als das, was sie per definitionem dann konsequenterweise sein müssen? Was ist das für eine Frage? Ich sage ja nicht, dass dies gut oder schlecht ist, nur dass es so ist, völlig wertfrei. Ich will gar niemanden mundtot kriegen (was bei Rechtspopulisten ohnehin unmöglich ist), sondern lediglich frei meine Meinung äußern dürfen, ohne gleich von einem Schwarm empörter Trolle mit pauschalen Phrasen angefallen zu werden. Themenbezogene kritische Argumente und Widersprüche gerne, Floskeln und Textbausteine, nein danke.

            Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass die „Argumentationen“ von Ihnen und den Kollegen immer gleich klingen? Substanzlose Floskeln fürs Phrasenschwein (wenn Sie wissen, was das ist):

            – Oberlehrermanier, Oberlehrerpartei
            – Mainstreampresse, Lügenpresse, Lückenpresse
            – linksgrünliberaler Mainstream
            – linksgrün versifft
            – Gutmenschen
            – politisch korrekt
            – nicht wahr?!
            – aber dies scheint Sie nicht zu interessieren
            – denn darum geht es Ihnen nicht
            – das zeigt mir mal wieder
            – sie wollen nur provozieren
            – nur weil diese nicht Ihrer Meinung sind
            – an sachlichen Diskussionen haben Sie kein Interesse
            – ich informiere mich über die Tatsachen und die Hintergründe

            Das ist so langweilig und vorhersehbar, man könnte seine eigenen Beiträge gleich selbst kommentieren. Selbst voll besoffen auf Ibiza…

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