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EZB-Notenbanker: ratlos

Es will einfach nicht klappen mit der Kreditvergabe in der Eurozone: so sind, wie heute gemeldet wurde, die Privat-Kredite im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut um 2,2% zurück gegangen.

In den letzten Tagen hat eine ganze Armada von EZB-Notenbankern daher versucht, den Anstieg des Euros zu bremsen – schließlich verstärkt eine weiter aufwertende Gemeinschaftswährung die Deflationsrisiken noch weiter, weil Importe dadurch billiger werden, während die Exportindustrie Umsatzeinbußen verzeichnet. All das entzieht Liquidität und macht die Sorgen der Notenbanker nachvollziehbar.

Immer mehr zeichnet sich nun ab, dass die EZB jetzt von reiner Rhetorik zu Taten schreiten dürfte. Selbst Bundesbankchef Weidmann, der nicht wirklich als größter Enthusiast einer ultralaxen Geldpolitik gilt, zeigt sich neuerdings offen für weitere Maßnahmen: so könne die EZB den Banken etwa Kreditpakete abkaufen, auch negative Einlagezinsen seien denkbar.

Vieles deutet darauf hin, dass die zweite Variante zum Zuge kommt: so sagte vorgestern der Chef der finnischen Notenbank, Liikanen, negative Einlagezinsen seien nicht mehr umstritten innerhalb der EZB. Subtext: die Bundesbank hat ihren Widerstand dagegen aufgegeben, sodass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung negative Einlagezinsen beschließen wird.

Aber würden damit die Probleme wirklich gelöst? Unwahrscheinlich. Denn das Problem ist letztlich von der EZB selbst geschaffen: die Kreditvergabe der Banken an die Wirtschaft stockt, weil die Banken vermeintlich risikofrei Staatsanleihen insbesondere der Europeripherie kaufen (siehe dazu unseren Artikel: „Die Wohlstandsillusion – Schneeballsystem Eurozone„). So fiel die Rendite (=Risikoprämie) für eine 5-jährige italienische Staatsanleihe gestern unter 2% – ein historischer Tiefstwert, der angesichts der massiven Probleme Italiens nur noch als absurd bezeichnet werden kann.

Um wirklich die Kreditvergabe der Banken anzukurbeln, müsste die EZB ihre Politik grundsätzlich ändern. Etwa dadurch, dass sie von den Banken den Einsatz von Eigenkapital beim Kauf von Staatsanleihen einfordert – und damit unattraktiver macht. Weidmann hatte diese Forderung wiederholt gestellt, hat aber unter Draghi keine Chance, damit durchzudringen.

Alles scheint aber nun auf negative Einlagezinsen hinauszulaufen, sprich Banken würden eine Art „Strafzins“ dafür zahlen, dass sie über Nacht Geld bei der EZB parken. Vorbild in dieser Hinsicht ist Dänemark, wo Banken bereits negative Einlagezinsen zahlen müssen, wenn sie Geld bei der dänischen Notenbank parken. Doch hat das im kleinen Nachbarland Folgen: dort explodieren die Kredite für den Immobiliensektor, ein gigantischer, von Banken befeuerter Immobilien-Anleihemarkt lässt dort eine Immobilienblase entstehen, gegenüber der die amerikanische Hausblase vor ihrem Platzen wie ein laues Lüftchen erscheint.

Und das bedeutet: sollten negative Einlagezinsen in der Eurozone kommen, werden die Banken noch stärker Staatsanleihen kaufen und die Staatsanleihen-Blase noch weiter befeuern. Oder in andere Sektoren investieren, etwa in den deutschen Immobilienmarkt. Oder gleich Aktien kaufen. Vermutlich würde die EZB dann den Banken garantieren, dass Aktien niemals fallen werden. Und das wäre doch mal wirklich eine gute Nachricht, oder? Grüße an Manfred..



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