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Notenbank in schwieriger Lage EZB fürchtet Zweitrundeneffekte, aber Erwartung für Inflation sinken

EZB Zweitrundeneffekte Inflation

Die EZB wird nächste Woche die Zinsen weiter anheben um die nach wie vor hohe Inflation zu bekämpfen – vor allem die Kern-Inflation (also die Teuerung ohne Nahrung und Energie) sei noch viel zu hoch, es gebe keinen „Beweis“ für einen Rückgang dieser Kerninflation, so kürzlich EZB-Chefin Lagarde.

Dabei befindet sich die EZB in einem schwierigen Umfeld: nach zu langem Negieren der Inflation musste die Notenbank extrem schnell die Zinsen anheben – nun sind aufgrund des raschen Zinsanstiegs Kollateralschäden zu befürchten, wie die EZB selbst zugab.

Immerhin gibt es für die europäische Notenbank jetzt ein Hoffnungs-Zeichen: die Inflations-Erwartungen der Menschen sinken. Das ist deshalb eine gute Nachricht, weil Erwartungen Fakten schaffen: wer also eine steigende Inflation erwartet, zieht Käufe vor, verstärkt damit die Nachfrage weiter – mit der Folge einer weiter steigenden Inflation.

Hoffnung für EZB: Erwartung für Inflation sinken

Die Inflationserwartungen der Verbraucher in der Eurozone sind im April deutlich gesunken. Das dürfte jenen Rückenwind geben, die sich dafür aussprechen, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinserhöhungskampagne in diesem Sommer abschließen wird.

Die Erwartungen für die Inflation in den nächsten 12 Monaten fielen von 5% im März auf 4,1%, teilte die EZB am heutigen Dienstag mit. Für die kommenden drei Jahre sanken sie von 2,9% auf 2,5% und näherten sich damit dem mittelfristigen Ziel von 2%. Die Umfrage wird monatlich durchgeführt.

EZB Erwartung Inflation

Erwartungen für Inflation fallen in der Eurozone im April

Die Inflation selbst verlangsamte sich im Mai auf 6,1%, und die Kerninflation schwächte sich stärker als erwartet auf 5,3% ab. Die Umfrage der Europäischen Kommission zu den Inflationserwartungen für das kommende Jahr fiel auf den niedrigsten Stand seit 2020.

Da erwartet wird, dass die EZB die Zinsen nächste Woche anhebt, wird die Umfrage in die Debatte darüber einfließen, wie lange sie noch steigen müssen, um sicherzustellen, dass die Inflation auf das Zielniveau von 2% zurückkehrt.

Die Anleger und die meisten Ökonomen rechnen mit zwei weiteren Leitzins-Erhöhungen des Einlagensatzes um jeweils einen Viertelpunkt auf einen Höchststand von 3,75%.

Inflation: EZB fürchtet Zweitrundeneffekte

Im Euroraum zeigen sich laut EZB-Rat Klaas Knot inzwischen Zweitrundeneffekte durch höhere Energiekosten. Für die EZB werde es damit schwieriger, die Inflation bei den Verbraucherpreisen zu senken.

“Die Energiepreise schlagen auf andere Posten des Verbraucherkorbs durch, und insbesondere Löhne und Dienstleistungen haben die Inflationsfackel übernommen”, erklärte der niederländische Zentralbankchef am Dienstag in einer Rede in Luxemburg. “Der Preisdruck in diesen Bereichen dürfte schwieriger einzudämmen sein.”

In der nächsten Woche rechnen die Volkswirte mit einer weiteren EZB-Zinserhöhung, und im Juli mit einer erneuten Straffung der Geldpolitik. Knot hat bereits die Bereitschaft signalisiert, gegebenenfalls auch eine Zinserhöhung im September in Betracht zu ziehen. Im EZB-Rat zählt er zu den Falken.

Angesichts der bisherigen Zinserhöhungen liegt die Teuerung im Euroraum inzwischen zwar erheblich unter ihren Rekordwerten. Die Kerninflation, die Nahrungsmittel- und Energiepreise außen vor lässt, ist aber noch immer deutlich erhöht. Auf ihr ruht das Hauptaugenmerk der Währungshüter.

“Da die Inflation über einen langen Zeitraum hoch war, hat sich ein unterschwelliger Inflationsdruck aufgebaut”, führte Knot aus. “Infolgedessen beobachten wir jetzt Zweitrundeneffekte.”

Der Niederländer räumte ein, dass im Bankensystem immer noch Gefahren lauern könnten.

“Während die mittelfristige Inflations- und die längerfristige Finanzstabilitätspolitik jetzt besser aufeinander abgestimmt sind, droht angesichts der restriktiveren Geldpolitik ein kurzfristiges Finanzstabilitätsrisiko”, sagte Knot. “Höhere Zinsausgaben könnten letztlich bei Unternehmen einige Liquiditätsprobleme bewirken.”

FMW/Bloomberg

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