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EZB akzeptiert Ratingagentur mit "europäischer Perspektive" EZB bricht Alleinstellung angelsächsischer Ratingagenturen

EZB bricht mit Scope Alleinstellung angelsächsischer Ratingagenturen

Die EZB bricht die Alleinstellung von angelsächsischen Ratingagenturen und wird nun mit Scope eine deutsche Ratingagentur „mit europäischer Perspektive“ akzeptieren, wie die Notenbank heute mitteilte. Wird eine europäische Ratingagentur die Bonität europäischer Staaten „gnädiger“ beurteilen als vor allem die drei großen Ratingagenturen aus den USA? Diese hatten etwa vor der Finanzkrise vor allem US-Finanz-Produkten Bestnoten verliehen – bevor diese dann regelrecht kollabierten. Allerdings hatte die US-Ratingagentur Fitch die Bonität der USA abgestuft – und dafür aus den USA heftige Kritik geerntet.

EZB beendet Alleinstellung von angelsächsischen Ratingagenturen

Scope Ratings hat von der EZB die Genehmigung erhalten, dem ausgewählten Kreis von Ratingagenturen beizutreten, deren Bonitätsbewertungen sie in ihrem Sicherheitenrahmen akzeptiert.

Die Analysen der in Berlin ansässigen Organisation werden nun zusammen mit vier langjährigen Konkurrenten zugelassen: DBRS Morningstar (Kanada), Fitch Ratings, Moody’s Investors Service und S&P Global (alle drei aus den USA), heißt es in einer am Freitag in Frankfurt veröffentlichten Erklärung.

„Diese Entscheidung ist das Ergebnis einer gründlichen Prüfung des von Scope Ratings eingereichten Antrags durch das Eurosystem“, so die EZB. Das „Go-Live“ ihrer Bewertungen für geldpolitische Zwecke wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

Die Änderung, die auf jahrelange Untersuchungen und Überlegungen der EZB und der ihr angehörenden Zentralbanken zurückgeht, ist ein entscheidender Schritt für Scope, dessen Bekanntheitsgrad bereits im Vorfeld der Entscheidung gestiegen war. Die Norges Bank hat sich im vergangenen Jahr für die Übernahme ihrer Ratings entschieden, während die schwedische Riksbank beschlossen hat, sie ab 2020 für Unternehmensanleihen zu verwenden.

Die Integration von Scope in die IT-Infrastruktur der EZB wird mehrere Monate dauern. Die Ratings für Asset-Backed-Securities „entsprechen nicht den Anforderungen der EZB und sind daher für geldpolitische Zwecke vorerst nicht geeignet“, so die Zentralbank.

Scope: Ratinagentur mit „europäischer Perspektive“

Scope wurde 2011 mit dem Ziel gegründet, „Kreditforschung und -bewertungen aus einer eindeutig europäischen Perspektive“ und „eine alternative Sichtweise zu den nordamerikanischen Ratingagenturen“ anzubieten, heißt es auf der Website.

Die europäischen Länder sehen sich derzeit einer verschärften Prüfung ihrer Kreditwürdigkeit ausgesetzt, da die Schuldenlast der Pandemie und die steigenden Pensionsverpflichtungen die öffentlichen Finanzen stärker in den Fokus rücken. Frankreich wurde im April von Fitch herabgestuft, während Italien weiterhin von Moody’s als Ramschland eingestuft zu werden droht.

Griechenlands Rating wurde letzten Monat von S&P Global Ratings auf Investment Grade angehoben – der erste derartige Schritt eines der drei großen Ratingagenturen seit der Schuldenkrise des Landes vor mehr als einem Jahrzehnt.

Der Rückgriff auf das Research dieser Unternehmen bei der Besicherung ist normalerweise ein banaler Aspekt der EZB-Finanzsanierung, der jedoch während der Staatsschuldenkrise des letzten Jahrzehnts an Bedeutung gewonnen hat, als die Marktturbulenzen ein Schlaglicht auf die divergierenden und manchmal exzentrischen Ansichten dieser Unternehmen warfen.

Im Jahr 2011 wurde das von Turbulenzen heimgesuchte Irland im Rahmen der Eurozone immer noch in dieselbe Risikokategorie wie Deutschland eingestuft, weil dies die damalige Einschätzung von DBRS war.

FMW/Bloomberg

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