Allgemein

EZB-Direktorin Isabel Schnabel erklärt die rosa rote Zins- und Inflationswelt der Notenbanker

Isabel Schnabel ist eines der 6 Mitglieder im entscheidenden Direktorium der EZB. Ihre heute getätigten ausführlichen Aussagen beim 148. Baden-Badener Unternehmergespräch vermitteln nicht nur den detaillierten Blick auf die Sichtweise der EZB in Sachen Inflation und Zinsen. Man erhält als Leser auch einen Eindruck, wie die EZB auf die Kritiker ihrer Geldpolitik blickt. Hier wollen wir auszugsweise einige ihrer Aussagen abdrucken und kommentieren.

Rührend ist stets der Glaube beziehungsweise der Selbstbetrug von Notenbankern, dass man Preissteigerungen auf den Punkt genau steuern könnte – so auch heute sichtbar in der Aussage von Frau Schnabel, Zitat „Wir wollen, dass die Inflation sich dauerhaft bei 2 Prozent einpendelt, um den Weg aus dem Niedrigzinsumfeld nachhaltig zu ebnen.“

Die unwissenden Propheten

Hier Aussagen von Frau Schnabel zu den Propheten, den Schwarzmalern. Über die Pandemie hinweg zeigt sich ihrer Aussage nach ein anderes Bild als dasjenige, das manche „Inflations-Propheten“ in der öffentlichen Diskussion zeichnen. Die Menschen im Euroraum hätten über die vergangenen zwei Jahre durchschnittlich weniger an Kaufkraft verloren als im Durchschnitt über die 20 Jahre davor. Es gebe „nicht den geringsten Hinweis“ darauf, dass die aktuelle Geldpolitik zu permanent höherer Inflation oberhalb von 2 Prozent oder gar zu einer Hyperinflation führen werde. Entgegen manchen Prophezeiungen erwarte die EZB in ihrem Basisszenario, dass sich die Inflation im Euroraum ab Beginn des neuen Jahres wieder deutlich abschwächen und im Laufe der Zeit wieder unter unsere Zielmarke von 2 Prozent fallen wird.

Eine sachliche Einordnung der Gründe für die jüngsten Preisanstiege und eine Einschätzung der zukünftigen Risiken sind laut Isabel Schnabel nicht zuletzt deshalb wichtig, weil gerade in Deutschland aktuell wieder viele „Experten“ und Medien die Ängste der Menschen bedienen, ohne die Ursachen der Preisentwicklungen zu erklären. FMW dazu: Wer von höherer Inflation spricht, ist also nur ein Panikmacher und hat einfach keine Ahnung vom Thema?

Isabel Schnabel mal die rosa rote entspannte Inflations-Welt der EZB

Nullzins, Negativzins, seit Jahren keine Zinsen mehr, und auch keine Zinsen in Aussicht. Hohe Inflation, sehr hohe Preissteigerungen bei Vorlaufindikatoren (siehe beispielsweise heute Großhandelspreise auf höchstem Stand seit 1974) – alles kein Problem. Das sind alles nur Sondereffekte, so Isabel Schnabel. Entgegen manchen Prophezeiungen erwarte man bei der EZB im Basisszenario, dass sich die Inflation im Euroraum ab Beginn des neuen Jahres wieder deutlich abschwächen und im Laufe der Zeit wieder unter unsere Zielmarke von 2 Prozent fallen wird. Der Grund hierfür sei, dass die Inflation zurzeit wesentlich von statistischen Effekten getrieben werde. Vereinfacht ausgedrückt sei die Inflation heute vor allem deshalb so hoch, weil sie im Vorjahr so niedrig war. Rechne man also die Basiseffekte der Pandemie heraus, dann sei die Inflation momentan weiterhin eher zu niedrig als zu hoch.

Seit der globalen Finanzkrise betrug die Inflation im Euroraum durchschnittlich nur 1,2 Prozent. In Deutschland lag sie mit 1,3 Prozent laut Aussage von Isabel Schnabel nur geringfügig höher. In den zehn Jahren vor der Einführung des Euro war die Inflation in Deutschland im Durchschnitt hingegen mehr als doppelt so hoch. Herzstück der neuen EZb-Strategie sei das neue symmetrische Inflationsziel von mittelfristig 2 Prozent, welches das bisheriges Ziel einer Inflationsrate von unter, aber nahe 2 Prozent ersetzt. Diese Anpassung werde vielen Menschen unbedeutend erscheinen. Aus einem einfachen Grund sei es jedoch nicht unbedeutend. Das neue Ziel stelle unmissverständlich klar, dass man bei der EZB anhaltende Abweichungen vom Zielwert nach oben und nach unten als gleichermaßen schädlich empfinde. Diese Klarstellung sei wichtig, da die alte Formulierung zuweilen fehlinterpretiert wurde. Manche hätten sie als eine Obergrenze verstanden, die die Inflation nicht überschreiten sollte, während eine zu niedrige Inflation kein Problem sei.

Interessant ist auch diese Aussage von Isabel Schnabel: „Und während in Deutschland die Kerninflation momentan anzieht, ist sie in anderen Ländern, wie zum Beispiel Griechenland, weiterhin negativ.“ FMW dazu: Soll das ein gutes Argument dafür sein die lockere Geldpolitik so lange laufen zu lassen, bis auch Griechenland endlich mal kräftige Preissteigerungen erlebt? Könnte die Abweichung zwischen den Preisen in Deutschland und Griechenland nicht eher ein Indiz dafür sein, dass diese zwei Wirtschaftsräume einfach nicht unter das selbe Notenbankdach gehören?

Eine Straffung der aktuellen Geldpolitik der EZB würde den beginnenden Aufschwung (FMW: nach Corona oder seit Ende der Finanzkrise 2008?) abwürgen und das Erreichen des Inflationsziels der EZB erneut infrage stellen, so Isabel Schnabel. Und es würde die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie zweifelsohne verstärken. Wenn es gelingen würde den Teufelskreis aus zu geringem Preissteigerungsspielraum, zu geringem Wachstum würden sich mehren, dass die derzeitige Ausrichtung der Fiskal- und Geldpolitik das schaffen könne.

Es bestehe weitgehender Konsens, dass die EZB in der Pandemie durch ihre Maßnahmen eine schwere Finanzkrise – und somit eine Deflation – verhindert habe. Die Geldpolitik der EZB habe somit einen bedeutenden Anteil an der raschen wirtschaftlichen Erholung gehabt, die man heute sehe, ohne übermäßige Inflationsrisiken erzeugt zu haben, so Isabel Schnabel. Es gehe nun um die Frage, ob die EZB ihr Inflationsziel von 2 Prozent früher erreichen könne, als man es im Moment prognostiziert. Eine mittelfristige Inflation im Bereich von 2 Prozent wäre eine gute Nachricht für den Euroraum. Sie würde den Weg aus dem Niedrigzinsumfeld ebnen. Zusammengenommen wolle man angesichts der Erfahrung einer dauerhaft zu niedrigen Inflation vor allem eines verhindern: eine verfrühte Straffung der Geldpolitik (FMW: Welch eine überraschende Aussage).

Die Sorgen der Menschen sollen unbegründet sein

Laut Isabel Schnabel sind die Sorgen der Menschen vor einer hohen Inflation unbegründet. In Deutschland habe die Inflation im August mit 3,4 Prozent zwar den höchsten Wert seit 13 Jahren erreicht. Sie dürfte bis zum Jahresende auch weiter steigen. Diese Entwicklungen würden den Menschen verständlicherweise Sorgen bereiten. Ein Anstieg der Inflation reduziere die Kaufkraft und schmälert die Löhne und Zinserträge ausgedrückt in realen Größen – also nach Abzug der Inflation. Die inflationsbereinigten Zinsen auf Spareinlagen in Deutschland sind laut Isabel Schnabel nach dem jüngsten Preisschub nun deutlich negativ. Negative Realzinsen seien dabei grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Sowohl vor als auch nach der Einführung des Euro habe es immer wieder längere Zeiträume gegeben, in denen die Realzinsen negativ waren.

Der jüngste Anstieg der Verbraucherpreise falle jedoch in eine Phase sehr niedriger oder sogar negativer Nominalzinsen, was die Sorgen der Menschen verstärkt. Tatsächlich beobachten man bei der EZB seit der letzten Senkung unserer Leitzinsen im September 2019, dass Privatbanken negative Nominalzinsen zunehmend an ihre Kunden weitergeben. So hat sich der Anteil der negativ verzinsten Einlagen privater Haushalte laut Isabel Schnabel in Teilen des Euroraums seitdem mehr als verdoppelt, obwohl immer noch lediglich 9 Prozent aller Einlagen in diesen Ländern betroffen sind. Mit 43 Prozent sei der Anteil bei Unternehmenseinlagen hingegen bereits deutlich höher. Hier die Abschluss-Aussage von Isabel Schnabel im Wortlaut:

„Mir war es heute, in einem Umfeld steigender Inflationsraten, insbesondere in Deutschland, ein Anliegen, den Menschen die Sorge zu nehmen, dass die Inflation dauerhaft zu hoch bleiben wird oder sogar unkontrolliert in die Höhe schießt. Aller Voraussicht nach wird sich die Inflation im kommenden Jahr wieder spürbar abschwächen.“

Wollen Sie die Aussagen von Isabel Schnabel in deutscher Sprache in voller Länge lesen? Dann klicken Sie bitte an dieser Stelle.

EZB-Direktorin Isabel Schnabel
Isabel Schnabel. Foto: Gregor Fischer – Bankentag 2017 – Konferenztag CC BY 2.0



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

6 Kommentare

  1. Aufgabe der Notenbanken ist es schon immer, Inflation herbeizuführen. Denn dies ist im Sinne des Großkapitals. Dazu gehört natürlich auch, die Masse der Bevölkerung ruhig zu halten, sonst gelingt die Umverteilung von Unten nach Oben weniger gut. Hat das irgendjemand hier ernsthaft noch nicht verstanden?

    Ich finde nicht, dass man jemanden angehen sollte, der nur versucht seinen Job zu machen.

    Das Problem ist ausschließlich die bundesdeutsche Bevölkerung, die immer jeden Quatsch glaubt, den solche Würdenträger von sich gegen (müssen).

  2. Sie würde allen helfen, wenn sie einfach ihren Schnabel hält.

    HöHöHö ;-)

    (Den hat sie bestimmt schon öfter gehört ;-)

    1. Stellt sich die Frage, welches Tier hinter dem Schnabel steckt. Vielleicht ein Schnabeltier? Hier die Highlights dieses Geschöpfes:

      – eierlegendes Säugetier
      – gehört zu den Kloakentieren
      – Körperbau ist flachgedrückt und stromlinienförmig
      – keine Zähne, sondern lediglich Hornplatten am Ober- und Unterkiefer
      – Männchen gehören zu den wenigen giftigen Säugetieren
      – fallen für mehrere Tage in eine Kältestarre

      Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schnabeltier

  3. „Die Menschen im Euroraum hätten über die vergangenen zwei Jahre durchschnittlich weniger an Kaufkraft verloren als im Durchschnitt über die 20 Jahre davor. Es gebe „nicht den geringsten Hinweis“ darauf, dass die aktuelle Geldpolitik zu permanent höherer Inflation oberhalb von 2 Prozent oder gar zu einer Hyperinflation führen werde.“

    In welcher Realität lebt diese Frau?

    Die soll mal jungen Menschen erklären, warum z.B. die Häuserpreise explodiert sind und Normalverdiener ohne Erbe sich diese nicht mehr leisten können.
    Und nur weil dies einfach nicht in den offiziellen Inflationsraten berücksichtigt ist, heißt das nicht, dass es keinen Kaufkraftverlust des Euros gegeben hat.

    Viellicht macht die gute Frau mal ihren Job und sorgt für Kaufraftstabilität anstatt unter Hilfenahme der Banken die EU- Pleitestaaten zu finanzieren.

    Die hält die Bürger anscheinend für eine Herde dummer Schafe.

    Danke Frau Schnabel für Garnichts.

    1. @Richie Rich, Die hält die Bürger anscheinend für eine Herde dummer Schafe.
      Schwer zu sagen, ob sie das tut. Auf alle Fälle ist es der Herr Prophet Krall, der so etwas von den deutschen Bürgern schreibt.

  4. Ich bin einfach nur noch schockiert über solche Aussagen deutscher Würdenträger auf europäischer Ebene. Das ist moralisch/charakterlich in einem solchen Maße verwerflich, daß ich das nicht in Worte fassen kann.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage