Am Samstag, den 14. Mai verhängte die Regierung Indiens ein generelles Exportverbot für Weizen. Ziel sei primär der Schutz der eigenen Bevölkerung, argumentierte man in Delhi. Die anhaltende Dürre, ausgelöst durch eine erdrückende Hitzewelle mit Temperaturen über 45 Grad Celsius, aber auch der Ukraine-Krieg nötigen die Regierung zu diesem Schritt. Indien ist ein bedeutender Weizen-Exporteur der Welt, der nun ein Exportverbot verhängt. Der Ukraine-Krieg blockiert bereits den Export von Weizen aus der Ukraine und verschärfte zuletzt die Lage am Weizenmarkt dramatisch. Letzte Woche erreichte der aktuelle Kontrakt an der CBOT (Chicago Board of Trade) einen neuen absoluten Höchststand mit 1.285 US-Dollar-Cents pro Bushel. Bushel ist eine, von den Britischen Inseln stammende, angloamerikanische Maßeinheit zur Bestimmung des Volumens von Waren, bei Weizen entspricht sie einen Gewicht von 27,215 KG. Aktuell notiert Weizen wieder nahe am Allzeithoch.
Indien weltweit drittgrößter Weizenproduzent
Mit Indien fällt der drittgrößte Weizenproduzent dieser Welt als Exporteur aus. Anfang des Jahres hatte man noch gehofft, mit den zu erwartenden Weizen-Exporten die steigenden Versorgungsengpässe im bevölkerungsreichsten Land der Welt kompensieren zu können. Da Russland und die Ukraine als Exportländer auch auf der Kippe stehen, insbesondere die Ukraine mit ihren geschlossenen Häfen und die durch den Krieg bedingten Ernteschäden, spitzt sich die Situation am Weizenmarkt für Weizen-Import-Nationen dramatisch zu. Hohe Weizenpreise haben in der Vergangenheit oft Revolutionen ausgelöst, das letzte Beispiel ist Sri Lanka. Das Land versinkt aktuell immer tiefer im Chaos. Der gesamte nordafrikanische Raum von Marokko bis Ägypten und darüber hinaus bis zur Türkei ist auf Weizenimporte angewiesen.
Exportverbote für Lebensmittel weltweit
Welche Länder verhängen Exportverbote für Nahrungsmittel? Weizen ist nicht das einzige Nahrungsmittel, dass von einem Exportverbot betroffen ist. Insgesamt verhängen aktuell 15 Länder Exportverbote für Nahrungsmittel. Hier eine Auflistung:
Für Indien bedeutet das Export-Verbot von Weizen nur verringerte Deviseneinnahmen, für Länder wie Ägypten, Tunesien, Syrien, Tansania und Mozambique wird die Versorgung der eigenen Bevölkerung mit bezahlbaren Lebensmittel immer schwieriger und langsam zu einer Gratwanderung um den sozialen Frieden. Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate stellen Ägypten bereits Milliardenhilfen zur Verfügung, um mögliche Brotunruhen schon im Keim zu ersticken. Die Angst vor einem neuen Arabischen Frühling geht um in den reichen Golfstaaten, man fürchtet um die Stabilität der gesamten Region. Die Zinsanhebung der FED hat zudem den meisten Währungen dieser Länder stark zugesetzt und die Preise somit weiter erhöht. Die Weltwirtschaft ist immer noch so stark verwoben, dass ein Flügelschlag eines Schmetterlings am anderen Ende der Welt einen Sturm auslösen kann. Mit Ausbruch des Ukraine-Krieges und seiner noch nicht absehbaren Folgen für die Weltwirtschaft wurde weit mehr als nur ein Flügelschlag ausgelöst.
Russland weltweit der größte Weizen-Exporteur
Leere Regale in den Elektronik- und Computergeschäften und gestiegene Lebensmittelpreise hier im Westen mögen zwar den einen oder anderen ärgern oder gar in Not bringen, aber sicher keine Revolution auslösen. Im Rest der Welt kann eine Hungersnot dies allerdings schon. Russland ist weltweit der größte Weizen-Exporteur. Wie wird sich die westliche Welt verhalten, wenn sie zwischen Pest und Cholera wählen muss? Krieg und Sanktionen auf der einen und Hungersnöte, (blutige) Revolutionen und Flüchtlingsströme auf der anderen Seite.
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Wer blinzelt zuerst?
@Columbo
Der weltgrößte Weizenexporteur der Welt raubt seinem benachbarten Konkurrenten unglaubliche Massen von Vorräten, zerstört mindestens die gleiche Menge, blockiert noch viel mehr und sorgt dafür, dass noch mehr an Lebensmitteln für die gesamte Welt vergammelt. Und das, ohne mit der Wimper zu zucken oder auch nur zu blinzeln. Das ist das typische Verhalten von instinktgesteuerten Tieren. Besser gesagt, von zu gut gefütterten, blutrünstigen Raubtieren, die ohne jegliche Not und Legitimation aus Langeweile in neue Weidegründe vorstoßen. Die beißen zehn Mal zu, bevor sie einmal blinzeln.