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EZB-Chefin erneut prophetisch.. EZB-Chefin Lagarde: Wirtschaft in Eurozone bleibt schwach – aber alles wird bestimmt gut..

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EZB-Chef Lagarde hat heute in einer Rede vor dem Europäischen Parlament klar gestellt, dass die Wirtschaft in der Eurozone schwach ist – und für den Rest des Jahres schwach bleiben werde. Eine der Ursachen sieht sie in den gestiegenen Zinsen. Aber dann werde sicher alles besser..

EZB-Chefin Lagarde über Wirtschaft und Inflation: es wird alles gut, bestimmt..

Die EZB hatte bekanntlich die Zinsen nach langem Zögern dann stark angehoben – zuletzt aber hatte Lagarde klar gemacht, dass die Zinsen in der Eurozone erst einmal unverändert bleiben würden. Sogar die Möglichkeit einer Senkung der Zinsen hatte Lagarde in einer Rede am Freitag erstmals ins Spiel gebracht:

Die EZB habe nun Zeit, „..um zu entscheiden, wie viel Zeit wir haben, die Zinsen unverändert zu belassen und welche Entscheidung wir treffen müssen – nach oben oder unten.“

Heute dann Aussagen von Lagarde über Wirtschaft und Inflation vor dem EU-Parlament mit dem Tenor: die Wirtschaft ist schwach, aber es werde bestimmt besser, weil die Inflation doch absehbar sinke und dann auch die Nachfrage wieder zunehme.

Hat Lagarde hier erneut hellseherische Fähigkeiten? So wie im Dezember 2021, als Lagarde Zinsanhebungen für das Jahr 2022 faktisch ausschloß, weil die Inflation doch angeblich nur vorübergehend sei (damals lagen die Erzeugerpreise bereits weit über +20%)? Bezeichnend ist übrigens, dass Lagarde die mit Abstand längste Passage in ihrer heutigen Rede dem Thema „Überlegungen zum Klimawandel in der Geldpolitik“ widmete – ein Thema, das die Notenbank über den Umweg der Risiken in den Bankbilanzen als zu ihrem Mandat gehörig postuliert (die EZB hat kürzlich 20 Banken Strafzinsen wegen vermeintlich  nicht beachteter Klimarisiken angedroht).

Da der Zusammenhang zwischen Klimarisiken und Geldpolitik aber reichlich konstruiert wirkt und aus Sicht vieler Beobachter eine Manadats-Überschreitung der EZB bedeutet, beschränken wir uns auf die Wiedergabe der Aussagen Lagardes zu Wirtschaft und Inflation.

Wirtschaft und Inflation: Die Rede von EZB-Chef Christine Lagarde im Wortlaut

„Die Wirtschaftstätigkeit im Euroraum hat in den letzten Quartalen stagniert und dürfte auch für den Rest des Jahres schwach bleiben. Das reale BIP schrumpfte im dritten Quartal um 0,1%, was auf die zunehmenden Auswirkungen der höheren Zinsen, die schwache Auslandsnachfrage und die nachlassenden Impulse durch die Wiederbelebung der Wirtschaft nach der Pandemie zurückzuführen ist.

Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes ist weiter zurückgegangen, und die Tätigkeit im Dienstleistungssektor hat sich weiter abgeschwächt. Trotz der Konjunkturabschwächung bleibt der Arbeitsmarkt insgesamt widerstandsfähig, auch wenn es einige Anzeichen dafür gibt, dass das Beschäftigungswachstum gegen Ende des Jahres an Schwung verlieren könnte.

Die kurzfristigen Aussichten bleiben zwar gedämpft, doch dürfte sich die Wirtschaft in den kommenden Jahren wieder erholen, da die Inflation weiter zurückgeht, die Realeinkommen der privaten Haushalte sich erholen und die Nachfrage nach Exporten aus dem Euroraum zunimmt.

Lassen Sie mich nun auf die Inflation eingehen, die im Oktober weiter auf 2,9 % gesunken ist. Dieser Rückgang spiegelt einen allgemeinen Inflationsrückgang wider, wurde aber auch durch so genannte Basiseffekte begünstigt. Diese Effekte zeigten sich insbesondere in der niedrigen Energieinflationsrate, die bei -11,2 % lag. Auch die Nahrungsmittelinflation ist zurückgegangen, dürfte aber für den Rest des Jahres hoch bleiben. Dies steht im Gegensatz zu den Inflationsentwicklungen in den Vereinigten Staaten – dem ersten Thema der heutigen Anhörung -, wo sich die Lebensmittelinflation eher in Grenzen hielt, während die Kerninflation nach der Pandemie schneller anstieg.

Die Inflation ohne Energie und Lebensmittel hat sich weiter abgeschwächt. Sie ging im Oktober auf 4,2 % zurück, was auf einen Rückgang sowohl der Waren- als auch der Dienstleistungsinflation zurückzuführen ist. Die meisten anderen Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation sind ebenfalls zurückgegangen. Gleichzeitig ist der EZB-Indikator für die inländische Inflation – der Posten mit hohem Importanteil ausschließt – nicht sehr stark zurückgegangen, was die Tatsache widerspiegelt, dass die Inflation nun stärker von inländischen als von ausländischen Quellen angetrieben wird.

Der Druck auf die Löhne bleibt indessen stark. Nach unserer derzeitigen Einschätzung spiegelt dies vor allem Aufholeffekte im Zusammenhang mit der vergangenen Inflation wider und nicht eine sich selbst verstärkende Dynamik. Und wir gehen davon aus, dass die Löhne weiterhin ein wichtiger Faktor für die inländische Inflation sein werden. Gleichzeitig schwächt sich der Beitrag der Gewinne, die einen großen Teil des starken inländischen Preisdrucks der letzten Zeit ausmachten, jetzt ab.

Mit Blick auf die Zukunft gehen wir davon aus, dass sich der Inflationsdruck weiter abschwächt, auch wenn die Gesamtinflation in den kommenden Monaten wieder leicht ansteigen könnte, was vor allem auf einige Basiseffekte zurückzuführen ist. Die mittelfristigen Aussichten für die Inflation sind jedoch nach wie vor mit großer Unsicherheit behaftet!“



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