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Mega-Deal am Ölmarkt Exxon kauft für 60 Milliarden Dollar Ölfirma Pioneer – Contra Energiewende

Exxon zeigt mit einer aktuellen 60 Milliarden-Übernahme der Ölfirma Pinoeer, wie massiv in die Förderung von Öl investiert wird.

Exxon-Logo
Exxon-Logo. Photographer: David Paul Morris/Bloomberg

Die Ölindustrie rennt immer mehr raus aus fossilen Energieträgern, investiert immer mehr in Sonne und Wind? Die Öko-Transformation läuft mit großen Schritten? Eine Zeit lang schien es so zu laufen. Aber der Ukraine-Krieg, Energieknappheit und steigende Preise zeigen, dass man noch lange nicht auf Öl, Kohle und Uran verzichten kann. Der größte amerikanische Ölkonzern Exxon macht heute ganz klar, dass man weiter aktiv auf fossile Energien setzt. Man kauft laut aktueller Mitteilung für 60 Milliarden Dollar die Ölfirma Pioneer.

Exxon kauft Pioneer für 60 Milliarden Dollar – Dominanz am Frackingmarkt

Exxon Mobil hat sich bereit erklärt Pioneer Natural Resources für 59,5 Milliarden Dollar zu kaufen. Dies ist die größte Übernahme des Großkonzerns seit mehr als zwei Jahrzehnten, der damit zum dominierenden Fracking-Produzenten (Schieferöl) werden will. Laut einer Erklärung wird Exxon 253 Dollar pro Aktie zahlen, wenn das Unternehmen ausschließlich Aktien erwirbt. Die Vereinbarung ebnet den Weg für die größte Übernahme von Exxon seit der Fusion mit Mobil im Jahr 1999 und ist die weltweit größte Unternehmensübernahme, die in diesem Jahr angekündigt wurde.

Bloomberg führt dazu aus: Die Transaktion bedeutet für die Anleger von Pioneer einen Aufschlag von 18 % auf den Schlusskurs vom 5. Oktober, als die Berichte über die bevorstehende Übernahme die Runde machten. Wenn die Übernahme zustande kommt, wird Exxon der mit Abstand größte Akteur im Permian Basin in Texas und New Mexico sein, und die Tagesproduktion des Unternehmens auf fast 4,5 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag steigern – 50 % mehr als der nächstgrößte Supermajor.

Die Aktien von Exxon fallen wegen der Übernahme im vorbörslichen Handel in New York um 2,7 %. Die Vereinbarung wird Exxons Bestand an noch zu erschließenden Bohrlöchern im größten Schieferbecken der Welt erheblich erweitern und dem Unternehmen Zugang zu einer großen Anzahl potenzieller Onshore-Bohrlöcher verschaffen, die im Gegensatz zu Tiefseebohrlöchern innerhalb weniger Monate in Betrieb genommen werden können und Exxon weitaus flexibler machen, um mit der schwankenden globalen Nachfrage Schritt zu halten.

Öl Pump Jack in Texas
Öl Pump Jack in Texas

Pioneer bringt Exxon im wichtigen Permian-Becken weit nach vorne

Das fusionierte Unternehmen wird das Äquivalent von 16 Milliarden Barrel Rohölreserven in der Permian-Region kontrollieren, heißt es in der Erklärung. Der Zusammenschluss von Exxon und Pioneer wäre auch der bisher größte Vorstoß eines großen Ölkonzerns in die Permian-Region und würde einen weiten Teil des Gebiets konsolidieren, in dem die Produktion zersplittert und größtenteils in den Händen unabhängiger Produzenten lag. Als die Schieferölproduktion im Permian-Becken Mitte des letzten Jahrzehnts zu boomen begann, waren große Unternehmen wie Exxon nirgends zu finden.

Supermajors mieden das Permian-Becken zunächst, weil sie skeptisch waren, dass die dortigen Bohrungen über einen ausreichend langen Zeitraum genügend Rohöl produzieren könnten, um große Gewinne zu erzielen. Es wurde jedoch deutlich, dass die kostengünstigen, leicht zu bohrenden Schieferbohrungen es den Unternehmen ermöglichten, die Produktion bei Bedarf schnell hochzufahren. Dies bedeutete eine revolutionäre Abkehr von den Offshore-Megaprojekten der Ölkonzerne, die Milliarden von Dollar kosten und ein Jahrzehnt der Planung erfordern. Das Permian-Ölfeld entwickelte sich zum ertragreichsten Ölfeld der westlichen Hemisphäre und machte die USA zum weltweit größten Produzenten.

Exxon wird zum größten Öl-Förderer in einem wichtigen Fracking-Feld

Neues Umfeld für mehr Investitionen in Öl-Quellen

Die großen Ölkonzerne wurden 2017 aufmerksam, als Exxon von der Familie Bass aus Fort Worth für 6 Milliarden Dollar Bohrrechte im Permian-Gebiet erwarb. Auch Chevron, Shell und BP wurden dort zu wichtigen Akteuren. Dennoch gibt es im Permian-Becken immer noch mehr als 1.000 Produzenten, und die großen Konzerne machen nur etwa 15 % der Gesamtproduktion aus.

Exxon ist schon seit Jahren auf der Suche nach einer weiteren bedeutenden Akquisition im Permian-Becken. Die Sterne standen jedoch nie richtig günstig. Die Finanzen des Unternehmens wurden während der Pandemie in Mitleidenschaft gezogen, als die Ölpreise einbrachen und die Ausgaben für große globale Projekte erhöht wurden, so dass Exxon gezwungen war, Milliarden von Dollar zu leihen, um Dividenden zu zahlen.

Der Krieg in der Ukraine veränderte die Landschaft. Exxon hatte seine Ausgaben bereits zurückgefahren, die Kosten gesenkt und von den Investitionen aus der Pandemiezeit profitiert. Dann ließ der Einmarsch Russlands die Ölpreise in die Höhe schnellen. Die Gewinne von Exxon stiegen im Jahr 2022 auf einen Rekordwert von 59 Milliarden Dollar. Die Aktien des Unternehmens legten im vergangenen Jahr um mehr als 80 % zu und lieferten damit die finanzielle Grundlage für ein bahnbrechendes Geschäft mit Pioneer.

Große Übernahmen in der Ölbranche in den letzten Jahrzehnten

Das Geschäft wird wahrscheinlich von der Federal Trade Commission einer strengen kartellrechtlichen Prüfung unterzogen werden. Präsident Joe Biden hat die Kommission gebeten, die hohen Benzinpreise zu untersuchen, und hat im vergangenen Jahr die Rekordgewinne von Exxon hervorgehoben und das Unternehmen beschuldigt, „mehr Geld als Gott“ zu verdienen.

Seit April, als der Vorstandsvorsitzende des kleineren Unternehmens, Scott Sheffield, ankündigte, dass er zum Jahresende in den Ruhestand gehen wolle, kursieren Fragen zu einer möglichen Übernahme von Exxon und Pioneer. Sheffield ist seit den 1970er Jahren im Permian-Gebiet tätig und gilt als Architekt des Schieferbooms, der die USA zu einer Ölhochburg gemacht hat.

Sheffields insgesamt mehr als 20 Jahre an der Spitze von Pioneer sind eine der längsten Amtszeiten von CEOs in der US-Ölindustrie. Vor mehr als 40 Jahren begann er im Permian-Becken zu arbeiten, wo er auch in den dunklen Jahrzehnten tätig war, als Supermajors wie Exxon das Becken verließen, um in Übersee nach Rohöl zu suchen. Als um 2010 die für Erdgasfelder entwickelten Bohr- und Fracking-Innovationen auf Ölvorkommen übertragen wurden, war Pioneer in einer guten Ausgangsposition, um zu einem der am schnellsten wachsenden Produzenten zu werden.

FMW: Es wirkt so, als gäbe es keine Abkehr von fossilen Brennstoffen, sondern eine regelrechte Renaissance bei Öl und auch bei Uran. Und solange zum Beispiel Deutschland nicht genug stabile Energie produzieren kann (woher auch immer), laufen hier ja auch die Kohlekraftwerke auf Hochtouren.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Eigentlich müsste der 46. US-Präsident Joe Biden die Fusion von ExxonMobil und Pioneer grundsätzlich begrüßen, weil er zurückliegend die US-Ölindustrie einmal aufforderte, die Gewinne möglichst im Heimatmarkt zu investieren.

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