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Trotz abgeschalteter Pipeline Nord Stream 1 Gasspeicher-Füllstände steigen seit Tagen – Hoffnungsschimmer?

Die Gasspeicher-Füllstände in Deutschland steigen seit Tagen leicht an. Ist das ein Hoffnungsschimmer? Schauen wir auf die aktuellen Daten.

Gas-Flamme auf einem Herd

Seit Anfang letzter Woche ist die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 abgeschaltet, und zu Ende dieser Woche soll die jährlich stattfindende übliche Wartung eigentlich beendet sein. Während sich nun fast ganz Deutschland fragt, ob die Pipeline Ende der Woche wieder ans Netz geht, sieht man mit Blick auf die täglich veröffentlichten Füllstände der deutschen Gasspeicher einen gewissen Hoffnungsschimmer. Schauen wir auf die aktuellsten Daten.

Gasspeicher-Füllstände steigen seit Tagen leicht an

Zum ersten Mal seit 13 Wochen sah man letzte Woche, wie die Füllstände der Gasspeicher in Deutschland sanken statt anzusteigen. Dies war eindeutig auf die abgeschaltete Pipeline Nord Stream 1 zurückzuführen. Noch am 11. Juli lagen die Füllstände bei 64,59 Prozent. Seitdem läuft es täglich wie folgt (laut Daten von „Gas Infrastructure Europe“:

12. Juli 64,53% / -0,06%
13. Juli 64,53%
14. Juli 64,58%
15. Juli 64,62%
16. Juli 64,81%

Ganz langsam sind die Füllstände der Gasspeicher in den letzten Tagen also wieder angestiegen. Und die Gasflüsse nach Deutschland? Zur Ansicht der Gasflüsse abseits der russischen Pipelines klicken Sie bitte rechts oben in der folgenden Grafik auf das Feld „Norway/Algeria/LNG/Russia“. Man sieht: Die Pipelines aus Russland liefern deutlich weniger Gas – vor allem wegen der abgeschalteten Pipeline Nord Stream 1. Aber gleichzeitig liefern die beiden danach wichtigsten Quellen (Norwegen und LNG-Gas per Tanker) in den letzten Wochen eine weitestgehend konstant gleichbleibende Menge.

Was lernen wir daraus? Es könnte durchaus möglich sein, dass der derzeit geringere Gas-Verbrauch in Deutschland in Verbindung mit den alternativen Lieferanten bewirkt, dass die Gasspeicher sogar minimal befüllt werden können. Kommt Deutschland also doch ohne Gas aus Russland aus? Das wäre wohl viel zu kurz gedacht. Denn man schaue auf die aktuell mehr als günstigen Faktoren, die es schaffen die Gasspeicher zuletzt sogar zu füllen, als da wären:

– Sommerferien: Millionen Deutsche sind außer Landes, und verbrauchen folglich kein Gas fürs Kochen in Deutschland
– Der Heizbedarf in Deutschland ist gerade bei Null dank der hohen Temperaturen
– Die Sparappelle der Politik könnten in geringem Umfang Wirkung zeigen
– Seit Wochen konstant hohe LNG-Lieferungen aus Übersee helfen den Bedarf zu decken

Bald werden wohl (wie vom Gesetzgeber gewünscht) Kohlekraftwerke in Deutschland hochgefahren, damit weniger Gas zur Stromerzeugung verwendet werden muss. Dieses nicht „verschwendete“ Gas soll in die Gasspeicher fließen, und damit die Füllstände vor Beginn der nächsten Heizperiode ansteigen lassen. Diese Entlastung könnte in den nächsten Wochen eine gewisse Hilfe sein, wenn es Schwierigkeiten bei Nord Stream 1 gibt.

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Aber: Vor allem wenn die Heizperiode im Herbst startet, und wenn zu wenig Gas über Nord Stream 1 kommt, dann könnte sich die Lage bei den Gasspeichern verschärfen. Aktuell jedenfalls, wo viele ideale Faktoren helfen, schaffen es die Füllstände der Gasspeicher tatsächlich leicht zuzulegen.

Nord Stream 1 wird erst später wieder hochgefahren?

Der Gas-Experte Stephen Stapczynski weist auf aktuelle Berichte hin, wonach die zurück erwartete Turbine für Nord Stream 1 wohl erst am 24. Juli geliefert sein wird. Der Einbau werde 3-4 Tage dauern, und wirklich startbereit sei die Anlage dann erst Anfang August. Jeder Tag, wo die Pipeline später wieder hochgefahren wird, wird die Angst in Europa in Sachen Versorgungssicherheit vergrößern.

Nachträgliche Anmerkung: Bei den Gasspeicher-Tagesdaten für 15. und 16. Juli lag ein Tippfehler vor, die Daten wurden korrigiert.



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9 Kommentare

  1. Gas Speicher werden voller, aber zu welchem Preis.
    Das wird genauso ein Fiasko, wie die Maskenbeschaffung.
    Aber der Deutsche Michel, ist brav der zahlt das schon!

    1. Wir zahlen auch das GAS für die Ukraine was aus DE zurückgepumpt wird,nach Polen u die nach UA

  2. Für mich sind 61,81% am 16.7. eindeutig weniger als 64,58% am 14.7..
    Damit wird der Inhalt des Artikels komplett auf den Kopf gestellt.

    1. Sorry Matthias, Schreibfehler auf unserer Seite, 64 statt 61 sind richtig!

  3. Also ich bin nicht so gut mit Zahlen. Aber ich sehe da knapp 3 % weniger Füllstand am 16. Juli

    1. Hi Andre, Schreibfehler bei uns, es sind 64 und nicht 61%.

  4. Hey, also ich kann einfach nicht mehr verstehen warum wir uns diese Politik gefallen lassen! In anderen Ländern gehen die Menschen auf die Straße und sagen, das ihnen das was unsere Politiker machen nicht mehr in Ordnung ist. Sie verschwenden Steuergelder in Milliarden hohe und wir dummen deutschen lassen es uns gefallen!!!! Deutschland hat sich von Russland sowie von der Türkei und anderen Ländern abhängig gemacht und jetzt zahlen wir die Rechnung dafür. Ich bin alleinerziehende Mutter und habe jetzt schon angst vor der Gas Rechnung am Ende des Jahres und ich bekomme keine Zuschüsse, weil ich 42 Euro über dem Satz bin! Allen wird geholfen und ganz besonders unsere Politiker helfen sich selbst, indem sie sich mal eben schnell ihre diäten erhöhen um die Inflation auszugleichen! Und wir sollen schön die Füße still halten. Ich weiß nicht wo das noch hin führen soll und wird! Herr Lindner und Co sind wir doch egal, die machen ihr Ding solange sie wollen. Und wenn sie irgendwann mal aus der Politik ausscheiden und gehen müssen, kassieren sie noch ordentlich ab! Also ich habe die Nase voll von unseren Super Politikern!!!!!

  5. Wenn die Daten stimmen verstehen ich das Problem nicht ganz.
    Laut Bundesnetzagentur liegt der maximale monatliche Gasverbrauch bei ca. 130 TWh/Monat (im Januar). Laut den Diagrammen liefern alleine Norwegen und LNG pro Tag je 4 TWh. (~ 4 000 000 000 KWh pro Tag je Norwegen/LNG = 4 TWh pro Tag). Auf einen Monat wären das 240 TWh (4 * 2 * 30), also deutlich über dem maximalen Verbrauch von 130 TWh… was stimmt da nicht?

  6. Das meiste Gas wird aktuell in die tschechische Republik und nach Polen weiter exportiert. Nur ein Bruchteil kommt in den Speichern an.

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