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EZB: Bei „Zinsen noch Wegstrecke zurückzulegen“ – trotz Absturz der Wirtschaft?

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Die EZB will die Zinsen weiter anheben – obwohl sich die Anzeichen immer stärker verdichten, dass die Wirtschaft in der Eurozone vor schweren Zeiten steht. Da gilt inbesondere für die Wirtschaft in Deutschland, die bislang der „Wirtschaftsmotor“ Europas war. Aber dieser Wirtschaftsmotor „bricht zusammen“ – das haben heute veröffentlichte Daten einmal mehr gezeigt. So etwa die katastrophalen Zahlen vom Maschinenbau in Deutschland (-18% zum Vorjahresmonat) – dazu heute vormittag die Abwärtsrevision beim Einkaufsmanagerindex Gewerbe von schon miserablen 41,0 auf nun 40,6: alle Werte unter 50 zeigen Schrumpfung an. In den letzten Jahren war es nur kurz in der Finanzkrise und während der Lockdowns schlimmer.

Das gilt abgeschwächt auch für andere Industrieländer in der Eurozone. Aber dennoch will die EZB weiter die Zinsen anheben – und das ist offenkundig die Folge einer lange Fehleinschätzung über die Inflation. Lange spielte die EZB diese Inflation herunter, um dann schnell die Zinsen anheben zu müssen. Nun scheint sie sich auf die Anhebung der Zinsen mental eingeschossen zu haben – sichtbar in der Aussage von EZB-Chefin Lagarde „komme was wolle“.

Dabei fallen die Erzeugerpreise als Vorläufer für Inflation bereits stark – die EZB ignoriert das jedoch ebenso wie im Jahr 2021, als die Erzeugerpreise über 20% gestiegen waren, aber die EZB keine Gefahr für Inflation erkennen wollte. Ein Fehler zieht den nächsten nach sich – Fußballer wissen das..

Nun hat heute Bundesbankchef und EZB-Mitglied Nagel erneut betont, dass es weitere Anhebungen der Zinsen geben wird, wie Bloomberg berichtet.

EZB-Mitglied Nagel: Zinsen werden weiter steigen

Die Anhebung der Zinsen ist noch nicht am Ende, da die Aufwärtsrisiken für den Inflationsausblick überwiegen, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Montag in Frankfurt.

Entscheidungen über weitere Zinsanhebungen nach der EZB-Ratssitzung im Juli blieben zwar datenabhängig, doch “so wie ich das sehe, haben wir noch eine Wegstrecke zurückzulegen”, sagte Nagel in einer Rede bei einer Bankenkonferenz.

“Aufwärtsrisiken für den Preisausblick dominieren”, so Nagel. “Betrachtet man die Prognose, so ist eher mit höheren als mit niedrigeren Inflationsraten zu rechnen. So könnten etwa unerwartet starke Zuwächse bei Löhnen oder Gewinnmargen die Inflation auf mittlere Sicht ansteigen lassen.”

Während eine weitere Erhöhung der Zinsen am 27. Juli so gut wie sicher ist, diskutieren die Währungshüter noch darüber, wie stark sie danach noch steigen müssen, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Nagel hat sich deutlich für eine weitere Straffung ausgesprochen.

Die Kerninflation im Euroraum hat sich im Juni erneut beschleunigt, ein Rückschlag für die Währungshüter, die nach Anzeichen dafür Ausschau halten, dass die bisher vorgenommenen Zinserhöhungen um 400 Basispunkte Wirkung zeigen. Während sich die Anzeichen mehren, dass die Maßnahmen die Wirtschaftstätigkeit im verarbeitenden Gewerbe bremsen, ist die Nachfrage nach Dienstleistungen nach wie vor robust.

Nagel bekräftigte in der Rede auch, dass die EZB-Bilanz in den kommenden Jahren “erheblich” schrumpfen dürfte.

“Geldpolitische Herausforderungen in der Zukunft könnten es erfordern, dass wieder mehr Handlungsspielraum verfügbar ist”, sagte der Bundesbankpräsident. “Aus meiner Sicht spricht deshalb viel dafür, dass der Fußabdruck der Zentralbank im Markt künftig wieder deutlich überschaubarer wird. Das würde insbesondere eine deutlich kleinere Bilanzsumme bedeuten.”

Mit anderen Worten: die EZB will mit der Anhebung der Zinsen und der Reduzierung der Bilanzsumme Liquidität entziehen. Dabei sinkt die Geldmenge in der Eurozone bereits deutlich – und sinkende Geldmenge bedeutet einen Abschwung der Wirtschaft, nicht zuletzt durch Knappheit von Krediten.

Wahrscheinlich ist, dass die EZB die Zinsen so weit anhebt, bis „etwas kaputt“ geht – und sie dann wieder zurückrudern muß..

FMW/Bloomberg



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4 Kommentare

  1. klar, bis weit in den absturz, was will man machen, wenn jetzt das pentagon eine unterabteilung gegründet hat die nachteile der us bankenpleiten, kreditrisiken und zinsen für die us-unternehmen abzufangen :) da kann man sich ja nur gleich ergeben, alles im sinner der nationalen sicherheit!

  2. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann hat sich auch die EZB den Klimazielen verschrieben.
    Und dann erreicht sie mit höheren Zinsen ja schon ersteinmal, dass die Zombiefirmen nicht mehr produzieren, und die freiwerdenden Facharbeiter bei anderen Firmen arbeiten können. So wird schon einmal eine Menge Energie nicht mehr für ineffizient arbeitende Firmen benötigt.
    Dann werden die Firmen, die z. B. in den USA den roten Teppich ausgerollt bekommen, Subventionen und billige Energie bekommen können, freiwillig gehen. Die zehntausende von gut ausgebildeten Facharbeiter, die jedes Jahr ins Ausland gehen, verbrauchen dann auch keine Energie mehr, und Wohnungen werden frei, Kitaplätze für die Kinder, oder für die Schulausbildung wird es auch mehr geben.
    Ich denke, dass die EZB schneller den CO2 Ausstoß nach unten bekommt, als alle Heizungsgesetze zusammen.
    Schöne neue grüne Welt

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Manfred Wustling

    Was hat man denn erwartet, die EZB ist eine 100 prozentige Marionette des WEF.Wenn nicht in Europa die Wirtschaft crashen, wo dann.Das nennt man „Great Reset“

  4. Endzeit-Armageddon: Zinsen erhöhen und obendrauf die Bilanzsumme durch Verkauf der Schuldpapiere verringern. Mehr Crashpolitik kann die EZB nicht machen. 1929 lässt grüßen. Wird dem Markt der Kredit entzogen, ist das Geld nicht vorhanden, das Altschuldner mit dem Verkauf ihrer Waren- und Dienstleistungen für ihren Schuldendienst verdienen müssen. Sogar wenn die Unternehmen mit ihren Angestellten Tag und Nacht ohne Lohn schuften würden, gingen sie zwangsweise in den Bankrott, weil dem Markt das Geld entzogen wurde, mit dem Käufer bezahlen könnten. Die Preise sinken, unsere allerheiligsten Oligarchen und Herren des unbegrenzten Kredites können das Eigentum der zahlungsunfähigen Schuldner für nichts übernehmen.

    Inflation entsteht durch Kredite, die weder durch den Verkauf von Waren und Dienstleistungen getilgt werden, noch durch hinterlegte dingliche Sicherheiten vor Zahlungsausfall geschützt wurden. Inflation entsteht vor allem durch staatlich legitimiertes Falschgeld. Hohe Zinsen können daran nichts mehr ändern. Aber hohe Zinsen mit Rückgang der Kreditvergabe können den Mittelstand durch kalte Enteignung zugunsten unserer allerheiligsten Oligarchen vernichten. Die Tora beschreibt lang und breit, wie der Mittelstand einschließlich der Völker zugunsten einiger Oligarchen im Auftrage des „Einen und Einzigen“ zu vernichten ist.

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