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Fitch Downgrade für USA: Reaktion von Commerzbank, El-Erian, Krugman

Die Ratingagentur Fitch hat heute Nacht das Rating für die USA von AAA auf AA+ abgesenkt. Das ist schon eine Überraschung für die Märkte. Die Herabstufung des Ratings spiegelt laut Fitch die erwartete fiskalische Verschlechterung in den nächsten drei Jahren wieder, auch eine hohe und wachsende Staatsverschuldung und die Erosion der politischen Führung. Wie schätzen Experten dieses Downgrade ein? Hier dazu aktuell Aussagen von den Ökonomen der Commerzbank, und von Experten wie Paul Krugman und Mohammed El-Erian.

Commerzbank über Downgrade der USA durch Fitch

Kurzfristig dürfte das Fitch-Downgrade der USA laut den Experten der Commerzbank kaum Auswirkungen haben. Ihre Einschätzung lautet: Mit Moody’s stuft auch eine weitere große Ratingagentur die USA weiterhin mit der Bestnote AAA ein. Außerdem seien Treasuries unschlagbar in Sachen Liquidität und mit der Denominierung in der Weltleitwährung US-Dollar. Dies ändere allerdings nichts daran, dass sich die US-Staatsverschuldung auf einem nicht tragfähigen Kurs befinde. Wie kann dieses Problem gelöst werden? Der zunehmende Anteil der Zinsausgaben am Haushalt sorgt laut der Commerzbank für weiteren Leidensdruck. In den 1990er Jahren führte dies zu Bemühungen, den Haushalt zu konsolidieren. Allerdings war damals der Schuldenstand viel niedriger, und die politische Polarisierung weniger ausgeprägt. Somit sei dieses Mal ein dickeres Brett zu bohren.

Auch gehen die Ökonomen auf die Aussage der US-Finanzministerin ein. Zitat: In einer Stellungnahme hat US-Finanzministerin Yellen ihr deutliches Missfallen über diese Entscheidung kundgetan. Diese Ratingentscheidung sei „willkürlich“ und beruhe auf „“veralteten Daten“. Die USA hätten erhebliche Fortschritte bei zahlreichen der Indikatoren gemacht, auf die sich Fitch stütze. Nicht zuletzt beobachtet Yellen im Gegensatz zu den Analysten der Ratingagentur eine Verbesserung der Governance. Schließlich habe man zahlreiche Vorhaben überparteilich beschließen können, darunter die Anhebung der Schuldengrenze und das Infrastrukturpaket. Darüber hinaus sieht Yellen die US-Wirtschaft in einer sehr starken Position. „Die Entscheidung von Fitch ändert nichts an dem, was Amerikaner, Investoren und Menschen auf der ganzen Welt bereits wissen: dass US-Staatsanleihen nach wie vor die weltweit wichtigste sichere und liquide Anlage sind und dass die amerikanische Wirtschaft grundsätzlich stark ist.“

Reaktion von El-Erian, Krugman und Summers

Die prominenten Ökonomen Larry Summers und Mohamed El-Erian haben sich einer Reihe von Fachleuten angeschlossen und die Entscheidung von Fitch kritisiert, die USA herabzustufen, obwohl es in der größten Volkswirtschaft der Welt Anzeichen für Widerstandsfähigkeit gibt. Bloomberg berichtet hierzu: Der ehemalige Finanzminister Summers sagt, es gebe zwar Grund zur Sorge über die langfristige Entwicklung des US-Defizits, aber die Fähigkeit des Landes, seine Schulden zu bedienen, sei nicht in Frage gestellt. El-Erian, Chefvolkswirt der Allianz sagte, die Herabstufung sei „ein seltsamer Schritt“, der die Märkte wahrscheinlich nicht beeinflussen werde.

„Die Vorstellung, dass dadurch das Risiko eines Ausfalls von US-Schatzpapieren entsteht, ist absurd, und ich glaube nicht, dass Fitch neue und nützliche Erkenntnisse über die Situation hat“, sagte Summers in einem Telefoninterview. „Wenn überhaupt, dann haben die Daten der letzten Monate gezeigt, dass die Wirtschaft stärker ist, als die Leute dachten, was gut für die Kreditwürdigkeit der US-Schulden ist. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein seriöser Kreditanalyst dem Bedeutung beimessen wird“, sagte Summers, Professor an der Harvard University und bezahlter Mitarbeiter von Bloomberg TV.

Wirtschaftliche Schocks

Fitch senkte sein US-Rating um eine Stufe von AAA auf AA+ und begründete dies mit Steuersenkungen und neuen Ausgabeninitiativen sowie einer Reihe wirtschaftlicher Schocks, die das Haushaltsdefizit in die Höhe getrieben hätten. Dieser Schritt folgt auf die Entscheidung von S&P Global Ratings, die USA 2011 aus der höchsten Stufe herabzustufen, und lässt Moody’s Investors Service als einzige der großen Ratingagenturen die höchste Stufe beibehalten.

„Die Herabstufung des Ratings der Vereinigten Staaten spiegelt die erwartete Verschlechterung der Haushaltslage in den nächsten drei Jahren, eine hohe und wachsende Staatsverschuldung und die Erosion der Regierungsführung im Vergleich zu den mit ‚AA‘ und ‚AAA‘ bewerteten Ländern in den letzten zwei Jahrzehnten wider“, so Fitch in einer Erklärung. Diese Aushöhlung der Regierungsführung „hat sich in wiederholten Verzögerungen der Schuldengrenze und Beschlüssen in letzter Minute manifestiert“, so die Ratingagentur.

Stark steigende Zinslasten der US-Regierung

Trotz der Anfang Juni erzielten parteiübergreifenden Einigung über die Aussetzung der US-Schuldenobergrenze haben sich die Standards der Regierungsführung in Steuer- und Schuldenfragen in den letzten 20 Jahren stetig verschlechtert, und es wurden nur begrenzte Fortschritte bei der Bewältigung der steigenden Sozialkosten erzielt, schreiben die Analysten von Fitch.

Die Schuldenlast der USA wird bis 2025 118 % des Bruttoinlandsprodukts erreichen – mehr als zweieinhalb Mal so hoch wie der AAA-Medianwert von 39 %, so Fitch, das davon ausgeht, dass die Schuldenquote langfristig noch weiter steigen wird, was die Anfälligkeit der USA für künftige wirtschaftliche Schocks erhöht.

In den ersten neun Monaten des laufenden Haushaltsjahres belief sich das Haushaltsdefizit auf 1,39 Billionen Dollar, was einem Anstieg von etwa 170 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Dieser Anstieg ist zum Teil auf die steigenden Zinssätze im Zuge der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve zurückzuführen. Die Kosten für den Schuldendienst der US-Regierung stiegen um 25 % auf ein 11-Jahres-Hoch von 652 Milliarden Dollar.

Am Montag erhöhte das US-Finanzministerium seine Prognose für die Kreditaufnahme im Quartal Juli bis September auf 1 Billion Dollar, mehr als einige Analysten erwartet hatten, und deutlich mehr als die 733 Milliarden Dollar, die es Anfang Mai vorausgesagt hatte.

Perplex

„Die überwiegende Mehrheit der Ökonomen und Marktanalysten, die sich mit dieser Angelegenheit befassen, werden wahrscheinlich von den angeführten Gründen und dem Zeitpunkt ebenso verwirrt sein“, schrieb El-Erian in einem Beitrag auf Twitter, der in X umbenannten Social-Media-Plattform, und fügte hinzu: „Diese Ankündigung wird wahrscheinlich eher abgetan, als dass sie die US-Wirtschaft und die Märkte nachhaltig stört.

Die unmittelbare Reaktion der Finanzmärkte in Asien fiel relativ gedämpft aus. Staatsanleihen legten zu, da die Entscheidung entgegen der Intuition die Nachfrage nach Anleihen der größten Volkswirtschaft der Welt als Zufluchtsort ankurbelte. Der Dollar stieg gegenüber den meisten seiner Hauptkonkurrenten, während die US-Aktienfutures nachgaben.

Völlig absurd

„Fitch stuft die USA herab, eine Entscheidung, die weithin und zu Recht belächelt wird; sie macht nicht einmal nach ihren eigenen erklärten Kriterien Sinn“, schrieb der Nobelpreisträger und Kolumnist der New York Times Paul Krugman auf Twitter. „Dahinter steckt sicherlich eine Geschichte – aber was auch immer es ist, es ist eine Geschichte über Fitch, nicht über die Solvenz der USA“, sagte er.

Paul Krugman kritisiert das USA-Downgrade durch Fitch
Paul Krugman. Photographer: Christopher Goodney/Bloomberg

Die Entscheidung von Fitch sei „völlig absurd“, sagte Jason Furman, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University und ehemaliger Top-Wirtschaftsberater von Präsident Barack Obama. „Die Vereinigten Staaten befinden sich so gut in der AAA-Zone, dass kleine Veränderungen in der einen oder anderen Richtung keine Rolle spielen sollten“, schrieb Furman in einem Beitrag auf Twitter und bezog sich dabei auf Verbesserungen bei Fitch’s eigenen Schlüsselkriterien wie der makroökonomischen Leistung und dem Verhältnis zwischen Schulden und BIP.

James McCormack, globaler Leiter für Sovereign und Supranational Ratings bei Fitch Ratings, sagte, die Herabstufung basiere auf den mittelfristigen fiskalischen Aussichten für die USA, „die durch steigende Defizite und Staatsverschuldung gekennzeichnet sind“, und nicht auf Vorhersagen einer möglichen Rezession, schrieb er in einer E-Mail-Antwort auf Fragen.

„Unserer Ansicht nach werden die fiskalischen Kennziffern der USA in der kommenden Zeit im Vergleich zu anderen Ratingagenturen schlechter abschneiden, und wir sind nicht zuversichtlich, dass politische Maßnahmen vereinbart und umgesetzt werden, um der fiskalischen Verschlechterung entgegenzuwirken“, schrieb McCormack.

FMW/Bloomberg



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13 Kommentare

  1. Die genannte Entscheidung der Ratingagentur Fitch wird sicherlich auch im Rahmen des anstehenden BRICS-Gipfels thematisiert.

    1. Sicher nicht. Dort wird nur noch der Fahrplan besprochen und die diversen Organisationen unter einem Dach festgelegt.
      Welche Organisationen: IMF = New World Bank in Shanghai, Int. Handelsplätze = Shanghai und evtl. Dubai. Shanghai als Standort für Int. Zahlungsausgleich, was die BIZ in Basel überflüssig machen würde. Die Zentralbank der Zentralbanken. Und Dubai als Ersatz für London = Edelmetall und Devisen Markt.
      Warum Shanghai, weil RUS und Schina dort schon seit Jahren ihren Bilateralen Handel in Gold „abrechnen“. Außerdem ist dort auch die SCO = Shanghai Cooperation Organisation als „Dach-Organisation und die SGE = Shanghai Gold Exchange.
      Andere Organisationen: Sport-Organisationen für Männer und Frauen, Wirtschaftsorganisationen, die UN, Gesundheitsorganisationen (wurde oder wird gerade in Südafrika gegründet. Nix mehr WHO), usw. wurde alles schon kopiert und neu gegründet. Es muss quasi nur noch zusammengeführt werden. Afrika hat eine eigene Zentralbank mit Sitz in Ägypten, Kairo. Voll ausgestattet und Funktionsfähig, bereits im Geschäftsbetrieb für den Zahlungsausgleich innerhalb der Afrikanischen Staaten. Nix mehr IMF, Weltbank und UN.
      Damit es einen sanften System-Wechsel gibt.
      Die Saudi’s haben vor Monaten einen Teil (Barren = 700 Tn.) ihren Goldes mit einer ca. 5 cm hohen Staubschicht in das „neue/alte“ Metrischen Gewicht = 1000 gr., oder 1kg umschmelzen lassen. Das Endprodukt wurde bei der SGE hinterlegt, weil man ja offiziell ein Partnerschaft bei den BRICS++ anstrebt.
      Außerdem verfügen die beiden Partner Schina und Russland über die nötige Erfahrung mit den Crypto’s.

      Was Herrn S. Glazyew, enger Wirtschaftsberater von W. Putin und Urheber dieser neuen Goldgedeckten Crypto-Währung ermöglicht Gold als Zahlungsmittel International einzusetzen und bis auf viele Stellen hinter dem Komma herunter zu brechen.
      Die SGE wird ständig von unabhängigen Auditoren mehrerer Länder überwacht und auch ÖFFENTLICH zugänglich gemacht, damit nicht wieder Schmufix mit dem Gold andere Menschen/Staaten gemacht werden kann. Vertrauen!!
      Die US-Teasury hatte ihre letzte Audition 1953, niemand weiß, ob auch tatsächlich diese behaupteten 8000 Tn. Gold tatsächlich noch Fort liegen. Deutschland musste immerhin 9 Jahre auf die vollständige Rückführung warten. Und ca. 30% Deutschen Goldes liegt immer noch in Ausländischen Tresoren und wird sehr wahrscheinlich nie wieder in Deutschen Besitz kommen. Siehe Beschlagnahmung des Venezuelanischen Goldes durch die USA bis zur endgültigen Entscheidung wer den nun der Rechtmäßige Staatspräsident Venezuelas ist. Ein Urteil darüber ist wahrscheinlich erst im nächsten Jahrtausend zu erwarten. Das Gold liegt übrigens in Paris und wird wahrscheinlich als Sicherheit für weitere Druck-Orgien benutzt. Da ja Niger gesagt hat es gibt kein Gold mehr für F’s Macron.
      Eine Geldgedeckte Währung ist der Todesstoß für ALLE westlichen Grün-Sozialischen-Politiker und deren Expansive Schulden-Orgie.
      Es geht um Vertrauen. Und da verliert die USA und die EU.

      1. Antwort an FMW-Nutzer Tim. B am 02.08.23 um 13.49 Uhr: Sie scheinen am BRICS-Gipfel teilzunehmen.

  2. Riecht nach Panik.

    1. Moody ist eunzige Ratingagentur die AAA bei behalten hat,warscheinlich politisch motiviert. Bei den anderen Agenturen sitzen keine Idioten und sehen daß USA gen Süden abrutsch. Ja, Imperialismus, Stützpunkte auf der grenzen Welt kosten Geld

      1. Ist Moody’s nicht von JPMorgan und GoldmanSachs gegründet und Blackrock, Charles Schwab’s WEF & Co. und wird von dort auch „finanziert“??

  3. Also Krugman kann man sich sparen, der plabbert alles was seine demokratischen Parteigenossen wollen.Für was der den Nobelpreis bekommen hat????? „Selbstbeweihraucherung“

    1. Das ist die Inflationierung vom Nobelpreises. Den hat doch Bernanke, ehem. FED-Chair auch für die „Erfindung“ des Endlos-QE bekommen!
      Die Schweden glauben offenbar jeden Sch***!

  4. Das Finanzministerium sollte in Zukunft selber bestimmen wie gut sein Rating ist 💁🏼‍♂️ alles andere wäre ja absurd!

  5. USA mit 30 Billionen Dollar Schulden ist de facto Pleite. Der Schuldenberg vergrößert sich und Abhilfe sucht man vergebens

    1. Die USA waren am 15. Aug. 1971 schon zum 2. mal Zahlungsunfähig. Das erste mal 1932 unter Roosewelt, der seinen Panama-Kanal nicht bezahlen konnte. Deshalb auch die Rede von TrickyDick Nixon mit der Loslösung vom Goldstandard 1971.
      Die Durchschnittlich „Überlebensdauer“ von Fiat-Währung beträgt 100 Jahre. Der Gold-Dollar hat genau von 1909 (erste Gründung der FED) bis 1913 gedauert. Result 1914 war WW1 die Rettung. Fiskal und Schulden QE bis 1929. Was war da noch mal?!
      Dann 1933 = Gold-Konfiszierung (Diebstahl) durch Rossewelt. EK = 20 US-Dollar und ein Jahr später die Refinanzierung der USA durch Preismanipulation auf 32 US-Dollar WELTWEIT.
      CrashBoomBäng an der Wallstreet, gefolgt von der Großen Depression gefolgt von WW2.
      Heute: 2023 = 114 Jahre später. Dieses Fiat-Geld-System ist Überfällig!!!

      Einen hab‘ ich noch: 1788 war die Druckorgie in Frankreich zu Ende, gefolgt von einer „Neuen Währung“, dem Assiniart.
      6 Monate, 1789 später wurde die Bastille in Paris gestürmt = Französische Revolution und JEDE Menge Neuerungen auch International, Poppen nicht kloppen resultierte z.B. in der Industrielle Revolution, International.
      Und Saturn ist jetzt, nach 234 Jahren (der Umlauf-Zyklus des Saturn) wieder in’s Zeichen Wassermann gewechselt. Wann wurden USA offiziell nochmal gegründet???
      Geschichte wiederholt sich! Sie reimt sich NICHT, den beim Reimen kann man den Reim in’s Gegenteil verkehren!! Eine Wiederholung ist und bleibt eine Wiederholung, auch wenn sich ein paar Zeichen austauschen lassen.

  6. Wie sie sich alle aufregen, köstlich. Als damals in der Euro Krise die Europäer ständig abgestuft wurden, war aber alles natürlich objektiv.
    Wenn ne Ratingagentur halbwegs glaubwürdig bleiben will, ist ein AAA für die USA schlicht nicht drin. Bald 20% aller Einnahmen für reine Zinslast. Nicht nachhaltig!

    1. @Economist: Die Aufregung ist geschenkt. Das Rating ist natürlich subjektiv, objektiv ist der Blick in die Zukunft immer opak. Nur: Den Punkt Nachhaltigkeit verstehe ich nicht. Die Zinszahlungen des FD kommen den u.a. Vermögensverwaltern und den Pensionskassen/Arbeitslosenkassen zugute. Die BRD liegt heute bei Zinslast plus Arbeit/Soziales bei etwa 45%, also weit über den 20%. Das wäre nach ihren Kriterien erst Recht nicht nachhaltig.

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